Gewinn auch für Firmen?
SPD-Kandidatin will Betriebe in Zeiten leerer Gemeindekassen an Kita-Finanzierung beteiligen

Im Gespräch: Kathrin Bockey, Kandidatin der SPD für das Amt des Elbmarscher Verwaltungschefs, und Stefan Wickmann, Geschäftsführer der Chemiefabrik Bruno Bock | Foto: Bockey
  • Im Gespräch: Kathrin Bockey, Kandidatin der SPD für das Amt des Elbmarscher Verwaltungschefs, und Stefan Wickmann, Geschäftsführer der Chemiefabrik Bruno Bock
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ce. Elbmarsch. Angesichts stetig steigender Einwohnerzahlen in der Elbmarsch und leerer Gemeindekassen will Kathrin Bockey, SPD-Kandidatin für das Amt des Samtgemeinde-Bürgermeisters bei der Kommunalwahl, neue Wege bei der Finanzierung von Kindertagesstätten gehen. Die Sozialdemokratin möchte örtliche Unternehmen als Geldgeber mit "ins Boot" holen.
Die Samtgemeinde verzeichnet seit Jahren ein kontinuierliches Bevölkerungswachstum auf bislang über 13.000 Einwohner. Der Zuwachs ist auch auf die Ausweisung von Neubaugebieten in Tespe, Drage und Marschacht mit entsprechendem Zuzug zurückzuführen. In Tespe wurden wurden in den vergangenen zwei Jahren mehr als 700 Neubürger registriert. "Diese Entwicklung bringt bei der Bereitstellung von genügend Betreuungsplätzen in Kindertageseinrichtungen große Herausforderungen mit sich", erklärt Kathrin Bockey.
Jedes Kind habe per Gesetz ab vollendetem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Die Gemeinden gerieten somit bei starken Zuzügen unter Druck. Investitionen in Neubauten oder Erweiterungen ließen sich aber aufgrund hoher Kosten bei schlechter Finanzlage nur schwer realisieren. Zuletzt gab es 2020 aufgrund von langen Wartelisten und zu wenig Kita-Plätzen Elternproteste in Tespe.
Um Abhilfe zu schaffen, schlägt Kathrin Bockey vor, größere Betriebe in der Region an der Finanzierung von Kita-Baumaßnahmen zu beteiligen, um die Kommunen zu entlasten. "Im Gegenzug bekommen die Firmen für den Nachwuchs ihrer Mitarbeiter eigene Belegplätze“, so Bockey. Beim "wir leben"-Apothekenverbund von Dirk Düvel mit seinen rund 400 Beschäftigten und auch bei der Marschachter Chemiefabrik Bruno Bock seien die Ideen positiv aufgenommen worden. Am Rande eines Firmenbesuchs hatte Bockey kürzlich mit Fabrik-Geschäftsführer Stefan Wickmann über das Thema gesprochen. "Meine Idee, beim nächsten Kindergartenbau eventuell Firmen und damit auch dem Unternehmen Bruno Bock Belegrechte an eigenen Kita-Plätze anzubieten, stieß auch hier auf grundsätzliches Interesse“, freute sich Bockey.
Im Falle ihrer Wahl zur Verwaltungschefin der Samtgemeinde im September will Bockey mit den Gemeindebürgermeistern ins Gespräch kommen über Kooperationen mit Gewerbetreibenden. "Wir sollten alle Möglichkeiten prüfen, um unseren Bürgern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch besser zu ermöglichen. Auch für unsere Firmen ist das zur Gewinnung von Fachpersonal wichtig."
Als Beispiel, wie Unternehmen und Kommunen im Kita-Bereich erfolgreich zusammenarbeiten können, führte Kathrin Bockey eine Kita in Schwarzenbek an. In ihrer Funktion als Landtagsabgeordnete hatte Bockey die 2015 durch Kooperation einer Unternehmensgruppe mit der Stadt Schwarzenbek und dem Arbeiter-Samariter-Bund als Träger entstandene Einrichtung besucht. Das Unternehmen hatte den Bauplatz neben dem Firmengelände zur Verfügung gestellt und dafür bis zu zehn der rund 40 zur Verfügung stehenden Plätze für Mitarbeiterkinder erworben. Für Kathrin Bockey ist dies "ein tolles Vorzeigeprojekt, von denen es mehr geben sollte“.

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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