Todesfalle für Rehe: Waldrand mit messerscharfen Nato-Draht eingezäunt
mi. Hollenstedt. „Dieser Zaun ist eine Gefahr für die Allgemeinheit“, Irmtraud Liu aus Regesbostel (Samtgemeinde Hollenstedt) ist verärgert über einen Grundstücksbesitzer, der in Regesbostel auf mehren hundert Metern einen Waldrand, der an ein Feld grenzt, mit mehreren Stacheldrahtzäunen eingefriedet hat. Jetzt ermittelt der Landkreis Harburg gegen den „Zaunkönig“
Wer in Regesbostel der Verlängerung des Erhornsgrund in ein nahes Waldstück folgt, fühlt sich ein bisschen, als ob er militärisches Sperrgebiet betritt. Der Weg endet unvermittelt an einem großen, rostigen mit spitzen Zacken besetzen Stahltor. Davon ausgehend ziehen sich in einem Abstand von ca. 10 Metern zwei paralelle Zaunreihen über hunderte Meter am Waldrand entlang. Teilweise verwendet der Flächenbesitzer dabei nicht nur herkömmlichen Stacheldraht, sondern den ungleich gefährlicheren Nato-Draht. Nato-Draht ist eine spezieller Stacheldraht, der als militärisches Absperrmittel gegen Personen eingesetzt wird. Er besitzt, anders als Stacheldraht, rasiermesserscharfe Kanten, die heftige Schnittwunden verursachen können. Dem Besitzer der Flächen ist das offenbar egal. An einigen Stellen hat der den Waldrand regelrecht befestigt und den normalen Zaun durch Nato-Draht-Rollen im Gras davor „verstärkt“.
Imtraud Liu will die unnötige und gefährliche Einfriedung des Waldrands nicht mehr hinnehmen. „Einen Waldrand darf man nicht einzäunen und schon gar nicht mit solch einem gefährlichen Draht“, sagt die Naturfreundin, die in dem Gebiet häufig mit ihren Hunden unterwegs ist. Besonders für Rehe sei der Zaun eine Todesfalle. Außerdem ginge der örtliche Kindergarten ebenfalls in der Gegend spazieren. Auch für tobende Kinder sei der Zaun eine Gefahr, findet Irmtraud Liu. Sie rätselt auch über den Grund des Zaunbauwerks. „Hier ist keine Weide oder Schonung, nur das freie Feld. Was will der Besitzer eigentlich einzäunen?“ Für Irmtraud Liu steht fest: Der Zaun muss weg! Deswegen habe sie sich bereits im April mit einem Brief an den Landrat des Landkreises Harburg, Rainer Rempe (CDU), gewandt. Denn der Kreis ist für solche Verstöße gegen Naturschutzrecht zuständig. „Eine Rückmeldung habe ich bis heute nicht“,sagt Irmtraud Liu.
Das WOCHENBLATT hat beim Landkreis Harburg angefragt und siehe da: Laut Kreissprecher Johannes Freudewald wird dort schon gegen den Flächeninhaber ermittelt. Sowohl die Untere Naturschutzbehörde als auch die Bauabteilung stellten Nachforschungen an. Ein Ergebnis stehe noch aus. Freudewald: „Wir können allerdings schon jetzt sagen, das es grundsätzlich verboten ist, einen Waldrand ohne Grund einzuzäunen. Auch der verwendete Zaun könnte Anlass zur Beanstandung geben. Freudewald räumt ein: „Vielleicht hätten wir Frau Liu darüber informieren sollen, dass wir ihren Bedenken nachgehen, das haben wir versäumt.“
Redakteur:Mitja Schrader |
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