Große Resonanz auf Vorstoß von Stephan Schmidt zur Zukunft des Einzelhandels
"Viele haben innerlich schon aufgegeben"

Stieß die Diskussion über die Zukunft des Einzelhandels an: Stephan Schmidt
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(os). Auf viel Resonanz ist der WOCHENBLATT-Artikel "Das ist deutlich mehr als ein Hilferuf" gestoßen, in dem Stephan Schmidt, Geschäftsführer von Smile Records in Buchholz, vor dem Aussterben des Einzelhandels in den Innenstädten warnt. Wie sehen die Leser die Entwicklung? Wir veröffentlichen einige Zuschriften - in Teilen gekürzt.
• Sie kaufe nur selten im Internet, weil sie die örtlichen Geschäfte unterstützen wolle, erklärt Hanne Krüger aus Harsefeld (Landkreis Stade). "Was halten Sie von der Idee, die Sache mal umzudrehen?", fragt sie. "Dass man sich im Internet den Artikel ansieht, ein Geschäft in der Nähe dazu findet, um dort den Artikel zu kaufen." Damit wäre vielen geholfen.
• Gerade das Einkaufszentrum Buchholz Galerie versuche alles, um die Kunden zu vertreiben, erklärt Peter Kröncke aus Rosengarten (Landkreis Harburg). "Ununterbrochen ertönt ein penetrantes Genöle aus verborgenen Lautsprechern, das nur entfernt an Musik erinnert", kritisiert Kröncke. Die ständige Beschallung verbiete einen gemütlichen Aufenthalt z.B. im Eiscafé in Ebene 3. "So bleibt man eben draußen", erklärt Peter Kröncke.
• WOCHENBLATT-Leser Hanns Bunck schreibt: "Ich zitiere gern die Bibel: Alles hat seine Zeit! So ist es wohl auch mit dem stationären Einzelhandel."
• "Es sind nicht nur die Kunden, die sich bewegen müssen, auch die Einzelhändler sollten in sich gehen und schauen, wo der Hund begraben liegt", erklärt Herbert Schumacher auf der WOCHENBLATT-Facebookseite. Als Beispiel nennt er seine Suche nach einem Tiefkühlschrank. Ein Händler habe das gesuchte Modell in der Ausstellung gehabt. Inklusive Lieferung, Altgeräteentsorgung und Verpackungsmitnahme sei der Preis um 230 Euro teurer als im Internet gewesen. "Die Bemerkung der Verkäuferin, dass der Preis nicht verhandelbar wäre, ohne dass wir danach gefragt haben, verleitete uns auch nicht gerade dazu, uns weiter im Geschäft umzusehen", berichtet Herbert Schumacher. Ein anderer Händler habe das Wunschgerät nicht im Lager gehabt, wollte aber am selben Tag zurückrufen. "Auf den Anruf warten wir seit acht Wochen", so Schumacher. Er wolle gerne bei lokalen Einzelhändlern kaufen: "Aber so?"
• "Viele Geschäftsinhaber haben anscheinend innerlich schon aufgegeben. Sie wirken lustlos, hoffnungslos und ihre Geschäfte scheintot", schreibt Klaus Bremer aus Stelle. Dabei wäre eine gründliche Analyse der eigenen Vorzüge, Leistungen, Kompetenzen, Sortiments- und Geschäftsgestaltung, Werbung und Mitarbeiterschulung ein sinnvoller Weg, um Maßnahmen zum Überleben einzuleiten, erklärt der ehemalige Einzelhändler. Der Kunde erwarte von der Firma vor Ort ehrliche Beratung, Qualitätsware, umfangreiche Leistung und faire Preise. "Handel, Handwerk und Dienstleister müssen lernen, dass sie alle im selben Boot sitzen. Das WIR muss wichtiger werden als das ICH", fordert Klaus Bremer.
• "Die Lebenswirklichkeit hat sich geändert", schreibt Christiane Holst aus Neu Wulmstorf. Die arbeitenden, jüngeren Menschen hätten heute viel weniger Zeit, um shoppen zu gehen. Ältere Menschen hielten ihr Geld beisammen, um für die Kosten der Pflege im Alter gewappnet zu sein. "Ich denke, dass es zu viele Geschäfte gibt", erklärt Christiane Holst.
• Viele Einzelhändler verstünden nichts von modernem Marketing, betont WOCHENBLATT-Leser Wolfgang Gowin. "Der Umsatz wird nicht durch hohe Preise, sondern durch Volumen erzielt. Volumen wird durch niedrigere Preise als die Konkurrenz umgesetzt", erklärt er. Amazon sei nicht billig. Jeder Einzelhändler sollte beginnen nachzudenken, wie er an Kunden komme. Voraussetzung sei, dass auch die Kommunen mitspielen, z.B. bei den Parkgebühren: "Weg mit den Park-ablässen für Einzelhandelskunden in den Innenstädten", fordert Gowin.
• "Ich halte die Entwicklung für schlecht. Für viele Kunden zählt heute nur noch billig, billig, billig", kritisiert Heinz Niedermeier aus Winsen. Er rät Einzelhändlern, sich zusammenzuschließen und einen Weckruf an die potenzielle Kundschaft zu schicken. Er habe vor einigen Jahren einen Bericht aus einer Kleinstadt gelesen, in der Einzelhändler in einer konzertierten Aktion drei Tage lang ihre Schaufenster mit Pack- und Zeitungspapier beklebten. Die Folge: Die Kunden machten lange Gesichter, weil sie glaubten, dass die Geschäfte nicht mehr existierten. Durch eine ähnliche Aktion könnten die Kunden vielleicht "mal wachgerüttelt werden".
• Der Artikel spreche eine Entwicklung an, die leider schon seit Langem in fast allen Innenstädten zu beobachten sei, erklärt Alexander Kühl, Vorsitzender des Vereins Stadtmarketing Buchholz. Die starke Konkurrenz durch den Onlinehandel, die oft stiefmütterliche Behandlung der Innenstädte durch die Verwaltungen und die rapide steigenden Mieten seien einige Gründe. "Aber auch der lokale Handel ist gefordert, durch moderne Ideen und einen guten Service seine Vorzüge zu nutzen", betont Kühl. Der Stadtmarketingverein wolle dem Trend entgegenwirken. "Voraussetzung hierfür ist eine gute Kommunikation zwischen allen Beteiligten und die Bereitschaft zur Veränderung", so Kühl. Nur durch einen regelmäßigen Austausch könne ein "Wir-Gefühl" entstehen.

Stieß die Diskussion über die Zukunft des Einzelhandels an: Stephan Schmidt
"Wir brauchen Bereitschaft zur Veränderung", fordert Alexander Kühl (re.), Vorsitzender von Buchholz Marketing, hier mit seinem Vorgänger Jan Bauer | Foto: Buchholz Marketing
Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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