"Nur Worte, keine Taten!"
Bürgermeister und Gemeindedirektoren sind sauer auf Stromversorger Tennet / Info-Veranstaltung geplatzt
ig. Drochtersen. "Das ist ein Affront gegen unsere Region", schimpft Hans-Wilhelm Bösch, Bürgermeister der Gemeinde Drochtersen. " Uns sind Informationen versprochen worden. Und wieder kommt nichts", empören sich auch Samtgemeindedirektoren Edgar Goedecke (Nordkehdingen) und Holger Falke (Oldendorf/Himmelporten).
Die drei Politiker sind sauer auf Tennet. Der Stromversorger hatte den Kommunen eine Informationsveranstaltung am 19. Dezember in Himmelpforten zugesagt - und am vergangenen Montag in einem Schreiben, das dem WOCHENBLATT vorliegt, wieder abgesagt. Inhalt: Aus organisatorischen Gründen könne vor Weihnachten kein Info-Termin durchgeführt werden.
Der Hintergrund: Im Rahmen der Energiewende soll die Trasse bis zum Jahr 2022 den Offshore-Windstrom von Schleswig-Holstein über Nord- und Osthessen ins fränkische Grafenrheinfeld bringen. Für die Trasse gibt es eine Vielzahl von Routen-Alternativen. Besonders betroffen sind die Gemeinde Drochtersen sowie die Samtgemeinden Oldendorf-Himmelpforten und Nordkehdingen. Planungs-Varianten der "Strom-Autobahn" verlaufen direkt durch die drei Kommunen (das WOCHENBLATT berichtete).
Erfahren davon haben die Gemeindevertreter vor Wochen aus der Zeitung, luden deshalb Tennet-Kommunikationsleiter Martin Groll am 20. November zu einem Gespräch ins Drochterser Rathaus ein und übten massive Kritik. Vorwurf: Die Belange der Bürger würden nicht ernst genommen. Tennet habe Transparenz versprochen. "Aber die gibt es nicht. Jedenfalls nicht bei uns", schimpfte Holger Falcke. Groll sprach von einem "bedauerlichen Versehen", versprach zügige "Besserung" und sagte die Info-Veranstaltung in Himmelpforten zu. "Und jetzt die Absage. Worte und keine Taten", wettert Bösch.
Anvisiert sei vom Netzbetreiber jetzt ein Termin Ende Januar. Das schürfe Argwohn. Längst hätte es eine Veranstaltung zu diesem so wichtigen Thema geben müssen. Falcke: "Oder will man mit uns nicht sprechen?" So würden viele Fragen offen bleiben. Zum Beispiel: Wie ist der genaue Verlauf der Trasse? Welche Variante wird favorisiert? Welche Auswirkung hat die Trasse auf die Wohnbebauung in der Nähe? Der Samtgemeindedirektor vermutet sogar, die mangelnde Transparenz werde bewusst in Kauf genommen, "weil man Ärger erwartet".
Die Gemeinde-Chefs sind sich einig: Mit dem Info-Event in Himmelpforten hätte der Vetrauensverlust abgebaut werden können. So aber werde mit der Vorgehensweise die Mitsprache mit Füßen getreten und die Menschen verunsichert.
Redakteur:Dirk Ludewig aus Stade |
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