Tag des Notrufs am 11.2.
Stader Rettungsleitstelle: Hier gehen die Anrufe mit der 112 ein
Der 11. Februar gilt aufgrund der Analogie zur Notrufnummer 112 als „Tag des Notrufs“. Im Landkreis Stade übernimmt die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle in Stade-Wiepenkathen die Aufgabe der Notruf-Zentrale. Von hier aus werden alle Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst alarmiert und koordiniert. Ein Blick hinter die Kulissen.
Seit mehr als 30 Jahren steht der Backsteinbau im Gewerbegebiet Ohle Kamp in der Stader Ortschaft Wiepenkathen. Der Landkreis Stade hat seine Leitstelle in den vergangenen Jahren umfassend modernisiert und erweitert. Der Leitstellenraum wurde zuletzt deutlich erweitert. Außerdem wurde ein abgetrennter Bereich für den Lagedienstführer geschaffen. Acht hochmoderne Arbeitsplätze stehen den Disponenten nun zur Verfügung. Jeder Mitarbeiter hat stets vor Augen, welche der kreisweit 92 Ortsfeuerwehren und welche Rettungswagen gerade im Einsatz sind. An einer großen Videowand, deren Monitore sich variabel bespielen lassen, werden z.B. Einsatz- und Wetterdaten angezeigt.
Disponenten sind umfangreich qualifiziert
Rund um die Uhr werden die Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst von hier aus koordiniert. Etwa zwei Dutzend Beschäftigte gehören zur Crew von Leitstellen-Leiter Wilfried Sprekels. Sie arbeiten im Zwölf-Stunden-Schichtbetrieb. Drei bis vier Einsatzkräfte sind stets vor Ort, um die Notrufe über die Nummer 112 entgegenzunehmen. Die Disponenten sind Verwaltungsvollzugsbeamte, Notfallsanitäter und Feuerwehrzugführer. Sie haben weitere Qualifikationen, z.B. zur Leitung von Rettungsmaßnahmen bei Schiffsunfällen, erworben und einen Lehrgang an der Landesfeuerwehrschule absolviert, bei dem u.a. Einsatztaktiken und Gesprächsführung gelehrt werden.
Notrufe werden nach festem Schema abgefragt
„Ganz gleich, mit welchem Anliegen die Bürger sich bei uns melden – bei uns erhalten sie schnellstmöglich Hilfe“, sagt Sprekels. Seine Erfahrung nach jahrzehntelangem Dienst in der Leitstelle: „Wer nicht mehr weiterweiß, der ruft die 112 an.“ Die Notruf-Abfrage läuft nach einem festgelegten Schema ab. Jedes Gespräch beginnt mit dieser Frage: „Notruf – Feuerwehr und Rettungsdienst. Wo genau ist der Notfallort?“ Sprekels betont: „Das Gespräch ist erst beendet, wenn der Disponent das sagt.“ Die Anrufer sollten so lange dranbleiben, bis alle Fragen beantwortet sind.
Die Disponenten geben auch Tipps zur Ersten Hilfe oder zur Reanimation. Sie geben am Telefon auch Anleitungen zu Wiederbelebungsmaßnahmen. Wichtig sei, dass die Ersthelfer nichts falsch machen könnten, so Sprekels. Die Angst vor Fehlern sei eine große Hemmschwelle für Ersthelfer, selbst tätig zu werden. Er empfiehlt deshalb regelmäßige Erste-Hilfe-Kurse. Die Einsätze werden von Rettungskräften des Deutschen Roten Kreuzes, der Johanniter Unfallhilfe und von Falck gefahren. Die Notärzte starten direkt von den Elbe Kliniken. Bei umfangreichen Einsätzen werden ehrenamtliche Kräfte der Sanitätsbereitschaften der Hilfsorganisationen zur Unterstützung angefordert.
