War Karl der Große doch in Hollenstedt? - Neue Ausgrabung des Helms-Museums
bim. Hollenstedt. Fast ein halbes Jahrhundert ist es her, dass das bedeutendste frühgeschichtliche Denkmal des Landkreises Harburg, die sogenannte Alte Burg - der Ringwall bei Hollenstedt - zum letzten Mal archäologisch untersucht wurde. Jetzt führen drei Mitarbeiter des Archäologischen Helms-Museums und zwei Mitarbeiter der Universität Göttingen wieder eine Ausgrabung durch mit dem Ziel, die Baustruktur der Befestigung mit modernen Vermessungs- und Dokumentationsmethoden zu klären. Auch soll nochmals eine Datierung der Anlage vorgenommen werden, die in der Vergangenheit stets mit Karl dem Großen mit Verbindung gebracht wurde.
Der frühmittelalterliche Ringwall mit vorgelagertem Graben wurde - so die bisherigen Erkenntnisse - im späten neunten Jahrhundert errichtet. Nach der Aufgabe der Burg nach wenigen Jahrzehnten verfiel die Befestigung und wurde im Laufe der Jahrhunderte durch die Verlagerung des Estelaufs, Sandabfuhr und durch die Anlage von Fischteichen in den 1960er Jahren stark beschädigt. 1968 bis 1974 nahm das Helms-Museum bereits Ausgrabungen vor. „Der Burgwall war abgebrannt, offensichtlich einmal durchgeglüht. Es stellte sich damals die Frage, ob es ein Unglück oder ein feindlicher Angriff war. 1968 wurde dort ein menschlicher Knochen und eine Pfeilspitze gefunden“, berichtet Kreisarchäologe Dr. Jochen Brandt.
Das, was Besucher heute sehen, ist der 1979/80 wieder hergerichtete Wall. Das Burggelände, das vom Heimat- und Verkehrsverein Estetal gepflegt wird, gehört der Stadt Hamburg. Diese hatte das Gelände 1970 erworben, um es für die Nachwelt zu erhalten. In Niedersachsen gab es zu dieser Zeit kein Denkmalgesetz.
Anna Bartrow (27) ist eine der an der Grabung Beteiligten. „Der Bereich mit den Bäumen ist der einzig erhaltene Teil des Walls. Um die wenige Originalsubstanz zu schonen, haben wir die alte Grabungsfläche wieder geöffnet“, erklärt sie. Die Studentin dokumentiert diese Fläche in Zeichnungen. Auch neue Fotoaufnahmen wurden gemacht. „Als Baumaterial für den Wall wurden Grassoden ausgestochen. Dazwischen war eine Holzkonstruktion, die verbrannt ist“, so Anna Bartrow.
Viele Fragen zu der Anlage sind noch offen. Für eine erneute Datierung sollen Hölzer geborgen und deren Jahresringe zur Bestimmung genutzt werden. Außerdem wollen die Archäologen noch ein Stück in die Fläche gehen. Dabei hoffen sie, die Wallkonstruktion genauer untersuchen zu können und eventuell Funde wie Keramikscherben zu finden.
Voraussichtlich Ende nächster Woche sollen die Grabungsarbeiten abgeschlossen sein. Dann beginnt die Auswertung durch einen Spezialisten der Uni Göttingen, der jahrgenaue Daten liefern kann. Ergebnisse könnten in vier bis acht Wochen vorliegen.
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