90-Jähriger wegen zweifachen versuchten Mordes vor dem Landgericht
"Sie hat mich nur noch genervt"

Ernst H. kam mit seinem Rollator 
in den Gerichtssaal   Foto: thl
  • Ernst H. kam mit seinem Rollator
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Motiv: Streit ums Geld / Angeklagter bestreitet Tötungsabsicht

thl. Lüneburg/Elbmarsch. Fast 60 Jahre waren Ernst und Gertrud H. (*Namen geändert) verheiratet, dann wurde der mittlerweile 90-Jährige fast zum Mörder. Dafür muss sich der Senior seit Donnerstag vor dem Lüneburger Landgericht verantworten. Der Vorwurf: Ernst H. soll in der Nacht zum 23. Februar zunächst versucht haben, seine schlafende Frau (84) mit einem Kissen zu ersticken. Das klappte aber glücklicherweise nicht. Neun Tage später schlug er ihr mit einem Gummihammer von hinten auf den Kopf. Doch Gertrud überlebte auch diese Tat. Daraufhin versuchte Ernst H., sich selbst das Leben zu nehmen. Er wurde jedoch gerettet und kam in Untersuchungshaft (das WOCHENBLATT berichtete).

Das Motiv für die Tat war Streit ums Geld. Finanziell ging es dem kinderlosen Ehepaar immer gut. Es teilte seinen Wohlstand mit der Familie. So bekam z.B. der Enkel von Ernst, der einen Sohn mit in die Ehe gebracht hatte, einmal 10.000 Euro zu Weihnachten. Andere Verwandte wurden mit rund 40.000 Euro unterstützt. Doch irgendwann ging der Streit um das Geld los. Gertrud H. warf ihrem Mann vor, zu viel auszugeben. "Ich wollte Vorsorge treffen, falls wir mal ins Heim müssen, und für unsere Beerdigung", sagte das Opfer vor Gericht aus. Dabei wurde sie immer misstrauischer, warf ihrem Mann vor, er habe seinem Sohn insgesamt weitere 60.000 bis 100.000 Euro aus dem gemeinsamen Tresor im Haus zukommen lassen. "Die Summe habe ich geschätzt", sagte sie aus. Ernst H. streitet das ab "Sie hat mich regelrecht gegängelt. Sämtliche Kosten hat sie bis aufs Kleinste ermittelt und aufgeschrieben. Sogar die Zutaten für das gemeinsame Mittagessen. Obwohl sie mindestens 330.000 Euro auf ihrem Konto hatte", sagte der Angeklagte und fasste zusammen: "Sie hat mich nur noch genervt." Eine Tötungsabsicht bestritt Ernst H. jedoch: "Ich wollte ihr nur einen Denkzettel verpassen."
Und auch Gertrud H. wollte wohl zunächst nicht glauben, dass ihr Mann ihr etwas antun wolle. "Als er mir das Kissen auf das Gesicht drückte, kam es zum Kampf, den ich gewann", sagte die Seniorin. Anschließend habe sie ihn in ihr Bett geholt und ihn zur Beruhigung gestreichelt. Später habe man zusammen gefrühstückt - so, als ob nichts gewesen wäre.
Der Prozess geht am Freitag, 16. August, um 9.30 Uhr (Saal 21) weiter. Unter Umständen könnte dann auch schon das Urteil gesprochen werden.

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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