Neuenkirchen: Wer gibt Anna einen Job?
Junge Frau (23) mit körperlicher Einschränkung sucht dringend Arbeit
ab. Neuenkirchen. Hier wird das Wort Integration zum Lippenbekenntnis: Anna von Riegen, gelernte Bürokauffrau aus Neuenkirchen, ist jung, gut ausgebildet und hat Köpfchen. Trotzdem will sie niemand einstellen - aus einem einzigen Grund: Die junge Frau hat einen sogenannten offenen Rücken (Spina bifida).
Mehr als 90 Bewerbungen hat Anna von Riegen bereits geschrieben, rund 70 Absagen erhalten. Hat sie eines der wenigen Vorstellungsgespräche, enden diese oft niederschmetternd: Ohne sich richtig vorstellen zu dürfen, wird sie bereits nach wenigen Minuten hinauskomplimentiert.
"Es ist mir schon passiert, dass ich gerade mal meinen Namen sagen durfte", erinnert sich die 23-Jährige. "Danach hieß es dann: ,Danke, wir haben ja Ihre Unterlagen. Wir melden uns.'" Wird bei einem Vorstellungstermin so reagiert, weiß Anna von Riegen schon, dass sie bald eine Absage bekommt. "In vielen Stellenanzeigen steht zwar, dass Personen mit Behinderungen bei gleicher Eignung bevorzugt werden. Aber das steht wahrscheinlich nur dort, weil der Gesetzgeber es verlangt", vermutet sie. Dann werde sie - ganz gleich ob es sich dabei um eine Stelle in einer Gemeinde oder bei einem Unternehmen handelt - "alibimäßig" eingeladen.
Diese Erlebnisse sind frustrierend für die junge Frau, die sich sehnlichst wünscht, auf eigenen Füßen stehen und von zu Hause ausziehen zu können. Ihre Absagen schreibt sie ihrer körperlichen Einschränkung zu. "Dabei kann ich mich mit meinen Gehhilfen gut bewegen und auch Treppen steigen, wenn es nicht zu viele Stufen sind." Einen Führerschein hat sie ebenfalls. Außerdem sei der Bahnhof in Horneburg auch nicht weit entfernt, sodass sie problemlos nach Buxtehude, Stade oder auch nach Hamburg käme.
Gelernt hatte Anna von Riegen bei einem Betrieb in Nottensdorf und ihren Abschluss 2016 gemacht. 2017 hatte sie noch immer keinen Job. "Beim Arbeitsamt hieß es nur, man könne mir nicht viel helfen." Aber eine Weiterbildung wurde ihr gewährt: Von Oktober 2017 bis Januar 2018 frischte Anna von Riegen beim Berufsförderungsverein in Stade ihre in der Ausbildung erworbenen Kenntnisse auf.
Im März 2018 schien sich das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden: Anna von Riegen kam bei einer Versicherungsmaklerin unter, die allerdings aus gesundheitlichen Gründen im Oktober 2018 aufhörte. "Meine Chefin hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen kann, alleine weiterzumachen. Doch das wollte ich nicht." Sie habe sich im Versicherungsbereich noch zu wenig ausgekannt, sagt sie.
"Ich möchte mich in einem Betrieb einbringen und engagieren, am liebsten mit Kollegen zusammenarbeiten und Kundenkontakt haben", wünscht sich die Tierfreundin, die vor allem Pferde über alles liebt. Neben einem Job im Büro kann sie sich auch gut einen Tätigkeit mit Telefondienst oder am Empfang vorstellen.
• Wer für Anna von Riegen einen Job hat, kann mit ihr per E-Mail unter annavonriegen@web.de Kontakt aufnehmen.
Redakteur:Alexandra Bisping |
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