Altes Land: Verzopfung führt zu Verstopfung

Gernot Witte zeigt den Flyer, der im Laufe des kommenden Jahres in jedem Haushalt des Abwasserentsorgungsgebietes landen soll
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Gernot Witte von Hamburg Wasser: "Feuchttücher gehören in den Hausmüll" / Mehrkosten werden auf Kunden umgelegt

ab. Altes Land.Es ist eine Kunstfaser, die definitiv nicht in die Toilette gehört, denn dort verursacht sie einen stetig anwachsenden Schaden: "Feuchttücher müssen im Hausmüll entsorgt werden", sagt Gernot Witte. "Sie verstopfen die Pumpen in der Kanalisation und das verursacht Kosten, die auf den Verbraucher umgelegt werden." Feuchttücher ins Klo zu werfen sei "Müllentsorgung über die Toilette".

Gernot Witte ist Diplom-Ingenieur bei Hamburg Wasser und ehrenamtlicher Geschäftsführer des Abwasserzweckverband (AVZ) Altes Land und Geestrand mit Sitz in Steinkirchen. Beide Unternehmen sind als kommunale Abwasserentsorger für die Samtgemeinden Lühe und Horneburg und die Gemeinde Jork zuständig. "In der letzten Zeit kam es immer häufiger vor, dass Feuchttücher Pumpen lahmlegten", sagt Witte. Sämtliche Arten - von Kosmetik- über Baby- bis hin zu Toilettenfeuchttücher - landeten vermehrt über die Toilette in der Kanalisation. "Da sie sich nicht zerfasern und auflösen wie Toilettenpapier, verknoten und verwickeln sich diese Tücher miteinander und bilden meterlange Zöpfe. ,Verzopfung' nennen wir das."

Diese dicken Klumpengebilde aus Kunstfaser verstopften auf ihrem Weg durch die 220 Kilometer lange Kanalisation wiederholt eine der 78 großen Pumpen, durch die das Abwasser fließt, bis es die Kläranlage in Steinkirchen erreicht. Ein Problem, weiß Gernot Witte, das es nicht nur im Alten Land gibt. "Auch in anderen Gemeinden klagen Anlagenbentreiber über den Anstieg." Am weitesten vom Klärwerk entfernt liegt Moorende, eine Strecke, die per Auto ca. 15 Kilometer beträgt. "Das Abwasser muss durch 13 große Pumpen. Da kann einiges passieren."

Dass durch die Pumpen kein klares Wasser fließe, verstehe sich von selbst. "Die Pumpen sind ja zum Reinigen des Abwassers da. Aber der große Feuchttücher-Verbrauch und die zunehmende Verzopfung kann von den Pumpen nicht mehr bewältigt werden", erklärt der Diplom-Ingenieur. 

Zwar gebe es eine Rufbereitschaft, die 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche zur Verfügung stehe. Bei einer Betriebsstörung während der Tagesschicht fahren Mitarbeiter immer öfter zu betroffenen Pumpen, "dafür sind sie ein bis zwei Stunden im Einsatz und andere Arbeiten bleiben liegen". Allerdings gebe es diese Störungen auch nachts, an Wochenenden und Feiertagen. Außerdem müsse zur Schadensbeseitigung jedes Mal ein externer Dienstleister mit einem Saugwagen eingesetzt werden. Mehrere 10.000 Euro jährlich kämen so an zusätzlichen Kosten zustande.

"Eine Frechheit" nennt Gernot Witte es auch, was sich mancher Feuchttücher-Anbieter erlaube. "Da steht tatsächlich auf der Packung, dass man nicht mehr als drei Tücher täglich in die Toilette werfen soll. Wenn das mehrere in einem Haus machen, ist die Verzopfung programmiert."

"Meine Kollegen und mich kostet es Nerven, die Gebührenzahler aus dem Verbandsgebiet kostet es Geld." Müll über die Toilette zu entsorgen verstoße sogar gegen die Satzung und sei streng genommen eine Ordnungswidrigkeit. Witte: "Es ist sowohl unter ökologischen als auch unter Kosten-Gesichtspunkten schlecht und doch eigentlich so einfach zu vermeiden."

Gernot Witte zeigt den Flyer, der im Laufe des kommenden Jahres in jedem Haushalt des Abwasserentsorgungsgebietes landen soll
Verstopfung direkt an der Kläranlage: Mitarbeiter Thomas Kremer hat eine Pumpe von einem kleinen "Zopf" befreit | Foto: AVUE
Diese Verzopfung aus Feuchttüchern ist so dick, dass sich ein Mitarbeiter beinahe dahinter verstecken kann | Foto: AVUE
Redakteur:

Alexandra Bisping

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