Landwirtschaftliches Jubiläum
Beratungsring Hohe Geest feiert 75-jähriges Bestehen
Den Erhalt von 20 D-Mark in bar quittierte Diplomlandwirt Hans-Joachim Berndt dem landwirtschaftlichen Beratungsring Hohe Geest am 15. Mai 1949. Das handschriftliche, noch heute existierende Dokument war der erste Kassenbeleg des gerade gegründeten Vereins, der einen Ringberater suchte. Berndt reiste für die Bewerbung per Motorrad extra aus Göttingen an - und freute sich kurz darauf über die Zusage des damaligen Vorsitzenden Kurt Jagau. An diese Begebenheit erinnerte der amtierende Beratungsring-Vorsitzende Michael Albers, als er auf der jüngsten Mitgliederversammlung in Nenndorf die 75-jährige Geschichte seiner Organisation beleuchtete.
Kassenbeleg aus dem Gründungsjahr ist noch erhalten
Gemeinsam mit Wirtschaftsberater Hartmut Peters würdigte Michael Albers prägende Persönlichkeiten des Ringes. Hierzu gehört Berater Erich Schnabel. Er trat seinen Dienst 1962 in Garlstorf an, wo der Verein damals ansässig war. Dessen Auflösung sei kurz zuvor auf einer Versammlung "denkbar knapp" verhindert worden, schreibt Schnabel in seinen Erinnerungen. Der Ring hatte noch 58 Mitglieder, von denen 15 kündigen wollten. Schnabel schaffte es, zwölf Kündigungskandidaten von ihrem Vorhaben abzubringen, und führte den Verein fast 39 Jahre bis 2001. Seitdem ist Michael Albers Vorsitzender.
Ein weiterer Meilenstein war das Jahr 1999. Es gab Bemühungen, die damals bestehenden vier Ringe Hollenstedt, Tostedt, Winsen und Hohe Geest zu verschmelzen. Während die ersten drei die Fusion eingingen und die Landwirtschaftliche Unternehmensberatung Harburg (LUH) gründeten, blieb die Hohe Geest selbstständig. Kurze Zeit später erhielt sie Zuwachs von 46 Betrieben, die in der LUH keine Heimat fanden.
Beratungsring hat heute 218 Mitglieder
Heute hat der Beratungsring Hohe Geest, der 2006 von Garlstorf nach Lindhorst umzog, 218 Mitglieder und betreut eine Betriebsfläche von 17.475 Hektar. Rund 40 Prozent der Mitglieder bewirtschaften einen Nebenerwerbsbetrieb. Das Jahresbudget umfasst etwa 200.000 Euro.
Ringberater Thomas Horlacher erläuterte auf der Versammlung in Nenndorf die Arbeitsschwerpunkte. Viel Zeit in Anspruch nehmen demnach die Themen Düngeplanung und -bilanz sowie die Nährstoffeffizienz der landwirtschaftlichen Produktion. Weiterhin verwies er auf Besonderheiten für den diesjährigen Sammelantrag auf Agrarförderung. Da wegen des regenreichen Herbstes einige Felder nicht mit Wintergetreide hätten bestellt werden können, sei der Anbau von zu den Hülsenfrüchten zählenden Leguminosen als Ersatz eine Alternative. Als Horlacher jedoch die beim Ackerbau zu erfüllenden bürokratischen Voraussetzungen für eine Prämienzahlung erörterte, entfuhr es dem fassungslosen Ringvorsitzenden Michael Albers: "Wofür verwenden wir eigentlich unsere Zeit und unsere Energie?" Auch die jüngsten Bauernproteste sieht Albers als Ergebnis dieser Politik: „Die Landwirte sind das ständige Hineinregieren in Feld und Stall leid und haben sich hier einmal Luft gemacht.“
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.