Fracking: Zukunft der Rohstoffförderung oder Risiko fürs Grundwasser
![Fracking: Ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien wird mit hohem Druck in den Boden gepresst, um im Gestein eingeschlossenes Öl zu fördern | Foto: Fotolia goce ristesk](https://media04.kreiszeitung-wochenblatt.de/article/2015/04/10/3/136583_L.jpg?1556254208)
- Fracking: Ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien wird mit hohem Druck in den Boden gepresst, um im Gestein eingeschlossenes Öl zu fördern
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mi. Rosengarten. Zukunft der Rohstoffförderung oder lebensfeindliche Technologie? Am Thema „Fracking“ scheiden sich die Geister - auch bei uns in der Region. Vor dem Hintergrund, dass Fracking auch im Landkreis Harburg nicht ausgeschlossen ist, lädt das Freilichtmuseum am Kiekeberg am kommenden Mittwoch, 15. April, um 18 Uhr unter dem Titel „Angst ums Heidewasser: Fracking“ zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion ein.
Dort werden Dr. Ingo Engelmann und Renate Maaß von der Bürgerinitiative „Kein Fracking in der Heide“, Dr. Klaus Vieten und Dr. Neil McMahon vom Unternehmen Kimmeridge GmbH, Dr. Johannes Peter Gerling von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Prof. Dr. Calmano, Hydrochemiker und emeritierter Professor der Technischen Universität Harburg, über die Chancen und Risiken der Technologie diskutieren. Geleitet wird die Gesprächsrunde von der Journalistin Dr. Tanja Busse.
Auch im Landkreis Harburg ist Fracking keinesfalls ausgeschlossen. Die Firma Kimmeridge GmbH, eine Tochter des US-Mutterkonzerns Kimmeridge Engery, hat für das sogenannte Aufsuchungsfeld Oldendorf, das sich über Teile der Landkreise Lüneburg und Harburg erstreckt, eine Erlaubnis, nach Rohstoffen zu suchen. Ob die Amerikaner dort auch fracken steht noch nicht fest. Die Gefahr bestehe, so Dr. Ingo Engelmann von der BI „Kein Fracking in der Heide“. In dem Areal sei ohne Fracking Öl gefördert worden bis die Vorkommen erschöpft waren. „Wenn jetzt die Förderung wieder anlaufen soll, ist der Einsatz von Fracking nicht auszuschließen.“
Hintergrund: In den USA hat Fracking die Möglichkeit eröffnet, aus einstmals versiegten Ölfeldern wieder fördern zu können. Ein Fracking-Boom ist die Folge. Dank dieser neuen Technologie exportieren die Vereinigten Staaten wieder Öl. Das war 40 Jahre lang undenkbar. Optimisten sehen die Supermacht sogar auf dem Weg zum weltgrößten Öl-Exporteur. Industrie und Wirtschaft mahnen, Europa könnte den Anschluss verlieren.
Kritiker wie die BI warnen allerdings. Dr. Ingo Engelmann: „Fracking gefährdet unser Wasser.“ Fakt ist: Für die Förderung braucht es riesige Mengen Trinkwasser. Der Verbrauch ist so groß, dass dafür eigene Brunnen gebohrt werden müssten. Engelmann: „Im Vergleich zur Lieferung von Heidewasser nach Hamburg sind das ganz andere Dimensionen.“ Eine weitaus größere Gefahr sei aber die nicht auszuschließende Kontamination des Grundwassers.
Hintergrund: Beim Fracking fällt - wie bei der konventionellen Förderung - sogenanntes Lagerstättenwasser an. Ein Gemisch aus Öl, Salzen, Schwermetallen und anderen Umweltgiften. Gängige Praxis ist, dieses Abfallprodukt im Boden zu verpressen. So wurden bis 1993 bei konventioneller Öl-Förderung im Raum Meckelfeld/Hamburg rund 8,6 Millionen Kubikmeter der Flüssigkeit im Untergrund entsorgt. „Experten bezweifeln, ob das Wasser dort dauerhaft sicher vom Grundwasser getrennt ist“, erklärt Engelmann. Dazu käme, Lagerstättenwasser werde oft in Leitungen über weite Strecken transportiert. Leckagen könnten hier schwerwiegende Folgen haben. Ist dieses Risiko kalkulierbar? Auch darum wird es bei der Diskussion am Kiekeberg gehen.
Redakteur:Mitja Schrader |
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