Liqvis möchte eine LNG-Tankstelle in Nenndorf errichten / Politik und Verwaltung wenig begeistert
"Und was haben wir davon?"
as. Nenndorf. Es ist ein zukunftsträchtiges Projekt, das Geschäftsführer Silvano Calcagno und Projektleiter Mike Jakob von der Liqvis GmbH jetzt im Umweltausschuss der Gemeinde Rosengarten vorstellten: Eine Tankstelle soll im Gewerbegebiet in Nenndorf künftig Lkw mit verflüssigtem Erdgas versorgen. Das als LNG (Liquified Natural Gas) bezeichnete Erdgas gilt als schadstoffarme Alternative zu Diesel und Co., der Ausbau der Infrastruktur wird von der EU gefördert.
An der unbemannten LNG-Tankstelle werden täglich 20 bis 50 Lkw tanken, schätzt das Essener Unternehmen. Der Tank der Anlage fasst knapp 30 Tonnen LNG und muss zwei bis drei Mal pro Woche befüllt werden. Die Tankstelle soll ohne Personal betrieben werden.
Politik und Verwaltung zeigten sich wenig angetan von diesen Plänen. Denn abgesehen von dem guten Gewissen, etwas zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes des Lkw-Verkehrs in Deutschland und damit zum Klimaschutz beizutragen, profitiert die Gemeinde wenig von der Tankstelle. "Sie beschäftigen keine Mitarbeiter vor Ort und zahlen keine Gewerbesteuer in Rosengarten - was haben wir denn davon?", fragte Bürgermeister Dirk Seidler. In der Gemeinde sei kaum Logistik angesiedelt, die von der Tankstelle profitieren würde. "Hinzu kommt die zusätzliche verkehrliche Belastung durch die Schwerlasttransporter - wer vorher an Rosengarten vorbeigefahren ist, fährt jetzt von der Autobahn ab, um in Nenndorf zu tanken." Einen wirtschaftlichen Vorteil gebe es nicht für die Gemeinde, räumte Mike Jakob ein. Allerdings würden immer mehr Lkw umgestellt, so könnten auch Lebensmittelzulieferer, die Supermärkte und Discounter in Nenndorf anfahren, die Tankstelle nutzen. Zudem sei langfristig geplant, auf synthetisch hergestelltes Gas umzusteigen.
Ein Kritikpunkt der Fachausschussmitglieder war die Sicherheit der Anlage, auf der ein Tank und eine Zapfsäule untergebracht werden sollen. "Es handelt sich nicht um brennbares Gas. LNG ist flüssig", betonte Jakob. Bei Austritt verdampfe das Gas sofort. Erst bei einer hohen Anreicherung mit Sauerstoff und nur unter sehr hoher Energiezufuhr sei LNG explosiv: "Wenn LNG austreten sollte und Sie ein Streichholz in die Pfütze werfen, erlischt die Flamme." Die eingezäunte Anlage verfüge über zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen. Die Anlage werde ständig kameraüberwacht. Zudem kann der Tankvorgang erst beginnen, nachdem der Lkw-Fahrer sich identifiziert hat. Sicherheitsventile würden verhindern, dass bei mutwilliger Zerstörung, zum Beispiel dem Abreißen eines Tankschlauches, Gas austritt. Rosengartens Feuerwehren müssen dennoch für einen etwaigen Störfall geschult werden.
Nenndorfs Ortsbürgermeister Heiko Schacht und sein Vorgänger Bernd Krüger sprachen sich ebenfalls gegen die Anlage aus. Rosengarten sei schon geplagt durch den Autobahnlärm, hinzu kämen Kieslaster. "Wir sind vom Verkehr schon völlig eingeschlossen. Wir brauchen nicht noch mehr Lkw im Ort", so Krüger. Laut Schacht wäre die Anlage an einem Standort, an dem auch Logistikbetriebe angesiedelt sind, z.B. in Hollenstedt, besser aufgehoben.
Wo Liqvis die Tankstelle errichtet, entscheidet allerdings nicht die Gemeinde und auch nicht der Landkreis, sondern das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg. Die Gemeinde kann lediglich eine Stellungnahme abgeben.
Flüssiges Erdgas
Bei LNG (Liquified Natural Gas) handelt es sich um verflüssigtes Erdgas, das farb- und geruchslos ist. LNG wird bei Minus 140 Grad gelagert und verdampft bei 20 Grad. LNG gilt als fortschrittliche, umweltschonende und rentable Kraftstoffalternative für Lkw. U.a. reduzieren sich im Vergleich zu Diesel die Emissionen von Feinstaub, Stickstoffoxiden und CO₂, zudem sind LNG-Motoren leiser. Für Pkw kann das Gas derzeit noch nicht eingesetzt werden.
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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