Torfabbau als Klimakiller?
(jd). Moorschutz ist Klimaschutz: Nach dieser Devise will künftig die rot-grüne Landesregierung handeln. Vor allem Hochmoore binden erhebliche Mengen des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2). Wegen ihrer Bedeutung als wichtige CO2-Speicher sollen Moorgebiete nun verstärkt unter Schutz gestellt werden. In Hannover hat man vor, sämtliche Vorranggebiete für den Torfabbau aus dem Landesraumordnungsprogramm (LROP) zu streichen. Mögliche Auswirkungen auf den Landkreis Stade sind noch nicht einzuschätzen. Derzeit wird kreisweit in fünf Moorgebieten Torf gestochen - von zwei Unternehmen. Deren Betriebsgenehmigungen laufen zum Teil bis 2040.
"Der Verlust der Moore ist ein Klimakiller", erklärt der neue Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne). Als "aktiver Beitrag" des Landes zum Klimaschutz sei nun vorgesehen, Moore als natürliche CO2-Speicher einzustufen. Schützenhilfe bekommt Wenzel von seinem Amtskollegen Christian Meyer (Grüne) aus dem Agrarressort. Dieser will die geplante Änderung des LROP "unverzüglich" auf den Weg bringen. Es soll der Einsatz von Ersatzstoffen im Gartenbau anstelle von Torf gefördert werden.
Die von der neuen Landesregierung vorgegebene Marschroute wird im Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP), das der Landkreis derzeit neu auflegt, bereits eingeschlagen: "Ziel soll es sein, im Zuge der Klimastabilisierung, leistungsfähige CO2-Speicher durch Moore großflächig zu installieren." So steht es im aktuellen Entwurf.
Landkreis weist sechs Torfabbaugebiete aus
Trotz dieser Zielsetzung sind auch im neuen RROP sechs Flächen für die industrielle Torfgewinnung ausgewiesen. Der Landkreis will an diesen Vorranggebieten für den Torfabbau zunächst festhalten und abwarten, wie es auf Landesebene in Sachen Moorschutz weitergeht. Ursprünglich tauchten in der ersten Entwurfsfassung des neuen RROP vor einem Jahr nur noch zwei Vorranggebiete auf: das Kehdinger Moor nördlich von Groß Sterneberg und das Neulander Moor bei Wischhafen.
Damals hieß es, die anderen Gebiete müssten nicht mehr explizit ausgewiesen werden, da dort langfristige Torfabbau-Genehmigungen vorlägen. Dagegen wehrte sich die Torfstecher-Lobby - mit Erfolg: Die fraglichen Flächen kamen wieder ins RROP. Hingegen fand die Forderung der Umweltverbände BUND und NABU, keine neuen Abbau-Gebiete wie das Kehdinger Moor auszuweisen, kein Gehör. Das Argument der Kreis-Planer: Es stehe so im LROP und diese Vorgabe sei verbindlich.
Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium bestätigte auf WOCHENBLATT-Nachfrage, dass der bereits laufende Torfabbau im Landkreis Stade von den neuen Vorgaben zum Moorschutz nicht betroffen sein wird. Es gebe keine rechtliche Handhabe, bestehende Genehmigungen zu widerrufen oder zu verkürzen, heißt es aus Hannover.
• Industrielle Abtorfungen werden im Kreis Stade von den Firma Euflor und der Hawita-Gruppe vorgenommen. Folgende Moore sind betroffen (in Klammern Abbau-Fläche und Laufzeit des genehmigten Abbaus): Aschhorner Moor (133 ha / bis 2025), Königsmoor (162 ha / bis 2025), Neulander/Wolfsbrucher Moor (114 ha / bis 2040), Beckdorfer/Goldbecker Moor (98 ha / bis 2028) sowie Weißes Moor (59 ha / bis 2030).
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