Harsefelder Pfadfinder sind sauer: Landkreis will deren langjähriges Fahrtendomizil verkaufen

Die Gruppenleiter der Harsefelder Pfadfinder sind verärgert: Der Landkreis will die historische Walkmühle (im Hintergrund) "abgeben", so die offizielle Formulierung
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jd. Harsefeld/Ohrensen. Die Harsefelder Pfadfinder vom Stamm "Horse" müssen sich neue Ziele für die Wochenendfahrten ihrer Gruppen suchen. Fast alle Touren gingen bisher in die Walkmühle im Nachbarort Ohrensen. Doch damit ist unerwartet Schluss: "Der Kreisjugendpfleger teilte mir auf einem Treffen nebenbei mit, dass der Schlafraum im Dachgeschoss ab sofort aus Brandschutzgründen gesperrt ist", berichtet Stammesführer Torben Dankers. Die Pfadis wundern sich: Der Stamm "Horse" nutzt das Gebäude, das sich im Eigentum des Landkreises befindet, seit fast 40 Jahren. Bislang gab es bei den jährlichen Begehungen keine Beanstandungen.

Stein des Anstoßes soll nun ein Fenster sein, das angeblich zu klein ist, um es als zweiten Fluchtweg zu nutzen. "Völliger Irrsinn", meint Dankers. Sein Selbsttest beweist es: Der nicht gerade zierliche Pfadfinderchef passt locker durch das Fenster. Warum es für Kinder und Jugendliche kein geeigneter Fluchtweg sein soll, bleibt ihm schleierhaft. Gegenüber dem WOCHENBLATT bestätigt Kreisbaurat Hans-Hermann Bode, dass eine Kontrolle Mängel ergeben habe. Nach seinem Kenntnisstand sei die Nutzung des Dachraumes als Matratzen-Schlaflager nie genehmigt gewesen, so Bode.

Diese Aussage halten die Pfadis für einen schlechten Scherz. Sie verweisen auf die Internet-Seite des Landkreises: Dort ist nachzulesen, dass die Walkmühle als "Übernachtungseinrichtung der Kreisjugendpflege" über einen Schlafraum mit 18 Matratzen verfügt.

Womöglich steckt hinter dem Nutzungsverbot für den Dachraum aber auch Kalkül: Bode bestätigt nämlich, was im Ort schon länger gerüchteweise kursiert: Der Landkreis will das in die Jahre gekommene Gebäude offenbar loswerden. Grund dürften die hohen Sanierungskosten sein: Das Gebäude befindet sich teilweise in einem schlechten baulichen Zustand. Bevor der Landkreis hohe Summen aufwendet, wird er sich wohl eher von diesem Ojekt trennen.

Die Pfadfinder haben indes die Hoffnung noch nicht aufgegeben, Sie wandten sich an Landrat Michael Roesberg, der das Thema Walkmühle jetzt zur Chefsache machen will: "Die Harsefelder Pfadfinder stehen unter meinem Schutz".

Zur Geschichte der Walkmühle

Die Walkmühle am Ohrensener Tiefenbach wurde im 17. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt. Mit dem Wasser angetriebenen Mühlrad wurden Stampfer bewegt, die Stoff und Felle walkten. Anfang der 1930er Jahre wird die Walkmühle dann für die Jugendarbeit genutzt. Nach dem Verbot der freien Jugendgruppen durch die Nazis nimmt die Hitlerjugend das Gebäude in Beschlag. Bei Kriegsende ist es völlig zerstört. In mühevoller Kleinarbeit bauen die Pfadfinder die Walkmühle später wieder auf. Sie steht unter Denkmalschutz.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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