Privates Carsharing in Harsefeld: Positive Bilanz nach einem Jahr
jd. Harsefeld. Es war kreisweit die erste private Carsharing-Initiative: Seit Juni 2017 bietet der Harsefelder Grünen-Politiker Ralf Poppe seine "Familienkutsche", einen mehr als 15 Jahre alten Renault Scenic mit gut 200.000 Kilometern auf dem Tacho, über das Internet-Portal www.drivy.de zur Vermietung an. Nach einem Jahr zieht der "Auto-Verleiher" eine positive Bilanz. Auch seine Kunden sind offenbar sehr zufrieden: Bei Drivy erhielt Poppe durchweg die höchsten Bewertungen. Allerdings waren es auch erst zehn Nutzer, die Poppes Angebot wahrgenommen haben. Einziger Wermutstropfen: Poppe erhielt eine Kündigung von seinem bisherigen Autoversicherer.
"Ein Ratskollege hatte mich gefragt, ob die Kfz-Versicherung mit dem Carsharing einverstanden ist", berichtet Poppe: "Darüber hatte ich mir gar keine Gedanken gemacht, weil das Auto im Rahmen der Ausleihe über die Allianz versichert ist." Eine Nachfrage bei seiner Assekuranz sei dann ernüchternd gewesen: "Die forderten mich auf, die Versicherung zu wechseln." Die Begründung: Die Nutzung für eigene Zwecke und für das Carsharing könne nicht eindeutig abgegrenzt werden. Das könne zu Schwierigkeiten bei einer Schadensregulierung führen.
Poppe wandte sich dann an die Allianz als Drivy-Partner: "Dort wurde ich problemlos aufgenommen." Nachdem er die Frage des Versicherungsschutzes geklärt hatte, nahm er sein zwischenzeitlich eingestelltes Angebot wieder auf. Seine Kunden, die sich vor der Anmietung auf dem Carsharing-Portal registrieren müssen, hatten Poppes Wagen aus den unterschiedlichsten Gründen gemietet: Die einen nutzten ihn wegen der Anhängerkupplung, weil sie Gartenabfälle abtransportieren wollten, für einen anderen diente er als Ersatz für den eigenen Pkw, der zur Reparatur in der Werkstatt war und eine Familie aus Spanien verwendete ihn als Leihwagen während des zweiwöchigen Besuchs bei Verwandten.
Die Kosten halten sich im Rahmen: Im Durchschnitt sind pro Tag 24 Euro zu zahlen, inklusive 200 Kilometer. "Je länger die Ausleihe dauert, umso günstiger wird der Tarif", erklärt Poppe: "Die Benzinkosten trägt natürlich jeder selbst." Die Anmietung erfolgt via Internet. Bei Abholung erledigt Poppe dann die Formalitäten per Smartphone-App: "Ich scanne den Führerschein ein, erfasse die persönlichen Daten und mache acht Fotos vom Auto."
Alles weitere läuft über das Carsharing-Portal. Vollkasko, Haftpflicht und sogar eine Mobilitätsgarantie sind in der Automiete enthalten. Poppe selbst nutzt seinen Wagen nur sporadisch: Meist fahre er Rad, sei aber auch viel Bussen und Bahnen unterwegs. In den Renault Scenic steigt er, wenn er sein Rad transportieren möchte, um damit im Urlaub oder am Wochenende auf Tour zu gehen.
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