Rohstoff aus den Tiefen der Erde
Dow legt in Ohrensen eine neue Kaverne an
jd. Bargstedt/Stade. Es wirkt sehr geheimnisvoll, dieses merkwürdige Gebilde in Ohrensen: Umschirmt von einer zehn Meter hohen Wand ragt ein Bohrturm in den Himmel. Man hört zwar Geräusche, aber was sich dort seit einigen Wochen abspielt, bleibt neugierigen Blicken verborgen. Doch ein großes Geheimnis ist das Ganze eigentlich nicht: Das Stader Chemieunternehmen Dow, das seit 1971 vor Ort Steinsalz gewinnt, nimmt Bohrungen für eine weitere Kaverne vor, um die Salz-Förderung für die Zukunft zu sichern. Eine Kaverne ist ein riesiger unterirdische Hohlraum, der in seiner Form an eine gigantische Zigarre erinnert. Der Bohrkopf hat mittlerweile eine Tiefe von 1.500 Metern erreicht. Damit ist der größte Teil geschafft: Die Zielmarke liegt bei 2.000 Metern. Kürzlich informierte sich Stades Bürgermeisterin Silvia Nieber über den Stand der Arbeiten.
Am Bohrplatz ließ sich Nieber vom Dow-Werksleiter Dieter Schnepel die Salzgewinnung im "Bergwerk" Ohrensen erläutern. Schnepel betonte, dass dieser Standort unverzichtbar für das Dow-Werk in Stade-Bützfleth ist. Aus dem Steinsalz - bei den Chemikern heißt es Natriumchlorid (NaCl) - wird in Bützfleth Chlor hergestellt, das als Grundlage für fast alle Produkte des Chemie-Konzerns dient. Der wichtige weiße Rohstoff schlummert tief unter Ohrensen in einem riesigen Salzdom. Die örtlichen Gegebenheiten sind denkbar günstig: Während sich die Salz-Schicht sonst im mehr als vier Kilometern Tiefe befindet, beginnt sie in Ohrensen bereits ab rund 800 Metern.
Für die Salzgewinnung wird in das Bohrloch Wasser geleitet. Das löst das Salz heraus. Eine Pumpe schafft die salzige Lösung - die sogenannte Sole - anschließend an die Oberfläche. Von dort fließt das Salzwasser per Pipeline in Richtung Bützfleth. Nach und nach entsteht durch diese "Aussolung" eine ausgehöhlte Riesenkammer mit einer Höhe von fast einem Kilometer und einem Durchmesser von mehr als 100 Metern. Die Ohrenser Kavernen sind das größte Aussolungsbergwerk Europas: Die Dow fördert dort jährlich rund drei Millionen Tonnen Salz.
"Mit der neuen Kaverne sichern wir die Produktion in Bützfleth für die kommenden 20 Jahre", erklärt Dow-Sprecher Joachim Sellner. Das Unternehmen investiere rund zehn Millionen Euro in die Bohrung, die von einer Spezialfirma aus dem Raum Celle vorgenommen werde. Die Experten von dort kennen sich bestens aus: Tiefbohrungen stehen auf der Tagesordnung, da die Region große Erdölvorkommen aufweist. Da ist eine Bohrtiefe von zwei Kilometern wie in Ohrensen geradezu ein Klacks.
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