Verschlickung führt zu weniger Wasserweiterleitung
Obstbauern im Alten Land fehlt das Wasser
ab. Altes Land. Hochsommerliche Temperaturen im April, fehlender Regen und eine zunehmende Verschlickung, unter anderem bedingt durch die teilweise Trockenlegung des Mühlenberger Lochs, treiben den Obstbauern im Alten Land Sorgenfalten auf die Stirn. Denn das, was im Obstbau jetzt dringend benötigt wird, wird immer knapper: Wasser.
Gerade jetzt, wenn nachts die Temperaturen teilweise noch unter null Grad sinken, kann es für die kommende Ernte gefährlich werden: Um die Blüten vor Minusgraden zu schützen, stellen die Obstbauern ihre Beregnungsanlagen an. Das Wasser an der Blüte gefriert und sorgt dafür, dass die Temperatur dort konstant bei null Grad bleibt und die Blüte vor stärkerem Frost schützt. Steht für diesen Vorgang nicht genug Wasser zur Verfügung, geht die Blüte kaputt - was dramatische Auswirkungen auf die Ernte haben dürfte.
Einer, der sich schon seit Langem mit diesem Thema auseinandersetzt, ist der Jorker Bio-Obstbauer Peter Rolker, Fraktionsvorsitzender der FDP Jork und der FDP im Stader Kreistag. Er sagt: "Ich kann den Wassermangel zur Beregnung voll bestätigen. In dem Wasserreservoir, das für drei Beregnungsnächte benötigt wird, fehlt uns die Menge für eine Nacht."
Das Wasser für die II. Meile Alten Landes, wo sich die Plantagen des Obstbauern befinden, kommt über die Borsteler Binnenelbe. Dort habe, so Rolker, das Speichervolumen durch die Verschlickung in einem seit Jahren andauernden Prozess deutlich abgenommen - Spekulationen zufolge um rund 30 Prozent. Schuld an der zunehmenden Verschlickung sei unter anderem die flächenweise Trockenlegung des Mühlenberger Lochs, einem Flussgebiet im Verlauf der Niederelbe. Diese Maßnahme war Anfang der 2000er-Jahre zur Erweiterung des Airbus-Geländes aufgrund des A380-Baus durchgeführt worden. Das Loch wurde damals mit Sand aufgeschüttet und dadurch um 170 Hektar verkleinert.
"Vom Mühlenberger Loch aus haben wir den Zufluss zum Neuenfelder Hafenfleet, in die Bewässerungsgräben und Beregnungsteiche", erklärt Rolker. Durch die Verschlickung komme dort immer weniger an.
Erst Ende vergangenen Jahres hatte Peter Rolker das Problem im Kreistag erörtert. Dort sei er ausgelacht worden. "Niemand fühlt sich dafür zuständig." Dabei sei jede Veränderung in Naturschutzgebieten spürbar. In diesem Zusammenhang für ihn völlig unverständlich: "Im Naturschutzgebiet Elbe und Inseln zu baden widerspricht schon den Naturschutzbedingungen. Aber ein Bagger darf dort herumbaggern."
Apropos Baggern: Hamburg habe auf das Problem Verschlickung immerhin reagiert, weiß Rolker: "In jedem Jahr wird das Mühlenberger Loch für mehrere 100.000 Euro ausgebaggert, um gegen den Schlick anzugehen. Das hält aber nicht lange vor."
Bei der Be- und Entwässerung über die Este sehe es ähnlich aus. "Auch da gibt es erhebliche Schlickablagerungen am Grund." Eine Ausbaggerung über elf Kilometer habe das Bundesministerium für Verkehr zugesagt. Darauf wartet Peter Rolker bis heute, denn: "Ausgebaggert wurde nur im Bereich des Buxtehuder Hafens. Weiter wird dort noch nichts gemacht."
Auch die Landtagsabgeordnete Eva Viehoff (Grüne) hat sich zur aktuellen Wasserknappheit in der Obstbauregion geäußert. "Die aktuelle Wasserknappheit im Alten Land in Folge des Airbus-Geländeausbaus zeigt, dass wir nicht einfach mit der Natur machen können, was wir wollen", so Viehoff. Wieder einmal sei ohne Rücksicht auf Verluste die Wirtschaft vor die Natur gestellt worden. "Letzten Endes haben wir alle verloren: Bei Airbus wird kein A380 mehr gebaut und den Obstbäumen im Alten Land geht das Wasser verloren."
Redakteur:Alexandra Bisping |
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