Ein Blick unter die Borke
jd. Harsefeld. Steht die Harsefelder Luthereiche noch im "Lutherjahr"? Ein tückischer Pilz gefährdet den stattlichen Baum. Wird die altehrwürdige Luthereiche noch in zwei Jahren vor der Harsefelder Kirche stehen? Diese Frage treibt derzeit den Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde um. Schließlich wird 2017 das "Lutherjahr" begangen, mit dem an den 500. Jahrestag des "Thesenanschlags" und den damit verbundenen Beginn der Reformation erinnert werden soll. Auch in Harsefeld soll dieses Datum gebührend gefeiert werden. Da wäre es schade, wenn der prächtige Baum, der 1883 zu Ehren des Reformators gepflanzt wurde, vorher der Axt zum Opfer fiele. Nach Auskunft eines Experten schwächt ein Pilz die stattliche Eiche.
Äußerlich ist am rund 1,40 Meter dicken Stamm kaum etwas zu sehen: Nur ein unscheinbarer Fruchtkörper von der Größe eines Tennisballs weist auf den Pilzbefall hin. Doch dem geschulten Auge des Baum-Sachverständigen Gerrit Schröder verrät bereits der Blick in die Krone, dass etwas nicht mit der Eiche stimmt: "Die Vitalität des Baumes scheint schlecht zu sein. Das viele Totholz ist ein Anzeichen dafür, dass sich im Inneren ein Pilz ausbreitet."
Um der Sache auf den Grund zu gehen, nutzt Schröder High-Tech: Mittels eines speziellen Tomografen, der Schallwellen quer durch den Stamm aussendet, kann sich der Baum-Fachmann einen Überblick über den Zustand hinter der Rinde verschaffen. Für die Messungen werden rundum im Stamm einfache Dachpappen-Nägel versenkt. Daran werden Sensoren angebracht, die mit dem Messgerät verkabelt sind. Um die Abstände genau auszumessen, setzt Schröder einen überdimensionalen, elektronischen Zirkel ein.
Dann geht es an den eigentlichen Messvorgang: Per Funkhammer, den Schröder sachte auf die Nägel schlägt, werden die Schallwellen ausgelöst. Ein Computer, der per Bluetooth verbunden ist, registriert die Daten. Eine Spezial-Software erstellt daraus dann eine Grafik. "Braune Bereiche stehen für Holz, das in Ordnung ist, und blaue Bereiche zeigen an, dass es womöglich Hohlräume oder faule Stellen gibt", erläutert Schröder.
Gemeinsam mit dem Kirchenvorstands-Geschäftsführer Dieter Stienen schaut er gleich vor Ort das Mess-Ergebnis an: Auf dem Tomogramm ist in 50 Zentimeter Höhe eine große blaue Fläche zu sehen. Dass gibt Anlass zur Sorge: Der Stamm ist offenbar durch den Pilz in Mitleidenschaft gezogen worden. Allerdings müsse nicht befürchtet werden, dass die Eiche einfach beim nächsten Sturm umkracht, so Schröder: "Noch ist die restliche Rinde stark genug und die Stabilität des Baumes nicht gefährdet." Es besteht also Hoffnung, dass die Eiche das Jubeljahr zu Ehren ihres Namensgebers noch erlebt.
• Auch Privatleute können Gerrit Schröder kontaktieren: www.baumkletterdienst.de
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