Welle
B3-Baustellen werden für Geschäftsleute zur Existenzbedrohung
bim. Welle. Die Geschäftsleute der Gemeinde Welle sind stinksauer: Kaum ist die B3 dank Behelfsbrücke wieder für den kompletten Verkehr freigegeben, drohen die nächsten Baustellen, die ihnen die Kundschaft nehmen. Ganz hart trifft es die beiden Tankstellen: Ulrike und Rolf Splete von Hoyer sowie Petra Matthies von der Freien Welle sind auf die Pendler und den Durchgangsverkehr angewiesen. "Diese Baustellen sind für uns existenzbedrohend", sagen sie unisono.
Wie berichtet, soll von Mitte Juni bis Ende August die Fahrbahn auf der B3 vom Ortsausgang Welle bis Wintermoor an der Grenze zum Heidekreis erneuert werden - unter Vollsperrung. In den Folgejahren sollen dann Arbeiten im Bereich von Handeloh-Höckel mit denen in der Ortsdurchfahrt von Welle durchgeführt werden.
Für die Anlieger ist unverständlich:
• dass die Arbeiten nicht erfolgten, als es wegen der für den Lkw-Verkehr gesperrten B3-Brücke ohnehin zu Umleitungen kam;
• dass die Arbeiten unter Vollsperrung und nicht mit halbseitiger Verkehrsführung und Ampelschaltung erfolgen;
• weshalb eine Straße in noch gutem Zustand überhaupt erneuert werden muss;
• warum sie nicht von der Straßenbaubehörde über die Baumaßnahmen informiert wurden.
"Wir haben von der Baustelle aus dem WOCHENBLATT erfahren", berichten Ulrike und Rolf Splete. "Das ist der Super-Gau, zweieinhalb Monate von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Der ganze Pendlerverkehr bleibt aus, und der Lkw-Verkehr wird weiträumig umgeleitet. Es ist wirklich eine dumm-dreiste Frechheit, ein ganzes Dorf lahm zu legen", schimpft Rolf Splete allein über die erste Baustelle, die Welle betrifft. Gerade in der Zeit von Juni bis August werde wegen der Durchreisenden das meiste Geschäft gemacht.
Ein weiteres Problem: "Für die paar Kunden, die dann noch den Weg zu uns finden, kann ich über den Sommer nicht alle unserer neun Aushilfen voll beschäftigen", so Rolf Splete. Er fürchtet, dass sich die gut eingearbeiteten Mitarbeiter nach über zweimonatiger Zwangspause umorientieren könnten.
Ebenso fraglich sei, ob alle Kunden dann seine Kfz-Werkstatt aufsuchen oder ihre Autos in der Zeit woanders reparieren lassen.
Auch Petra Matthies von der Freien Welle hat von den dauernden Baustellen in und um Welle die Nase voll. Diese reichten von Kanalbauarbeiten im Jahr 2006 über diverse Kreisstraßenerneuerungen, während denen der Verkehr um Welle geleitet wurde, bis zu einer Baumaßnahme direkt vor ihrer Tankstelle im Jahr 2012, als die Fahrbahn zwischen der Kreuzung in Welle bis Höckel erneuert wurde. "Auch 2012 sind wir nicht von der Straßenbaubehörde informiert worden. Ich habe von der Baustelle über die Beschilderung erfahren. Als ich dort anrief, versicherte man mir, dass danach in den nächsten Jahren keine weiteren Baustellen anstünden", berichtet Petra Matthies. Doch es folgten eine Fahrbahnerneuerung auf der B3 zwischen Höckel und Sprötze sowie die teilweise Sperrung wegen der B3-Bahnbrücke.
Und noch etwas ärgert Petra Matthies: Eine Mitarbeiterin der Straßenbaubehörde habe ihr damals lapidar erklärt, dass man für solche Fälle doch Rücklagen bilden müsse. "Ich frage mich, wovon. Ich habe schließlich auch Fixkosten, die bleiben, während der Gewinn wegbricht. Diese Baustellen sind massiv geschäftsschädigend", so Petra Matthies. Nach der 2012-er Baustelle habe sie zwei Mitarbeiter entlassen und selbst etliche 18-Stunden-Tage arbeiten müssen, um die Verluste wieder wett zu machen und das Geschäft neu aufzubauen. "Ich musste die Kunden sozusagen neu an die Tankstelle heranführen. Deshalb habe ich den Bistrobereich eröffnet. Dieser Shop ist inzwischen das Hauptgeschäft."
Umsatzeinbußen werden während der geplanten Bauarbeiten sicherlich auch die drei Gastronomiebetriebe, Imbiss, Bäcker, Frisör, Motorrad-Werkstatt, Blumengeschäft sowie das Werbe- und Fotogeschäft hinnehmen müssen.
Das sagt die Straßenbaubehörde
Die Bauarbeiten auf der B3 seien erforderlich, weil die gesamte Asphaltdeckschicht Netzrisse aufweise. Vor allem in den Randbereichen der Fahrstreifen gebe es Absackungen und Spurrinnen, erläutert Dirk Möller, Geschäftsbereichsleiter der niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Lüneburg.
Die Arbeiten könnten aus Arbeits- und Verkehrssicherheitsgründen nicht bei halbseitiger Verkehrsführung vorgenommen werden, weil die Fahrbahn - wie bei den meisten Bundesstraßen - nicht breit genug sei. Eine Mindestbreite von 8,70 Meter sei dafür notwendig.
Bevor das Gespräch mit den Anliegern gesucht werde, würden zunächst die Verkehrsführung der Baustelle und die Umleitungsstrecken mit der Verkehrsbehörde des Landkreises Harburg abgestimmt, der wiederum u.a. die Polizei, die Verkehrsbehörde der Samtgemeinde Tostedt und die Busbetriebe beteilige. "Wenn diese Konzeption erarbeitet ist, werden wir in Rücksprache mit den Gemeinden entscheiden, wie und in welcher Form wir die Gewerbetreibenden informieren", so Möller.
"Wir können nur Lösungen anbieten, die mit dem Sicherheitsaspekt vereinbar sind", betont er. Um die Belastungen so gering wie möglich zu halten, bliebe nur eine Optimierung der Bauzeiten.
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