Schizophrenie beim Strom?
jd. Harsefeld. Von wegen "Klimakommune": Harsefelds Grüne sind sauer, dass SPD und Freie Wähler keinen Ökostrom wollen. Wie passt das zusammen? Voller Stolz verkünden Harsefelder Politiker und Verwaltungsmitarbeiter - allen voran Rathaus-Chef Rainer Schlichtmann - immer wieder, dass die Geest-Gemeinde als einer von wenigen Orten in Niedersachsen den Titel "Klimakommune" führen darf. Und dann lehnt der Bauausschuss des Fleckens einen Antrag der Grünen ab, künftig nur noch Ökostrom zu beziehen. Es ging um Mehrkosten von rund 1.500 bis 2.500 Euro. Die CDU stimmte mit den Grünen, eine Mehrheit aus SPD und Freien Wählern (FWG) möchte das Geld lieber für andere Zwecke einsetzen.
"Das ist doch schizophren", ärgert sich Hartwig Holthusen. Der Harsefelder Grünen-Politiker ist in Rage: Einerseits werde bei jeder Gelegenheit auf dem "Klimakommunen"-Image herumgeritten und die Vorreiterrolle Harsefelds bei der Energie-Einsparung in öffentlichen Gebäuden betont - andererseits sei es einer Mehrheit der Politiker egal, woher der Strom komme. "Wer sich den Klimaschutz auf die Fahnen schreibt, muss auch Energie aus regenerativen Quellen beziehen", meint Holthusen. Alles andere sei inkonsequent.
Anlass für den Grünen-Vorstoß ist die Neuausschreibung der Stromversorgung für die öffentlichen Gebäude wie Kindergärten oder Dorfgemeinschaftshäuser sowie die Straßenlaternen. Der bestehende Vertrag endet zum 31. Dezember. Nun beteiligt sich die Gemeinde über den Serviceverbund "Kommunale Wirtschafts- und Leistungsgesellschaft" (KWL) an einem europaweiten Sammel-Ausschreibungsverfahren für eine Laufzeit von zwei Jahren.
Bei dem neuen Verfahren bot die KWL erstmals die Ökostrom-Variante an. Dabei wird einem Ökostrom-Anbieter der Zuschlag erteilt, wenn die Kosten nicht mehr als zehn Prozent über dem günstigsten Angebot für "Normalstrom" liegen und eine Gemeinde dies ausdrücklich wünscht. Derzeit liegt der Strompreis für die Straßenbeleuchtung in Harsefeld bei rund 6 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Ökostrom wäre nach den bisherigen Erfahrungen zwischen 0,3 und 0,6 Cent/kWh teurer.
Nach der Abfuhr im Flecken wollen die Grünen einen neuen Anlauf bei der Samtgemeinde starten. Dort geht es um Mehrkosten von bis zu 15.000 Euro, sofern Ökostrom geliefert wird. Auf Samtgemeinde-Ebene fallen vor allem die Schulen beim Stromverbrauch ins Gewicht. Insgesamt hat die Verwaltung eine Bezugsmenge von jährlich 2,6 Millionen kWh ausgeschrieben. Damit sollen die Samtgemeinde sowie die vier Mitgliedskommunen versorgt werden.
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