"Soko Tierschutz" zeigt Schweinemäster aus Düdenbüttel an
Lebendes Schwein auf einem Haufen toter Tiere?
tk. Düdenbüttel. Hat ein Landwirt aus Düdenbüttel ein noch lebendes Schwein auf einen Haufen mit Kadavern toter Tiere geworfen?
Diesen Vorwurf erhebt die "Soko Tierschutz" und hat Anzeige erstattet. Die Veterinäre des Landkreises Stade ermitteln. Fakt ist: Bei einer unangemeldeten Kontrolle am Montag durch das Stader Veterinäramt wurden tier- und tierseuchenrechtliche Verstöße in dem Mega-Maststall für mehr als 5.000 Schweine festgestellt. Landkreis-Dezernentin Nicole Streitz stellt zudem fest: "Es ist nicht das erste Mal, dass dieser Betrieb auffällig geworden ist."
Passanten hatten am Sonntag das nach ihrer Ansicht noch lebende Tier auf einem Haufen toter Schweine entdeckt und die "Soko Tierschutz" informiert. "Soko"-Sprecher Friedrich Mülln sagt, nachdem er ein Video des Kadaverhaufens gesehen hat: "Ein Tier lebt offenbar noch. Man erkennt deutlich die Bewegungen." Die "Soko" alarmiert die Polizei. Nach Angaben von Stades Polizeisprecher Rainer Bohmbach fanden die Beamten allerdings kein lebendes Tier auf Stapel verendeter Schweine. Die "Soko Tierschutz" hat Anzeige gegen den Landwirt gestellt.
Das Veterinäramt des Landkreises Stade war am Montag in Düdenbüttel vor Ort.
Die Kadaver waren bereits zur Tierkörperbeseitigungsanstalt in Rotenburg transportiert worden. Nach Aussagen des Rotenburger Unternehmens, das von den Veterinären befragt wurde, soll kein lebendes Tier unter den toten gewesen sein. Insgesamt seien 23 Schweine abgeholt worden, so die Kreis-Veterinäre. Davon waren 22 Jungtiere.
Die Kadaver lagen unabgedeckt auf einer Silageplatte - das zeigen Foto und Video. Allein das sei bereits ein Rechtsverstoß, so Dezernentin Nicole Streitz. Das Tierseuchenrecht schreibt einen abgeschlossenen Raum, etwa einen Container, zur Lagerung verendeter Tiere vor.
Nach Erkenntnissen der Landkreis-Tierärzte sind in dem Mega-Maststall noch weitere Tiere erkrankt. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) werde als Ursache aber ausgeschlossen. Die tierärztliche Behandlung werde vom Veterinäramt "eng begleitet". Ob die Zahl verendeter Schweine besorgniserregend sei, könnte derzeit noch nicht beantwortet werden. Fest stehe nur, dass es gesundheitliche Probleme gebe, die "erhöhte Tierverluste zur Folge haben".
Welche rechtlichen Konsequenzen auf die Betriebsinhaber zukommen, ist nach Aussagen von Nicole Streitz derzeit noch unklar. Von der Strafanzeige bis hin zu einem Bußgeld sei alles denkbar. Die Staatsanwaltschaft werde dann eingeschaltet, wenn nach dem Ende der Untersuchung von einer Straftat auszugehen sei.
Friedrich Mülln von der "Soko Tierschutz" kritisiert den Landkreis Stade und wirft ihm "doppeltes Versagen" vor. Die Tierschützer hatten im April 2019 Tierquälereien auf dem Schlachthof in Düdenbüttel aufgedeckt und dem Landkreis vorgeworfen, nicht genau hingeschaut zu haben. Unter anderem wurden verletzte Tiere, die nicht mehr laufen konnten, mit einer Seilwinde auf Lastwagen gezogen.
Landkreis-Dezernentin Nicole Steitz erklärt, dass die letzte Kontrolle des Düdenbütteler Mastbetriebs vor den aktuellen Vorfällen vor einem Jahr stattgefunden habe.
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