Telefone klingeln fast 100.000 Mal
An die 100.000 Mal im Jahr klingeln in der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle die Telefone. Einen Schwerpunkt im Einsatzgeschehen bildet der Rettungsdienst: Insgesamt 51.461 Rettungsdiensteinsätze sind in der Jahresstatistik für 2023 verzeichnet, davon 18.073 Krankentransporte. 2.854 Mal rückten die Feuerwehren aus: 334 Mal lösten Brandmeldeanlagen aus, 408 Mal wurden Feuer gemeldet. 1.444 Hilfeleistungen wurden vergangenes Jahr abgearbeitet – vom umgestürzten Baum, der von der Fahrbahn beseitigt werden musste, bis hin zum schweren Verkehrsunfall mit eingeklemmten Fahrzeuginsassen. 562 Sicherheitswachen bei Veranstaltungen übernahmen die Kameraden. 20 Sonderlagen, etwa bei Sturm, sowie 41 Umwelt- und 45 Wasserrettungseinsätze komplettieren das Bild.
Notfallgruppen retten Leben
Bei Reanimationen alarmieren die Disponenten zusätzlich eine der kreisweit 48 Feuerwehr-Notfallgruppen. Speziell geschulte und ausgestattete Ersthelfer sind dann vor Notfallsanitätern und Notarzt vor Ort. Mehr als 1.200 Feuerwehrkameraden machen mit, jüngst ging in Himmelpforten eine neue Notfallgruppe an den Start. Bei einer möglichst früh eingeleiteten Reanimation haben Patienten bessere Chancen, das Herzkammerflimmern zu überleben. Hier zählt jede Minute und durch die räumliche Nähe zum Einsatzort können die Notfallgruppen bereits wenige Minuten nach der Alarmierung vor Ort sein. Im vergangenen Jahr rückten die Notfallgruppen 394-mal aus, 2022 gab es 404 Einsätze. „Durch die Notfallgruppen konnten bereits einige Menschenleben gerettet werden“, sagt Leitstellen-Leiter Wilfried Sprekels.
Notrufnummer gilt europaweitDer Europäische Tag des Notrufs 112, wie der Aktionstag am 11. Februar offiziell heißt, wurde von der EU festgelegt, weil im Datum die Notrufnummer enthalten ist. Das Ziel: Die europaweit gültige Notrufnummer 112 soll bekannter gemacht werden.Bereits 1991 wurde der europaweit gültige Notruf 112 eingeführt – in vielen Ländern zusätzlich zu den nationalen Notrufnummern. So sollte es insbesondere für Reisende leichter werden, im Notfall Hilfe anzufordern. Seit 1998 ist die 112 von allen Festnetz- und Mobiltelefonen kostenfrei erreichbar. Seit 2003 müssen die Telefonnetzbetreiber den Rettungsleitstellen auch den Standort des Anrufers übermitteln. In den ersten Jahren war das noch nicht überall selbstverständlich: So musste die EU bereits 17 formelle Vertragsverletzungsverfahren gegen 15 Länder einleiten, weil entweder die Nummer 112 nicht verfügbar war, Gebühren bei einem Anruf berechnet worden oder die Standortdaten der Anrufer nicht übertragen wurden.
Landrat: Keine Gewalt gegen Einsatzkräfte
„Unsere Einsatzkräfte haben jeden Respekt und jede Unterstützung verdient“, sagt Landrat Kai Seefried. In den vergangenen Wochen waren die Freiwilligen von Feuerwehren und Hilfsorganisationen besonders gefordert – an Weihnachten aufgrund der Hochwasserlage im Stader Landkreis, über den Jahreswechsel im überörtlichen Hochwasser-Einsatz in anderen Teilen Niedersachsens. „Dieses Engagement ist alles andere als selbstverständlich“, betont Seefried.
Als „unerträglich“ bezeichnet er Gewalt gegen Einsatzkräfte – wie sie etwa in der Silvesternacht im Altländer Viertel in Stade zu erleben war, wo abermals Feuerwehrleute attackiert und Einsatzfahrzeuge beschädigt worden sind. „Unsere Einsatzkräfte rücken aus, um Menschen zu helfen – und stehen ein für unseren demokratischen Rechtsstaat“, sagt der Landrat. „Wer Einsatzkräfte angreift, der greift diesen Staat an.“
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