Ampel-Ausfall auf der B75
Lebensgefahr für erblindete Menschen
bim. Tostedt. Die vielbefahrene Bundesstraße B75 an den Ampeln in Tostedt zu überqueren, kann für sehbehinderte und blinde Menschen lebensgefährlich werden. Vor allem der zweiwöchige fast durchgehende Ausfall der Ampel an der Kreuzung zur Schützenstraße und zum Himmelsweg in Tostedt war für sie - ebenso wie für Senioren und Schulkinder - ein Problem, berichtet die sehbehinderte Nadine Beier. Der Ärger über die 29 Jahre alte Ampel währt allerdings schon länger.
Die Physiotherapeutin muss die B75 auf ihrem Weg zur und von der Arbeit mindestens zweimal am Tag passieren. Beim Kampf um eine Ampel, die Sehbehinderten einen sicheren Übergang ermöglicht, wird sie in ihrem Anliegen unterstützt von Birgitt Buchhorn, die bereits seit mehr als fünf Jahren für eine neue Ampel oder zumindest eine Nachrüstung der behindertenfeindlichen Ampel kämpft. "Ich habe alles angeschrieben, was geht, u.a. bei der Gemeinde den Fachbereich Ordnung und öffentliche Sicherheit und die Landesstraßenbaubehörde in Lüneburg", berichtet sie.
Nur die Ampel auf
einer Straßenseite piept
Der Ampel-Ausfall war aber nicht das einzige Problem. "Nur auf der Ampel-Seite am Himmelsweg gibt es ein Signal, auf der gegenüberliegenden Straßenseite piept es nicht. Wenn der Wind ungünstig steht oder die Autos im Stau auf der Fußgängerfurt stehen, weiß ich nicht, wann ich gehen kann", sagt Nadine Beier. "Aufgrund des Nichthörens bin ich zweimal bei Rot über die Straße gegangen." Die gleiche Problematik gebe es an der Ampel an der Bahnhofstraßenkreuzung. Dort, so meint Nadine Beier, stimme das einseitige Piepen nicht mit der Grünphase der Fußgänger und der Linksabbieger auf die B75 überein. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass mehrere Fahrzeugführer noch bei Rotlicht über die Kreuzung fahren. An der Kreuzung zur Heidenauer Straße piepe es überhaupt nicht.
Reparatur hat nicht
auf Anhieb geklappt
Tostedts Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam setzt sich ebenfalls für eine Problemlösung ein. Zumal er mitbekommen hat, dass die kürzliche Reparatur der Ampel nicht auf Anhieb geklappt habe. Die Vermutung: Weil die Ampel so alt ist, ist es schwierig, passende Ersatzteile zu bekommen. Zuletzt hatte er im Juli Kontakt zur zuständigen Landesstraßenbaubehörde in Lüneburg. "Die neue Ampel soll dieses Jahr in Auftrag gegeben werden. Man ist selber baff, wie lange so etwas dauert", meinte Dörsam.
Da sagt die Landesstraßenbaubehörde
Das sagt Dirk Möller, Geschäftsbereichsleiter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Lüneburg, auf WOCHENBLATT-Anfrage. "Geplant ist die Erneuerung der Ampeln B 75/K15 und B75/Schützenstraße im Rahmen der Erneuerungs- und Umbaumaßnahme in der Ortslage Tostedt in 2023. Im nächsten Jahr wird mit der Überplanung der beiden Knotenpunkte begonnen", so Möller.
Ursache des Ausfalls der Ampel an der B75/Schützenstraße sei ein Defekt am Steuergerät gewesen. Die Lebensdauer einer Ampel liege bei 30 Jahren, die Erneuerung 2023 somit in der zu erwartenden Betriebszeit. "Eine Erneuerung der Anlage war aufgrund diverser Straßenbaumaßnahmen in den letzten Jahren auf der B3 und auf der B75 und den damit verbundenen Umleitungsverkehren in und um Tostedt nicht vereinbar", erklärt Dirk Möller. Mit der Erneuerung der Ampeln würden akustische bzw. taktile Bedienelemente entsprechend der heutigen Ansprüche zur Barrierefreiheit des öffentlichen Raums hergestellt.
Rot-/Grünphasen abhängig
von Tageszeit und Verkehrsmenge
Die Rot- und Grünphasen der Ampeln auf der B75 seien abhängig von Tageszeit und Verkehrsmenge. "Die Steuerung der drei Lichtsignalanlagen erfolgt koordiniert als 'Grüne Welle'. Dadurch ist eine verkehrsabhängige Steuerung einzelner Anlagen nicht möglich." Aus diesem Grund kann es vorkommen, dass die Verkehrsteilnehmer auch mal vor einer roten Ampel stehen.
Die in der Fahrbahn vorhandenen Kontaktschleifen/Induktionsschleifen dienten der Stauerkennung. Sobald ein Fahrzeug für eine längere Zeit auf der Stauschleife stehe, werde die Grünphase für eine im Signalprogramm hinterlegte Zeit verlängert.
Soweit technisch möglich, sollen 2023 alle Ampeln auf der B75 in der Tostedter Ortsdurchfahrt dem Verkehrsfluss entsprechend geschaltet werden. "Diese für die Hauptrichtung dann bevorrechtigte Freigabe - morgens Richtung Hamburg, abends Richtung Kreisgrenze - bedeutet für die nichtbevorrechtigten Fahrtrichtungen dann bis zum Auslösen einer Stauerkennung eine Benachteiligung."
Keine Verzögerunen
durch neue Behörde
Nachdem sich mehrfach Bauprojekte an den Bundesstraßen der Umgebung verzögert haben, vermuten viele "Insider", dass die Landesstraßenbaubehörde starke personelle Probleme hat, weil Personal von der neu gegründeten Autobahngesellschaft abgezogen wurde.
Das will Dirk Möller nicht bestätigen. Der Regionalbereich Lüneburg sei durch den Übergang der Bundesautobahn-Aufgaben von der Straßenbauverwaltung auf die Autobahngesellschaft personell nicht stark betroffen gewesen. "Hierdurch vakant gewordene Arbeitsplätze konnten wiederbesetzt werden. Gleichwohl stellen auch wir fest, dass der Fachkräftemangel im Bereich der Straßenbauingenieure/ -innen und Straßenbautechniker/ -innen dazu führt, dass die Anzahl der Bewerbungen auf frei werdende Arbeitsplätze sehr gering ausfällt und teilweise Arbeitsplätze für einen längeren Zeitraum nicht besetzt werden können. Verzögerungen bei Bauprojekten haben sich hierdurch bisher nicht ergeben", sagt Möller.
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