Kontrolle des Landkreises Stade
Bio-Müllsünder gibt es auch in Kehdingen

- Kompostierbare Biomüllbeute sind zwar laut Bioabfallverordnung erlaubt, doch haben dennoch einige Nachteile. Die Abfallberaterinnen des Landkreises Stade raten daher, auf diese zu verzichten.
- Foto: Landkreis Stade / Nina Dede
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Wer denkt, dass die Menschen in einer ländlichen Region wie Nordkehdingen umweltbewusster sind, täuscht sich offenbar. Im Umgang mit dem Biomüll sind die Nordkehdinger jedenfalls genauso wenig Vorbild wie die übrigen Landkreis-Bewohner. Bei Kontrollgängen in Freiburg und Wischhafen entdeckten die Abfallberaterinnen des Landkreises Stade in den Biotonnen viele Abfälle, die dort nicht hineingehören - trotz der breit angelegten Aufklärungskampagne des Amtes für Abfall und Kreislaufwirtschaft.
Die Abfallberaterinnen kontrollierten in Freiburg 146 Tonnen. Davon wurden 26 nicht geleert, was einer Quote von 18 Prozent entspricht. Sie enthielten erhebliche Mengen von sogenanntes Fehlbefüllungen, wie etwa herkömmliche Plastikmüllbeutel, Windeln, Asche und Hundekotbeutel.
Ähnlich ernüchternd verlief die Sichtkontrolle in Wischhafen, wo von den 96 gesichteten Tonnen 12 stehen blieben – also knapp 13 Prozent, berichtet Abfallberaterin Gabriele Mahr: "Auffällig waren die doppelten Verpackungen. Bioabfälle erst in einen kompostierbaren Beutel zu geben und anschließend diesen noch zusätzlich in Papierbeutel zu füllen – oder auch umgekehrt, ist ökologisch sinnlos."
Bitte keine kompostierbaren Beutel verwenden
Auch wenn kompostierbare Beutel laut Bioabfallverordnung erlaubt sind, haben sie viele Nachteile, betont Mahr: "Oft werden sie in den Kompostierungs- und Vergärungsanlagen bereits bei der Abfallaufbereitung gemeinsam mit Fremdstoffen aussortiert und als Restabfall entsorgt, weil die eingesetzte Technik nicht zwischen biologisch abbaubaren und konventionellen Kunststoffbeuteln unterscheiden kann.“ Dadurch erhöht sich die Menge des Restabfalls, der verbrannt wird. Das wiederum geht zu Lasten der Umwelt.
Biologisch abbaubar bedeutet, dass in industriellen Anlagen nach zwölf Wochen nur zehn Prozent Rückstände vorhanden sein dürfen, die größer als zwei Millimeter sind. Allerdings sind in den meisten Kompostierungsanlagen nur vier Wochen für die Zersetzung vorgesehen. Das ist folglich zu wenig Zeit für den Abbau der kompostierbaren Biobeutel. Ein weiterer Nachteil dieser Biomüllbeutel: Beim Abbau der Tüten entsteht hauptsächlich Wasser und Kohlendioxid, was nicht zu einem nährstoffreichen Kompost beiträgt.
Außerdem bestünden diese Beutel vor allem aus Kunststoffen, die aus Mais, Kartoffeln und Zuckerrohr gewonnen werden, so die Abfallberaterin. Die Nachfrage nach solchen Kunststoffen auf Bio-Basis steige, sodass immer mehr Waldflächen in Ackerland umgewandelt werden, um diese Rohstoffe anzubauen. Das dabei eingesetzte Düngemittel benötigt obendrein Erdöl, ergänzt die Abfallberaterin.
"Es ist nachhaltiger, auf diese Beutel zu verzichten", sagt Mahr. Stattdessen sollte Zeitungspapier in die Biomülltonnen gelegt und die Abfälle darauf entsorgt werden. Feuchte Bioabfälle können zusätzlich in Zeitungspapier eingewickelt werden.
Was alles in die Biomülltonne gehört, steht auf der Homepage des Amtes "Abfall und Kreislaufwirtschaft": abfall.landkreis-stade.de.
Redakteur:Jörg Dammann aus Stade |
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Mal davon abgesehen, daß dieses kommunale Rumschnüffeln im Müll mehr als fragwürdig ist, stellt sich mir doch die Frage, warum die Kommune dafür tatsächlich Fachkräfte aufbringt. Haben die wirklich nichts Sinnvolleres zu tun? Mein Lieblingsabschnitt ist aber jener über die kompostierbaren Plastiktüten. Diese sind also zugelassen, sollen aber nicht verwendet werden, weil die Maschine zu doof ist, die Tüte als kompostierbar zu erkennen? Stattdessen soll man lieber eine zusätzliche Papiertüte verschwenden (in Zeiten von Papiermangel natürlich eine super Idee), um die Maschine auszutricksen? Ernsthaft? Umgekehrt könnten sich ja vielleicht mal ein paar kluge Leute den Kopf zerbrechen und die Maschinen sensibler programmieren. Wenn man schon genötigt wird, sich diverse Mülltonnen anzuschaffen, kann man von der Industrie ja wohl erwarten, das diese dem Bürger entgegenkommt und nicht umgekehrt. Und so hoffe ich, daß der Artikel nun möglichst viele Leute animiert, erst recht und vermehrt diese Plastiktüten zu nutzen. Aus Prinzip. Weil man es darf!