Bäume weichen den Eichen
jd. Harsefeld. Waldspaziergänger, die in den kommenden Wochen im Harsefelder Forstgebiet Braken unterwegs sind, werden sich wahrscheinlich über die unzähligen dicken Baumstämme wundern, die sich dann entlang der Wege stapeln. Doch die Naturfreunde müssen nicht in Sorge sein, dass ihr geliebter Wald von Kahlschlag bedroht wird. Bei der großangelegten Baumfällaktion in dem von den niedersächsischen Landesforsten verwalteten Waldgebiet geht es nicht um kommerzielle Interessen, sondern um Belange des Naturschutzes. Die Axt wird nur an Fichten und Buchen angesetzt. Diese müssen aus ökologischen Gründen den Eichen weichen.
"Die Eichen des Braken bieten vielen seltenen und zum Teil bedrohten Tier- sowie Pflanzenarten einen wichtigen Lebensraum", erklärt der Harsefelder Forstamtsleiter Dr. Otto Fricke. Daher sei es wichtig, andere Baumbestände, die die alten Eichen zunehmend bedrängen, zu reduzieren. Der Braken gilt im waldarmen Landkreis Stade als einer der bedeutsamsten naturnahen Wälder. Im Gegensatz zu vielen in jüngerer Zeit angelegten Forstgebieten ist der Braken von einem reichen Bestand an Laubbäumen geprägt.
Nach Auskunft von Fricke werden auf rund 100 Hektar Fichten und Buchen gefällt. Da der Braken unter besonderem Schutz steht - insgesamt sind dort mehr als 600 Hektar Waldgebiet als "Flora-Fauna-Habitat" (FFH) ausgewiesen -, gelten für die Baumfäll-Maßnahme strenge Vorgaben. So musste das Okay der Naturschutzbehörde eingeholt werden. Zuvor nahm eine Expertin eine umfangreiche Waldbiotopkartierung vor.
Um den sensiblen Waldboden mit seinen besonderen Populationen an Kleinlebewesen zu schützen, wird eine spezielles Kettenfahrzeug bei der Holzernte eingesetzt: ein sogenannter Elliator, dessen Raupenketten auf einer extrem großen Fläche aufliegen und so einen besonders geringen Druck auf den empfindlichen Boden ausüben. "Die Schonung der Waldböden ist eine Kernvorgabe für die ökologischen Waldentwicklung", sagt Fricke. Der Elliator sei daher eine optimale Lösung, um die abgeholzten Baumstämme zu den Wegen zu schaffen.
Für die Dauer der Forstarbeiten (voraussichtlich bis Anfang Dezember) müssen Waldbesucher mit Sperrungen einzelner Waldgebiete rechnen. Waldwege, die durch den Abtransport der Stämme in Mitleidenschaft gezogen werden, sollen laut Fricke nach dem Abschluss der Holzabfuhr wieder hergerichtet werden, sobald es die Witterung zulässt.
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