Historisches Flüchtlingsheim
Ein ganzes Haus rollt zum Museum

Ein komplettes Haus wurde von Tostedt nach Rosengarten-Ehestorf gebracht | Foto: bim
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  • Ein komplettes Haus wurde von Tostedt nach Rosengarten-Ehestorf gebracht
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Wohnten bis vor einem Jahr noch in dem Haus: Tanja Rüthemann, Tochter der Besitzerfamilie Stelzer, mit Mann Philip und Tochter Anna (2) | Foto: bim
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Das Haus rollte auf dem Spezialfahrzeug ganz langsam durch die Tostedter Bahnhofstraße | Foto: bim
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bim. Tostedt. Wenn ältere Häuser nicht mehr aktuellen Standards entsprechen, werden sie häufig abgerissen. Nicht so das Gebäude in der Tostedter Vogelsiedlung: Das im Jahr 1953 erbaute Haus wurde jetzt komplett abtransportiert und soll eines der Schmuckstücke in der Ausstellung "Königsberger Straße" im Freilichtmuseum am Kiekeberg in Rosengarten-Ehestorf werden.
"Das ist das Haus meiner Oma. Bis Ende 2019 haben wir noch in dem Haus gewohnt", berichtete Tanja Rüthemann, die sich das Spektakel gemeinsam mit ihren Eltern Sabine und Manfred Stelzer sowie ihrem Mann Philip und Töchterchen Anna (2) anschaute. Tanja und Philip Rüthemann waren es auch, die 2016 den Aufruf im WOCHENBLATT lasen, dass für die "Königsberger Straße" ein Flüchtlingssiedlungshaus gesucht wurde.
"Meine 2012 verstorbene Oma war eine ordentliche ostpreußische Hausfrau und hat das Haus gepflegt. Aber es ist nie energetisch saniert worden, daher musste etwas geschehen - grundlegend sanieren oder abreißen", sagte Tanja Rüthemann. Und so entschied sich das Paar nach Rücksprache mit den Eltern, das Haus dem Kiekebergmuseum zu vermachen.

Die Firma Bennert nahm für das Museum die sogenannte Translozierung - das Versetzen eines Gebäudes im Originalzustand an einen anderen Ort - vor | Foto: bim
  • Die Firma Bennert nahm für das Museum die sogenannte Translozierung - das Versetzen eines Gebäudes im Originalzustand an einen anderen Ort - vor
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Ein komplettes Haus wurde von Tostedt nach Rosengarten-Ehestorf gebracht | Foto: bim
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Tanja Rüthemanns Großmutter Herta Matz war im Jahr 1943 mit einem der letzten Schiffe aus Königsberg geflohen, ihr Großvater Bruno mit einem der letzten Lazarettflugzeuge aus Stalingrad ausgeflogen worden. Die beiden hatten in Tostedt eine neue Heimat gefunden. Sabine Stelzer, Tochter von Bruno und Herta Matz, wuchs in dem Haus auf und lebte dort gemeinsam mit ihrem Mann Manfred, der ebenfalls in der Flüchtlingssiedlung groß geworden ist, bis 1980, und bauten dann nebenan. "Wir freuen uns, dass das Haus als Erinnerung an meine Großeltern erhalten bleibt", erklärte Tanja Rüthemann.
Bereits am Mittwochmorgen rückten Teams der Firma Bennert im Tostedter Lerchenweg an. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Denkmalpflege und Bauwerkssanierung und nimmt für das Museum die sogenannte Translozierung - das Versetzen eines Gebäudes im Originalzustand an einen anderen Ort - vor.
Eine Herausforderung für die beteiligten Arbeitskräfte: Die Straße liegt 20 Zentimeter höher als das Flüchtlingshaus, das auf 1,10 Meter angehoben und auf Stahlträger wie auf Kufen und dann auf den Transporter gehievt wurde. Weitere Unternehmen rückten mit schwerem Gerät an, um eine mobile Baustraße anzulegen.

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Das Haus wurde zwischenzeitlich auf der B75 "geparkt" | Foto: Falke
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Regulär dauert die rund 32 Kilometer lange Fahrt von Tostedt zum Kiekeberg 30 Minuten. Der Schwertransport, der sich am Donnerstagabend im Beisein vieler Schaulustiger ganz langsam auf den Weg machte, brauchte um einiges länger.
• Übrigens: Von den für den Transport notwendigen abschnittsweisen Straßensperrungen bzw. Verkehrsbehinderungen hatte die Samtgemeinde Tostedt erst am späten Dienstagnachmittag von der Verkehrsbehörde des Landkreises erfahren. Unter anderem war die wichtige "Verkehrsader" Bahnhofstraße (L141), die Verbindung zwischen B3 und B75, vorübergehend nicht befahrbar. Auf der B75 wurde der Verkehr zum Teil über die Pendlerparkplätze umgeleitet. Hintergrund für die Geheimniskrämerei: Das Projekt "Flüchtlingshaus für die Königsberger Straße" sollte nicht zu viel Öffentlichkeit anlocken.
• Mit dem Großprojekt "Königsberger Straße" errichtet das Freilichtmuseum am Kiekeberg eine Baugruppe mit Gebäuden, die typisch für das Leben in der Nachkriegszeit sind. Das Gesamtprojekt ist mit 6,14 Millionen Euro veranschlagt.

Geheimniskrämerei um einen Schwertransport
Flüchtlingshaus auf der Bundesstraße
Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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