Viele Krisen auf einmal belasten die Wirtschaft
IHK-Konjunkturklimaindex stürzt ab

Michael Zeinert: "Wir brauchen keine aus der Zeit gefallenen Vorschriften“ | Foto: tonwert24.de
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Preissteigerungen bei Einsatzmaterialien, Rohstoffen und vor allem bei Energie drücken auf die konjunkturelle Stimmung der Unternehmen. Das zeigt der Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) für den Wirtschaftsraum Nordostniedersachsen, zu dem der Landkreis Harburg gehört. Im zweiten Quartal 2022 sank demnach der Konjunkturklimaindikator, der sowohl die aktuelle geschäftliche Lage der Unternehmen als auch ihre Geschäftserwartungen abbildet, um zehn Punkte auf 75. Niedriger hatte er in den vergangenen zehn Jahren lediglich zu Beginn der Corona-Krise gelegen. Für die Konjunkturumfrage Nordostniedersachsen schätzten im Juni und Juli 195 Betriebe aus den Landkreisen Harburg, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen und Celle ihre aktuelle und künftige Wirtschaftslage ein.
„Gestörte Lieferketten sorgen für einen sich weiter verschärfenden Mangel an Einsatzmaterialien und Rohstoffen sowie für erhebliche Preissteigerungen", erklärt IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert. Auf der Nachfrageseite belasteten die Inflation, steigende Zinsen sowie Unsicherheiten über den weiteren Kriegs- und Pandemieverlauf das Konsum- und das Investitionsklima. "Insgesamt bezeichnen mehr als 84 Prozent der befragten Unternehmen die derzeitigen Energie- und Rohstoffpreise als ein gravierendes Risiko für ihre weitere Geschäftsentwicklung“, so Zeinert.
In allen Wirtschaftsbereichen sei ein Stimmungstief zu verzeichnen, am härtesten treffe es den Einzelhandel. Der Konjunkturklimaindikator der Branche gab um zwölf Punkte nach und erreicht aktuell einen außerordentlich niedrigen Stand von 53 Punkten. Herbe Verluste um zehn auf 84 Punkte musste auch der Großhandel einstecken. Die Stimmung in der Dienstleistungswirtschaft bleibt dagegen im Sommer stabil, der Indikatorstand liegt mit 94 Punkten lediglich um drei Punkte niedriger als im Frühjahr.
Mit ihrer aktuellen geschäftlichen Lage zeigt sich die heimische Wirtschaft immerhin noch mehrheitlich zufrieden. So beurteilen 30 Prozent der Unternehmen die eigene Situation derzeit als gut und 45 Prozent als zufriedenstellend. Jedes vierte Unternehmen vermeldet dagegen eine schlechte Geschäftslage. Die Geschäftserwartungen der regionalen Wirtschaft waren bereits im Frühjahr wegen des Kriegs in der Ukraine stark eingebrochen. Zum Sommer hin haben sie sich nun nochmals verschlechtert. Lediglich acht Prozent der Unternehmen rechnen mit besseren Geschäften – dagegen befürchten 54 Prozent in den kommenden zwölf Monaten teilweise erhebliche geschäftliche Einbußen.
Schon aktuell klagt der Großteil der befragten Unternehmen über längere Wartezeiten und höhere Einkaufspreise für Rohstoffe und Vorprodukte. Zwei Drittel vermelden einen merklich gestiegenen Planungsaufwand für die Beschaffung von Einsatzmaterialien. 30 Prozent der Betriebe können bestehende Aufträge nicht abarbeiten und jeder achte Betrieb muss seine Produktion reduzieren oder gar stoppen.
„Nicht nur die energieintensiven Unternehmen sind angesichts der kritischen Energie- und speziell der Gasversorgungslage in allergrößter Sorge“, kommentiert Zeinert. „Soweit es möglich ist, bereiten sich die Betriebe wegen des drohenden Gasmangels mit Hochdruck auf den Ersatz von Erdgas in ihren Feuerungs- und Produktionsanlagen vor. Allerdings stoßen sie dabei auf Umweltbehörden, die auf ihre geringen genehmigungsrechtlichen Spielräume hinweisen. Unflexible umweltrechtliche Vorgaben verhindern so eine schnelle Umstellung der Anlagen auf andere Brennstoffe.“ Um einen Gasnotstand zu verhindern, müsse die Politik schnellstmöglich größere Spielräume für die befristete Duldung von genehmigungsbedürftigen Feuerungsanlagen schaffen. „Generell braucht es zur Bewältigung der aktuellen Krisensituation investitionsfreundliche Rahmenbedingungen und keine aus der Zeit gefallenen Vorschriften“, so Zeinerts Fazit. (os/nw).

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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