Ausbildung zum ASP-Kadaversuchhund
Zwei Spürnasen mit wichtigem Auftrag
Schon bevor Corona die Menschheit in Atem hielt, sorgte eine andere Virusinfektion für Schlagzeilen, die zwar nicht für den Menschen, doch für eines der wichtigsten Nutztiere des Landes zur Bedrohung wurde: die Afrikanische Schweinepest (ASP). Im Jahr 2020 erreichte die ASP erstmals auch Deutschland, betroffen waren zunächst nur Wildschweine. Vereinzelt ging die hochansteckende Seuche aber auch auf Hausschweine in Niedersachsen über. Das Dramatische: Im vergangenen Jahr mussten in Europa 41.000 Hausschweine wegen ASP-Ausbrüchen in Mastbetrieben gekeult werden. Das ist nicht nur ein massiver wirtschaftlicher Verlust, sondern auch ein großer tierethischer Konflikt. Um der Ausbreitung von ASP vorzubeugen, lässt das Land Niedersachsen vermehrt ASP-Kadaversuchhunde ausbilden. Zwei von ihnen sind die Holländischen Schäferhunde Dug und Disney aus Kranenburg im Landkreis Stade.
Seit etwa einem Jahr trainieren die drei- und achtjährigen Hunde gemeinsam mit ihrer Besitzerin Sabrina Menge für die Ausbildung zum Kadaversuchhund. Ende Februar steht ihre Abschlussprüfung bevor. Auf den Kurs gestoßen war die 42-Jährige durch einen Bekannten bei der Jägerschaft. Da Menge für Dug und Disney stets Beschäftigungsmöglichkeiten sucht und sie auch schon in der Kitzrettung aktiv sind, kam das ASP-Suchhunde-Programm wie gerufen. "Die Geruchsarbeit geht auf den Ursprung des Hundes zurück. Es ist einfach eine tolle und spannende Beschäftigung und sorgt für die geistige Auslastung von Dug und Disney", erklärt Sabrina Menge, die die Begeisterung ihrer Fellnasen für deren "Job" deutlich spürt. Besonders die Rasse der Holländischen Schäferhunde arbeite gerne mit dem Menschen zusammen und stelle sich spielerischen Herausforderungen.
Im Prinzip sei jeder Hund ab einem Jahr für die Ausbildung geeignet, der ein Mindestmaß an Sportlichkeit und Begeisterungsfähigkeit hat, weiß Tierärztin und Hundetrainerin Jennifer Hirschfeld, die offiziell vom Landwirtschaftsministerium Niedersachsen mit der Ausbildung von ASP-Kadaversuchhunden beauftragt wurde. Bei der Auswahl der geeigneten Hunde achtet sie vor allem darauf, dass der Hund am Schwarzwild gehorsam ist. Dazu sei eine Jagdhund-Ausbildung keine Voraussetzung, vielmehr sei der Antrieb des Hundes auf Belohnung durch Futter oder Spielzeug wichtig. Mithilfe eines sogenannten "Bringsels", einem schlauchartigen Gegenstand, durch den die Hunde ihren Führern das Auffinden eines Kadavers anzeigen, trainiert Sabrina Menge ihre Hunde regelmäßig. So lernen die Vierbeiner von Beginn an, dass das Auffinden des Geruchträgers (z.B. in Form von Knochen oder Fleischstücken) und das Hinführen des Hundeführers zur größten Belohnung führt. Innerhalb des Ausbildungsjahres, in dem 45 Termine vorgesehen sind, werden jedoch nicht nur die Spürnasen ausgebildet. Auch die Besitzer müssen in Theorie und Praxis geschult werden. Dabei stehen Orientierung, Erste Hilfe für Mensch und Hund sowie das Ausdrucksverhalten des Hundes auf dem Programm.
Auswirkungen hat die ASP weder auf den Menschen noch auf andere Tiere. Bei einem Ausbruch erleiden die Schweine ein starkes Fieber, werden lethargisch und ziehen sich in schwer zugängliche Gebiete zurück. Deshalb ist, neben der Suche mit Drohnen und Wärmebildkameras, gerade die Suche mit den Hunden eine geeignete Alternative, um auch in dichtbewachsenes Gebiet vorzudrängen.
Es ist ein Ehrenamt, dem sich Hundebesitzer wie Sabrina Menge verpflichten, denn mit der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung willigen sie ein, dem Land Niedersachsen für vier Jahre als ASP-Suchteam zur Verfügung zu stehen. Geld gibt es dafür nicht, lediglich Fahrtkosten und eine Grundausstattung für das Training werden erstattet. "Ich liebe die klare, präzise Arbeit mit dem Hund und es ist beeindruckend zu sehen, wie Dug und Disney dazulernen und ihren Geruchssinn gezielt einsetzen", so Sabrina Menge. Für sie ist es die Mischung aus spannendem Hundetraining und dem guten Zweck, weshalb sie so viel Zeit und Energie in das Training steckt, denn eins ist klar: Bricht die Seuche aus, so könnten Landwirte massiven wirtschaftlichen Schaden davontragen und ganze Regionen könnten, aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr, zur Sperrzone erklärt werden. Umso wichtiger ist der Einsatz Ehrenamtlicher, wie der von Sabrina Menge, Dug und Disney.
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