Statt geplanter Weltreise
16.000 Kilometer mit dem Rad durch USA, Kanada und Mexiko

Sabine und Uwe Wüppermann am Columbia Icefield in Kanada | Foto: Wüppermann
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Sie hatten ihre Jobs gekündigt, ihr Haus in Drestedt (Samtgemeinde Hollenstedt) verkauft und wollten am 17. März 2020 mit dem Fahrrad auf Weltreise gehen. Dann machten Corona und der Lockdown sowie diverse Grenzschließungen den Plänen von Sabine (54) und Uwe Wüppermann (63) einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen unternahmen die "Wüppermänner", wie sie sich selbst nennen, von April 2022 bis Mitte Februar eine 16.000 Kilometer lange Rad-Reise durch die USA, Kanada und Mexiko.

Mehr als 33 Länder
der Welt bereist

Sabine und Uwe Wüppermann haben in der Vergangenheit schon mehr als 33 Länder der Erde mit dem Fahrrad bereist. Ihre für 2020 geplante Weltreise sollte sie u.a. in die Türkei und den Iran sowie durch Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan nach Zentralasien und China führen. "Das Touristenvisum für China gab's nicht mehr und in den Iran kann man aktuell nicht reisen", bedauern die beiden.

Wegen Corona in
Bleckede "gestrandet"

Sie "strandeten" wegen Corona in der Ferienwohnung von Freunden in Bleckede (Kreis Lüneburg) - zunächst mit dem, was in sechs Fahrradtaschen passte, die restlichen Habseligkeiten und Möbel waren eingelagert. "Nach vier Wochen wurde uns bewusst, dass Corona nicht so schnell verschwindet. Und wir mieteten eine Wohnung in Bleckede", berichten die Radenthusiasten.

2021 unternahmen sie eine dreieinhalbmonatige Fahrradtour durch Polen, die Slowakei, die Ukraine, Rumänien, den Kosovo, Mazedonien und Albanien. "Das war toll", schwärmen die "Wüppermänner". 

Rund 80 Kilometer
am Tag geradelt

Im April 2022 flogen sie nach New York zu einem Neffen. Das war sozusagen der "Anker", von dem aus sie ihre Amerikatour starteten. Rund 80 Kilometer am Tag ging es u.a. nach Manhatten, Utah, Kanada und Mexiko. "Wir sind nicht auf den großen Straßen gefahren, dadurch haben wir viel mehr gesehen", berichten sie. Sie erlebten endlose Weiten in Utah und Arizona, sahen beeindruckende Felsformationen am Colorado River ebenso wie schneebedeckte Berge in Kanada oder von Kakteen gesäumte Straßen in Mexiko.

Die beiden Minimalisten waren mit dem Nötigsten unterwegs und versorgten sich mit einfachen Mahlzeiten selbst: Morgens Müsli, abends meist Selbstgekochtes auf dem Campingkocher. "Die Campingplätze in den USA sind ein Traum", schwärmen die beiden. Ab und zu übernachteten sie aber auch in einfachen Motels. Geschockt waren sie von den hohen Lebenshaltungskosten, z.B. koste ein Kilo Joghurt mit Geschmack 5 bis 7 Dollar. Des Öfteren wurden die "Wüppermänner" aber auch spontan von Einheimischen eingeladen. 

Über Facebookgruppen
Eindrücke geschildert

Zu den Radreiserouten gibt es Facebookgruppen, wo die "Wüppermänner" ihre Eindrücke schilderten und selbst Tipps erhielten. Auch gab es andere Radfahrer, die die Deutschen gerne kenenlernen wollten oder gleich erkannten.

"Wir waren irre überrascht, wie toll, freundlich und hilfsbereit die Menschen sind", berichtet Uwe Wüppermann von den so überhaupt nicht oberflächlichen "Amis", die sie trafen. "Wir wurden auch einfach von der Straße zum Essen eingeladen oder bekamen die Umgebung gezeigt", ergänzt Sabine Wüppermann. Die Landschaft in den USA sei ohnehin großartig. "Aber wenn wir gefragt werden, was das Größte für uns auf der Reise war: Das waren die Menschen", sind sie sich einig. Einmal habe eine Frau mit deutschstämmiger Mutter sie spontan im Auto durch ihre Heimat gefahren. "Eine Familie aus Calgary schrieb: Wenn ihr Weihnachten Schnee haben wolllt, kommt nach Kanada." Eine andere Familie bot den "Wüppermännern" ihr Haus am See zum Übernachten an. Zwei ältere Damen luden die "Wüppermänner" im Fast-Food-Restaurant spontan zum Essen ein. "Mit vielen haben wir bis heute Kontakt. Viele sagen: Wir haben immer einen Platz für euch."

Von Drogendealern
bewacht worden

Auch Mexiko haben sie ganz anders erlebt als erwartet. "Es gibt eine App des Auswärtigen Amtes, die über die Länder informiert. Dort gab es für Mexiko Warnungen für zwei Bundesstaaten", erläutert Sabine Wüppermann. Beim Auswärtigen Amt hinterlegen die Radreisenden auch jedes Mal ihre Daten für Notfälle.
In Mexiko stiegen Sabine und Uwe Wüppermann für zwei längere Touren auch mal auf den Bus um. "In einem Motel passten ein paar Drogendealer auf uns auf", berichtet Uwe Wüppermann. "Wir haben uns aber immer sehr sicher gefühlt", betont seine Frau.

Auch tierische
Begegnungen gab es

Abseits großer Straßen blieben natürlich tierische Begegnungen nicht aus, u.a. mit einem Nasenbären, Klapperschlange, Krokodil und Skorpion. "Wir haben Wölfe und Koyoten gehört, Bisons und Elche gesehen", berichten sie. In Kanada wurde ihnen von Einheimischen nahegelegt, immer ein Bärenspray parat zu haben und laut zu sein. "Daher habe ich über vier Monate gehupt, geklingelt und ständig gesungen", sagt Sabine Wüppermann. Und dennoch radelten sie einmal unvermittelt dicht an einem Bären vorbei, der allerdings keine Notiz von den menschlichen Zweibeinern nahm. "Der fraß gerade und hatte kein Interesse an uns", so Uwe Wüppermann.

Während der mehrmonatigen Reise haben die beiden auch jedes Wetter mitgemacht: von Schnee und Minustemperaturen über Graupelschauer bis hin zu Hitze mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Mehrere platte Reifen
und Stiftzahn verloren

Die sonstige Bilanz: "Wir waren immer gesund." Uwe Wüppermann hatte unterwegs einen Stiftzahn verloren, den ihm ein Zahnarzt in Kanada kostenlos wieder einsetzte. "Uwe hatte einen platten Reifen, ich 16", sagt Sabine Wüppermann und lacht. 

Still sitzen oder einen gemütlichen Urlaub machen, ist für Sabine und Uwe Wüppermann nichts. Das nächste Reiseziel steht schon fest: "Ende Mai wollen wir wieder los. Geplant ist eine Radrundreise durch Skandinavien."

• Über ihre Tour durch Nordamerika berichten die "Wüppermänner" auf Einladung der Irene und Friedrich Vorwerk-Stiftung am Donnerstag, 27. April, um 19.30 Uhr im Hotel Wiechern, Tostedter Straße 9 in Tostedt.

• Über ihren Blog www.glorypedalling.wordpress.com informieren Sabine und Uwe Wüppermann weiter über ihre Touren.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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