20-jähriges Jubiläum der WSCS
Hilf mir und STÖR mich nicht
Störe können ein individuelles Alter bis zu 100 Jahren und ein Gewicht von bis zu einer Tonne erreichen. Die oftmals als „lebenden Fossilien“ bezeichneten Knochenfische haben in den letzten 250 Millionen Jahren seit ihrer Entstehung einige dramatische Veränderungen überlebt und gehörten vor gut 100 Jahren noch zur typischen Fischfauna. Mittlerweile sind sie die am stärksten bedrohte Tiergruppe der Welt. Laut Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) gab es bis vor kurzem noch 27 Arten der Ordnung Acipenseriformes, nun nur noch 26: Der Chinesische Löffelstör gilt seit der letzten Bewertung der Internationalen Naturschutzunion (IUCN) vom Juli 2022 als ausgestorben.
Für die verbleibenden Störarten hat sich die Situation weiter deutlich verschlechtert, in Europa und Asien am spürbarsten. Die Hauptgründe sind Gewässerverbau, -verschmutzung und die Folgen des Klimawandels. Vom Europäischen Stör (Acipenser sturio) ist derzeit nur noch eine wildlebende Population bekannt, deren Bestand jedoch immer weiter abnimmt. Wichtig zu wissen: Störschutz ist auch Artenschutz, denn der Wanderfisch stellt eine ideale Schirmart dar, weil seine Lebensraumansprüche sich mit denen vieler anderen Arten decken.
Der Stör ist zum internationalen „Störfall“ geworden, die Weltgesellschaft zum Schutz der Störe bemüht sich seit 20 Jahren die weltweite Expertise zusammen zu führen und u.a. durch geeignete Maßnahmen die großräumig wandernden Arten in ihrem Bestand zu erhalten oder wieder anzusiedeln.
Die Gründung der Weltgesellschaft zum Schutz der Störe (World Sturgeon Conservation Society = WSCS) wurde im März 2003 unter Beteiligung von Wissenschaftlern aus neun Nationen im Rathaus Neu Wulmstorf vollzogen. Der Jahrestag zum 20-jährigen Bestehen wird mit einem zweitägigen Jubiläums-Symposium Mitte April gefeiert – wieder in Neu Wulmstorf, dem Wohnort von Professor Dr. Harald Rosenthal. Er ist einer der renommiertesten Meeresbiologen weltweit, der sich seit den 1960er Jahren für den Störschutz und gegen die illegale Kaviargewinnung einsetzt, und er ist Mitgründer sowie langjähriger Präsident der WSCS. Die Teilnehmer 2023 kommen aus vielen Ländern, u.a. Kanada, China, Deutschland, England, Frankreich, Iran, Italien, Polen, Österreich und den USA. Leider können Gründungsmitglieder aus heutigen Krisengebieten aus verständlichen Gründen nicht kommen – sie werden der Konferenz aber per Video zugeschaltet.
Für die interessierte Öffentlichkeit hat Professor Rosenthal zusammen mit Karin Schröder, Kultur- und Vereinsbeauftragte der Gemeinde Neu Wulmstorf, im Rathaus eine Begleitausstellung aufgebaut, die noch bis Mittwoch, 19. April, kostenlos besucht werden kann. Allgemeinverständlich und in Kurzform werden die Biologie, aber auch die Fischerei (historisch und heute) und die Gefahr durch Gewässerverbauung gezeigt. Weiterhin wird das Thema „Kaviar“ aufgegriffen und es sind Beispiele der vielseitigen Produkte, die von Stören gewonnen werden, ausgestellt. Lokale Pressebeiträge ergänzen das Thema Stör und geben einen Rückblick auf die Arbeit der WSCS.
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