Kommentar
Katastrophale Wahlbeteiligung in der Samtgemeinde Harsefeld
Wähler der Samtgemeinde Harsefeld nahmen Wahlrecht nicht wahr "Stell dir vor es ist Wahlsonntag und keiner geht hin" - so ist es am vergangenen Sonntag in der Samtgemeinde Harsefeld abgelaufen. Eigentlich sollten die 18.399 Wahlberechtigten ihre neue Samtgemeindebürgermeisterin Ute Kück wählen. Die Wahlbeteiligung lag aber nur bei katastrophalen 26,24 Prozent. Heißt: Lediglich 4.828 Wähler fühlten sich willens und in der Lage, ihr Kreuz auf dem Stimmzettel bei Ja oder Nein zu machen. Zeitweise mussten die Wahlhelfer in der Eissporthalle mehr als 30 Minuten warten, bis mal wieder ein Wähler den Weg ins Wahllokal fand.
Eine Pleite für die Demokratie, wenn Bürger ihr Wahlrecht nicht nutzen. Auch Corona kann kaum als Ausrede herhalten. Schließlich ist eine Briefwahl immer möglich und in den Wahllokalen wurde alles dafür getan, ein mögliches Ansteckungsrisiko zu minimieren.
Allerdings gibt es kritische und berechtigte Fragen: Was bringt eine Wahl, bei der sich schon im Vorfeld die Fraktionen auf eine Kandidatin einigen? Schließlich lebt die Demokratie bei einer Wahl von der Auswahl. Zwar hätten sich die Wähler am Ende auch gegen Kück entscheiden können. Aber was dann? So viele Wahldurchgänge, bis das Ergebnis stimmt, die Kandidatin hinschmeißt und/oder ein weiterer Kandidat aufgestellt wird? Vermutlich würde auch das alles nichts an der Beteiligung ändern.
Bei einer solch katastrophalen Wahlbeteiligung, die sich in den vergangenen Jahren immer weiter verschlechtert hat, könnte die Politik landauf und -ab sogar einmal darüber nachdenken, wieder zu einem Hauptverwaltungsbeamten zurückzukehren, der vom Rat und nicht von den Bürgern gewählt wird. Dann könnte man sich diesen finanziellen und bürokratischen Aufwand so einer Bürgermeister-Wahl ohne nennenswerte Wahlbeteiligung einfach sparen.
Jaana Bollmann
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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