Besitzer mussten um ihr Leben bangen
Wer stach auf Stute Phoebe ein?
Gräultat in Nenndorf: Ein oder mehrere unbekannte Täter hatten es Anfang Oktober auf Stute Phoebe abgesehen und ihr eine tiefe Stichverletzung am rechten Sprunggelenk zugefügt. Besitzerin Stephanie Oelkers bangte bis vor Kurzem um das Leben des 14-jährigen American Paint Horses.
"Wer kann so etwas einem Tier nur antun?" Diese Frage stellt sich Stephanie Oelkers seit dem 10. Oktober täglich. An diesem Abend fütterte die Nenndorferin ihre Pferde auf der Golden Sunshine Ranch noch wie gewohnt - alles schien in Ordnung. Am nächsten Morgen bemerkte sie dann eine Wunde am Bein von Stute Phoebe. Sie habe zunächst nichts Schlimmeres geahnt, sei von einer leichten, oberflächlichen Verletzung durch einen spitzen Holzsplitter oder ähnlichem ausgegangen - auch wenn der offene Stall und das Paddock eigentlich keine Verletzungsgefährdung bieten würden, erklärt sie. Doch der Tierarzt stellte eine tiefe, sechs Zentimeter lange und im Durchmesser 1,2 Zentimeter große Wunde fest. Dabei wurden Gelenkkapsel und Außenband des Pferdes verletzt. Letzteres konnte während einer Operation zwar rekonstruiert werden, doch die Stute war lange in Lebensgefahr - es gelangen Keime in die Wunde.
"Da muss jemand mit richtiger Wucht zugestochen haben", sagt Stephanie Oelkers kopfschüttelnd. Dass ein Mensch für diese Tat verantwortlich ist, das konnte die Pferdebesitzerin erst gar nicht wahrhaben. Doch eine Videoüberwachung im Offenstall lieferte den Beweis. Zu Beginn der Aufnahmen ist zu erkennen, dass die Stute zunächst schläft, in der nächsten Sekunde aufschreckt und panisch durch die Box springt. Weil die Kamera aber nur in Abständen von sieben Sekunden aufnimmt und sich ein Teil des Körpers des Pferdes zum Tatzeitpunkt außerhalb des Kamerawinkels befand, gibt es leider keine Hinweise auf die Identität der oder des mutmaßlichen Täters. Zudem ist auf den Aufnahmen der Kamera, die den Paddock zeigen, zum fraglichen Zeitpunkt um 20:06 Uhr, ein Schatten zu sehen. Stephanie Oelkers hat infolgedessen Strafanzeige erstattet.
Neben der unglaublichen Tierquälerei entsteht dem Betrieb natürlich auch ein wirtschaftlicher Schaden: Phoebe ist ein Sport- und Turnierpferd und mit ihren 14 Jahren eigentlich noch nicht im "Rentenalter". Auch der Gedanke, ob jemand dem noch jungen Betrieb oder Stephanie Oelkers persönlich schaden wollte, kam der Familie. "Phoebe hat für uns eine besondere Bedeutung. Sie ist unser erstes selbst gezogenes Pferd. Ich selber reite oft auf ihr", erklärt Oelkers. Oder wurde Phoebe durch ihr auffälliges Äußeres, mit hellem Fell und blauen Augen, zur Zielscheibe eines Pferderippers? Bereits im Juli, erinnert sich Stephanie Oelkers, musste die Stute am Auge behandelt werden, da sie einen Schnitt hatte. Auch damals glaubte die Nenndorferin an einen Unfall, doch der Schnitt sei auffällig glatt gewesen. Jetzt in Verbindung mit der Stichwunde kommen Zweifel auf.
„Es ist erschreckend, wie häufig Pferde von Menschen auf grausame Art verletzt oder getötet werden. Die Stute muss unvorstellbare Schmerzen erlitten haben. Wir hoffen, dass die Verantwortlichen gefunden werden, bevor weitere Tiere verletzt werden“, so Lisa Bechtloff, Fachreferentin bei PETA. Die Tierschutzorganisation hat eine Belohnung in Höhe von 500 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur rechtskräftigen Verurteilung der tatverantwortlichen Person oder Personen führen. Familie Oelkers plant, die Belohnung eigenverantwortlich nochmal zu erhöhen.
Im Nachgang zur Tat hat Familie Oelkers nun ihre Kameraüberwachung aufgerüstet. "Wir lassen uns keine Angst einjagen", sagt Stephanie Oelkers. Zudem wird ein geplantes neues Gebäude in Zukunft für mehr Sicherheit der Tiere sorgen. Die Familie habe sofort die Nachbarschaft und die direkt angrenzende Reitanlage informiert, damit sie auch Maßnahmen zum Schutz ihrer Pferde ergreifen können. Solch eine Tat solle sich schließlich nie wieder wiederholen. Eine positive Nachricht gibt es aber: An diesem Wochenende soll Phoebe nach Hause kommen.
Wer etwas beobachtet oder anderweitig mitbekommen hat, wird gebeten, sich bei der Polizei oder telefonisch unter 0711-8605910 oder per E-Mail bei der Tierrechtsorganisation zu melden – auch anonym.
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