Gratis-Tests für alle Bürger: Nur wenige Angebote, da vieles noch nicht geregelt ist
Kostenlose Corona-Schnelltests: Einige Apotheken und Ärzte im Landkreis Stade testen bereits
jd. Stade. In Deutschland sollen bis Ende März flächendeckend kostenlose Schnelltests für alle Bürger angeboten werden. Doch wer baut diese Test-Infrastruktur auf und inwieweit sind dabei die örtlichen Behörden eingebunden? Es ist wie so oft bei den Corona-Maßnahmen: In Berlin wird etwas verkündet und die betroffenen Stellen, die vor Ort für die Umsetzung zuständig sind, lässt man mangels Informationen im Regen stehen. Das ganze Prozedere bei den Schnelltests sei "völlig ungeklärt", kritisierte Stades Landrat Michael Roesberg in dieser Woche . Gratis getestet wird im Landkreis Stade mittlerweile - in ein paar wenigen Arztpraxen und Apotheken.
"Asymptomatische Personen haben Anspruch auf Testung mittels PoC-Antigen-Tests", so der Wortlaut des Paragraphen 4a ("Bürgertestung"), der am 8. März neu in die Corona-Testverordnung eingefügt wurde. Dieser Gratis-Schnelltest dürfe einmal pro Woche durchgeführt werden, heißt es weiter im Verordnungstext.
Auch die Kostenfrage ist in der Verordnung geregelt: Für das Testkit selbst werden bis zu 6 Euro als Materialkosten erstattet. Zusätzlich gibt es eine Vergütung für die Durchführung des Schnelltests: Ärzte erhalten 15 Euro, Apotheker und private Test-Anbieter bekommen 12 Euro. Für die bestehenden privaten Teststationen im Landkreis Stade sicher kein gutes Geschäft: Sie verlangen für die von ihnen bereits seit Wochen angebotenen Schnelltests bisher um die 40 Euro. Jetzt soll es für die Gratis-Version nicht einmal die Hälfte geben.
Aber auch viele Apotheker fragen sich, ob die 18 Euro, die sie pro Schnelltest abrechnen können, überhaupt in einem finanziell fairen Verhältnis zum Aufwand stehen, den sie betreiben müssen. Erst einmal abwarten will beispielweise Anke Fischer, die mit ihrem Mann in Stade-Riensförde die Einhorn-Apotheke betreibt. Sie habe zwar vor ein paar Tagen bei einer Online-Schulung die Berechtigung zur Durchführung von Schnelltests erworben, so Fischer. Doch anbieten wolle sie diese Testungen vorerst nicht.
"Ich kann die Schnelltests ja nicht mitten im Geschäft vornehmen", sagt Fischer. Der Apothekenbetrieb dürfe schließlich nicht beeinträchtigt werden. Womöglich aus dem Fenster heraus oder draußen in einem Zelt zu testen, sei derzeit auch keine Option: Auf der Schulung habe sie erfahren, dass die Testergebnisse bei niedrigen Temperaturen fälschlicherweise positiv ausfallen.
"Im Prinzip müsste ich eigens für die Schnelltests einen Raum anmieten und zusätzliches Personal einstellen", sagt Fischer. Das rechne sich für sie aber gar nicht. Sie wisse jedoch von Kollegen, die das vorhaben. "Die müssen die Schnelltests dann aber im großen Stil betreiben, damit es sich finanziell überhaupt lohnt."
Geringer ist der Aufwand hingegen für die Ärzte. Die meisten Praxen verfügen über ausreichend Räumlichkeiten. So wie Dr. Stephan Brune: Der Stader Kardiologe und Kreissprecher der Kassenärztliche Vereinigung nimmt bereits Schnelltests bei seinen Patienten vor. Wer wissen will, welche Ärzte im Landkreis Stade bereits ein entsprechendes Testangebot vorhalten, kann sich auf der Seite www.arztauskunft-niedersachsen.de/ases-kvn/ informieren. Dort ist außer dem Ort unter dem Suchkriterium "Besonderheiten" das Stichwort "Corona-Schnelltest" einzugeben.
Landkreis stimmt sich mit den Kommunen ab
Während der Landkreis Harburg bereits beim Thema Schnelltests aktiv geworden ist und federführend bei der Organisation eines kreisweiten Testangebotes ist, dafür sogar unter www.schnelltest.landkreis-harburg.de eine eigene Infoseite freischalten wird, sieht sich der Landkreis Stade hier nicht in der Pflicht. "Gefordert sind in erster Linie die niedergelassenen Ärzte, die Zahnärzte und die Apotheken", erklärt Sozial-Dezernentin Susanne Brahmst auf WOCHENBLATT-Nachfrage. "Ergänzend können in Gemeinden z.B. Teststationen angeboten werden, die kommunal oder von privaten Anbietern betrieben werden." Das Testzentrum des Landkreises werde jedenfalls weiter für die PCR-Tests benötigt.
Nach Angaben von Brahmst trifft sich Landrat Michael Roesberg aber mit den hauptamtlichen Bürgermeistern, um die Vorgehensweise bei den Schnelltests zu besprechen. Einige Kommunen hätten bereits mitgeteilt, das "großes Interesse an der Durchführung von Schnelltests in eigener Verantwortung" bestehe. Solche Vorhaben werde man seitens des Landkreises positiv begleiten.
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