"Ich liebe dieses Land"
thl. Stelle. Viele junge Marokkaner zieht es nach Deutschland, weil sie mehr Freiheiten und Arbeit suchen. Denn Deutschland gilt als schönes, wirtschaftlich starkes Land. Bei Matthias Glage (65) aus Stelle ist es genau andersherum. Den Lehrer, der Ende Oktober in den Ruhestand geht, zieht es nach Marokko. "Anfang November ist es soweit, dann wandere ich aus", sagt Glage, der in der St. Andreas-Kirchengemeinde Ashausen über 35 Jahren eine feste Größe für Musik, Orgel und Chor war.
Wie kommt es zu dieser Umkehrung der Push- und Pull-Faktoren? "Bei aller Liebe zur Heimat, zu vielen Verwandten und Freunden in Schulen, Kirchen, zur deutschen Musik und bei den Grünen: Der Demographische Wandel schreitet voran", so Matthias Glage, der in der Gemeinde Stelle derzeit auch noch als Ratsherr aktiv ist. "Ich sehe und erlebe immer mehr alte, oft unzufriedene Menschen, die Ängste vor Überfremdung oder vor dem Teilen mit anderen haben." In Marokko gehe es vielen Menschen wirtschaftlich nicht so gut. "Aber sie wirken auf mich zufriedener und offener. Die Großfamilien sind noch nicht so zerfallen wie hier", erzählt Glage, der bereits 35 Mal in Marokko war. "Altenheime sind kaum notwendig. Dort herrscht noch Leben, da kann ich Mensch sein und sehe als Pensionär viele Aufgaben: Unterrichten, Landwirtschaft, Alternativenergien, Schreiben, Komponieren, Reisen."
Bei seinen Reise habe er das Land kennen und lieben gelernt, sagt Glage. Wenn er nach Marokko komme, habe er gleich ein Heimatgefühl. "Ich habe viele Freunde in dem abwechslungsreichen Land und auch meine 'Wahl-Familie' lebt dort sowie zwei meiner Enkelkinder." Er wolle dazu beitragen, dass Marokko und Deutschland sich näher kommen, und das nicht nur in Form tektonischer Platten.
Dennoch will er seiner alten Heimat nicht ganz den Rücken kehren. "Ich werde weiterhin nach Stelle und Ashausen kommen. Aber ich denke, zweimal im Jahr reicht", lacht Matthias Glage.
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