Streit um die Elbinsel Hahnöfersand
Jork blockiert Hamburger Pläne
Eine Insel - viele Pläne: Dass die Elbinsel Hahnöfersand im Besitz der Hansestadt Hamburg ist, sich aber auf niedersächsischem, genauer genommen Jorker Gemeindegebiet befindet, sorgt schon seit Längerem für Streit (das WOCHENBLATT berichtete).
Der Grund dafür: Die Jugendstrafanstalt Hahnöfersand soll bis zum Jahr 2027 abgerissen und in einen Neubau nach Billwerder verlegt werden. Die Pläne der Hansestadt Hamburg, die Elbinsel nach der Schließung für Ausgleichsmaßnahmen für die Natur zu nutzen und die bestehenden Gebäude dem Erdboden gleich zu machen, schmeckt den Akteuren vor Ort allerdings gar nicht.
Durch eine Veränderungssperre verhindert die Gemeinde Jork deshalb nun den Abriss weiterer Gebäude auf Hahnöfersand für mindestens zwei Jahre. So drastisch es auch klinge, eine Veränderungssperre sei ein übliches, planungsrechtliches Instrument, erklärt Jorks Bürgermeister Matthias Riel: "Wir sichern damit nur unsere eigene Planung." Diese sieht zwei zentrale Punkte vor: Zum einen will die Gemeinde zwei Kleilager schaffen, die im Zuge der anstehenden Deicherhöhung Platz auf der Insel finden könnten. Dies sei vor allem logistisch sinnvoll, da beim Deichbau somit kurze Wege, ohne ein erhöhtes Verkehrsaufkommen im Alten Land, garantiert wären, erklärt Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts.
Zum anderen will die Gemeinde Jork Hahnöfersand touristisch nutzen. Im Gespräch sind Radfahr- oder Wanderwege, wie etwa die Verlegung des Elbe-Radwanderweges von der K39 auf die Elbinsel. Auch Sitzmöglichkeiten und ein Beschilderungssystem mit Informationen über die Historie der JVA stehen zur Debatte. "Die JVA gehört seit mehr als hundert Jahren zur Region, es wäre schön, wenn wir Besucher auch über ihre Geschichte informieren könnten", so Riel. Es wird nun an der Erstellung des Bebauungsplanes gearbeitet. In der zweiten Jahreshälfte, wenn der Bebauungsplan fertiggestellt wurde, solle dann ein Austausch mit Hamburg erfolgen, sagt Bürgermeister Riel: "Das Ziel ist es, alle an einen Tisch zu holen."
Deichschutz vor Naturschutz
Als Ausgleichsmaßnahme plant die Freie Hansestadt Hamburg auf Hahnöfersand, Brutreviere für Feldlerchen zu schaffen. Das würde aber die geplante Deicherhöhung erheblich verzögern, denn der Deichbau ist nur in der sturmflutfreien Zeit, also zwischen April und Ende September, möglich. Die Brut- und Setzzeit, die von April bis Juni andauert, würde das ohnehin schmale Zeitfenster also weiterhin stark verkürzen. Damit sieht der Deichverband der Zweiten Meile Alten Landes die Deichsicherheit gefährdet und reichte deshalb bereits Klage gegen die Pläne Hamburgs ein. "Hamburg hat so getan, als gehöre Hahnöfersand zu Hamburg, aber das tut es nicht. Im Sinne des Küstenschutzes können wir das nicht akzeptieren", sagt Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts. "Wenn Hamburg Ausgleichsflächen schaffen will, dann auf Hamburger Grund." Dennoch hoffe Ulferts, dass die bald anstehenden Gespräche der Beteiligten zu einer außergerichtlichen Einigung führen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.