Bauvorhaben bedroht Käfer
Neubaupläne am Nottensdorfer Baggersee: Naturschützer in Sorge
sla. Nottensdorf. Naturschützer schlagen Alarm: Am Baggersee in Nottensdorf ist ein größeres Bauvorhaben geplant. Durch die vorgesehene Bebauung am Osthang der ehemaligen Kiesgrube wären seltene Pflanzen- und Tierarten bedroht. Nach der ausgelaufenen Sandabbaugenehmigung befindet sich das Gelände derzeit in der Renaturisierung. Um die Natur zu schützen, darf dort nichts verändert werden. Wie bei den meisten Baggerseen soll nach der kommerziellen Nutzung wieder die Natur die Oberhand gewinnen. Dennoch will die Gemeinde Nottensdorf auf einem vierzig Meter bereiten Streifen den Bau von Wohnhäusern ermöglichen. Nach Ansicht der Naturschützer wäre das eine Katastrophe für die dort lebenden geschützten Tierarten. Sie verlangen, dass die gesamt Kiesgrube der Natur überlassen wird.
Wie berichtet, war der Baggersee in Nottensdorf-Schragenberg jahrelang eine beliebte, wenn auch illegale Badestelle, die immer wieder für Ärger durch Lärm, Müll und zugeparkte Straßen sorgte. Das Gelände gehört der Bauunternehmung Bunte aus Papenburg - und der Zutritt war verboten. Schon länger setzen sich engagierte Bürger der Dorfentwicklung Nottensdorf-Bliederstorf dafür ein, dass das Gelände, das sich nach der ausgelaufenen Sandabbaugenehmigung in der Renaturierung befindet, ein öffentlich zugängliches Naherholungsgebiet wird. Dabei wird großer Wert auf die Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden wie dem NABU gelegt. Doch jetzt schlagen die Naturschützer Alarm. Denn die Gemeinde Nottensdorf will dort den Bau von Wohnhäusern ermöglichen. Der Rat hat den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan "Sandkuhle Schragenberg" gefasst. Parallel zur Aufstellung des Bebauungsplanes muss der Flächennutzungsplan angepasst werden. Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
"Nach der Aufgabe des Sandabbaus darf das Gelände nicht verändert werden, um die Natur zu schützen", sagt Werner Ebbinghaus vom NABU Stade. Denn das Gelände ist laut Planfeststellungsbescheid mit der Kompensationsleistung Naturschutz-Sukzession belegt, darf dadurch nicht verändert werden.
Durch Baumaßnahmen würden seltene Arten wie Sandkäfer, Rebhühner, Uferschwalben, Fledermäuse und Bienen verdrängt werden, befürchtet der Naturschutz-Experte. Taucher wurden bereits vom NABU Stade beauftragt, um den Baggersee zu untersuchen. Die Wasserqualität sei gut, lediglich der Nitratgehalt sei durch Gülle zu hoch, und in sieben Meter Tiefe gebe es eine üppige Vegetation, berichtet Ebbinghaus. "Baumaßnahmen am Hang hätten negativen Einfluss auf das Gewässer. Der gesamte Osthang, Lebensraum der seltenen Tierarten, würde zerstört werden. Eventuell soll sogar später noch der Südhang bebaut werden", befürchtet Ebbinghaus.
Der Natur- und Fledermaus-Experte untersucht derzeit regelmäßig zusammen mit anderen Naturschützern die Flora und Fauna auf dem Gelände. In zwei bis drei Jahren würde die Flachwasserzone wieder mit Schilf bewachsen sein, was die Wasserqualität noch verbessere, sodass hier auch ein Badebetrieb wieder möglich wäre, so der 2. Vorsitzende des NABU Stade.
Um eine geplante Bebauung und die damit verbundene Zerstörung der Natur zu verhindern, könne man im Moment lediglich die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen und versuchen, Verantwortungsträger zu überzeugen, so Ebbinghaus, der bereits Gespräche mit Dr. Uwe Andreas vom Naturschutzamt des Landkreises Stade geführt hat.
Allerdings hat die Firma Bunte, die für das geplante Bauvorhaben einen Teil der Kiesgrube zur Verfügung stellt, als Kompensationsleistung eine Ausgleichsfläche in Hagenah beim Naturschutzamt vorgeschlagen. Für die Naturschützer keine akzeptable Lösung: "In der Nähe gibt es keine geeignete Ausgleichsfläche", betont Ebbinghaus. Anders sieht das Dr. Andreas vom Naturschutzamt: Er teilte mit Schreiben vom 1. Juli der Firma Bunte mit, dass gegen diese Kompensationsleistung naturschutzfachlich keine Einwände bestehen. Zudem wies er aber darauf hin, dass hier eine Änderung der Planfeststellung nötig wäre, und letztlich die Entscheidung bei der Planfeststellungsbehörde liege.
"In einem Verfahren gibt es letztlich noch für die Öffentlichkeit die Möglichkeit zur schriftlichen Stellungnahme gegen das Bauvorhaben", so Ebbinghaus. Er setzt auch auf den Faktor Zeit, denn das Rechtssystem sei träge. Ein Gutachten beim IFAB (Institut für angewandte Bodenbiologie) wurde bereits in Auftrag gebegeben.
Auf WOCHENBLATT-Nachfrage äußerte sich Roger Courtault, Bauamtsleiter der Samtgemeinde Horneburg: Der Bedarf nach Wohnraum liegt in Nottensdorf vor und eine Bebauung auf der anderen Seite der erschlossenen Gemeindestraße Schragenberg sei daher naheliegend. Ob dieses auch realisierbar seit, werde sich in dem Verfahren zeigen.
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