"Lass mich nicht auf Ablasshandel ein"
"Don Camillo und Peppone" in Nordkehdingen: Zoff Bürgermeister contra Kirche geht weiter
tp. Freiburg. Der Zoff zwischen dem konfessionslosen Bürgermeister Detlef Hammann (48) und der Kirche um die Nutzung des Gotteshauses und des Gemeindehauses in Freiburg in Nordkehdingen geht weiter: Hammann wirft der Kirche mit dem Vorstandsvorsitzenden Pastor Harry Kern und dessen Vize Jürgen Dubau Ablasshandel vor.
In der Provinzposse, die Züge der berühmten italienischen Erzählung "Don Camillo und Peppone" trägt, stehen sich - wie im Roman und satirischen Film - Kirchenspitze und Bürgermeister bei der Lösung sozialer Fragen rivalisierend gegenüber. Wie berichtet, erteilte der Kirchenvorstand Detlef Hammann, der in Freiburg eine Physiotherapie-Praxis betreibt, zwei Mal eine Abfuhr für öffentliche Veranstaltungen, die er in ihren Räumen durchführen wollte. Der Vorstand legte Hammann nahe, in die Kirche einzutreten, nannte aber andere Gründe für die Absagen. Im Falle der von Hammann geplanten Bürgerpreis-Verleihung in der St. Wulphardi-Kirche begründete der Vorstand die Absage mit einer angebliche zu kurzfristigen Termin-Anfrage. Im Fall eines AOK-Gesundheitskurses lehnte der Vorstand die Veranstaltung aufgrund ihres kommerziellen Charakters ab.
"Die Kirche sagt die Unwahrheit", sagt Detlef Hammann und erklärt: "Der AOK-Rückenschul-Kursus wird allen Kassenpatienten unentgeltlich angeboten wird und dient der Gesundheit." Es werde lediglich ein Kursleiterentgelt erhoben. Davon müsse die Kursleiterin Material, Skript etc. vorhalten. "Da bleibt nichts übrig." Detlef Hammann fragt sich, warum die Kirche hingegen das Angebot "Heilsames Singen" erlaubt. Der Kursus in St. Wulphardi ist als kostenlos deklariert, "Spenden für die Freiburger Kirche, Raum und Energiekosten" heißt die Kirche allerdings "willkommen". Kursleiterin ist eine Heilpraktikerin, mit der Kirchenvorstand Jürgen Dubau in Freiburg eine Gemeinschaftspraxis betreibt.
Und: "Im Bezug auf den Bürgerpreis habe ich den Küster vor rund einem halben Jahr um einen Termin gebeten", so Hammann. Seiner Ansicht nach ist die rigide Haltung der Kirche ihm gegenüber schädlich für die gesamte Dorfgemeinschaft.
Hammann meint: "Was sich der Kirchenvorstand mir gegenüber geleistet hat, ist eine Frechheit, die sich keine Konfession einem Bürger gegenüber erlauben darf."
Hammann sieht sich in seiner vor einigen Jahren getroffenen Entscheidung zum Austritt aus der Kirche, die sich immer mehr vom Bürger entferne, bestätigt. Er kommentiert die Position der Freiburger Kirche mit der 32. These des Reformators Martin Luther: "In Ewigkeit werden mit ihren Lehrern jene verdammt werden, die glauben, sich durch Ablassbriefe ihres Heils versichert zu haben."
Der Kirchenvorstand will den Zwist ad Acta legen. Jürgen Dubau sagt dem WOCHENBLATT: "Wir möchten Sie dringend bitten, diese Angelegenheit nun auf sich beruhen zu lassen. Von daher werden wir keine Stellungnahme abgeben."
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.