Anwohner über Asylbewerber-Unterkunft in Hollenstedt informiert
bim. Hollenstedt. Eine Containeranlage für 58 Asylbewerber soll am Ortsausgang von Hollenstedt an der Wohlesbosteler Straße entstehen. Darüber informierten Sozialdezernent Reiner Kaminski, Kreissprecher Johannes Freudewald sowie Bürgermeister Jürgen Böhme und Samtgemeindebürgermeister Heiner Albers rund 70 Anwohner im Küsterhaus.
Der Landkreis pachtet von dem Grundstück an der Wohlesbosteler Straße eine Teilfläche von 3.400 Quadratmetern - zunächst für fünf Jahre. Zwei Container-Anlagen sollen in 20 Metern Abstand zur Kreisstraße errichtet und durch Grünwälle abgeschirmt werden. Noch in diesem Monat soll mit der Erschließung begonnen werden, sodass die Anlagen voraussichtlich im Oktober bezogen werden können.
In der Samtgemeinde seien seit vergangenem Oktober mehrere Möglichkeiten zur Unterbringung der Asylbewerber geprüft worden, berichtete Bürgermeister Jürgen Böhme. Unter anderem ging es um eine Fläche im Gewerbegebiet, die aber aus baurechtlichen Gründen nicht in Frage gekommen sei. An der Alten Dorfstraße hätten nur 30 Plätze geschaffen werden können - zu wenig, um die Betreuung durch eine Heimleitung zu gewährleisten, so Böhme. Für die Nutzung einer Fläche an der Dierstorfer Straße hätten über 100.000 Euro investiert werden müssen. Letztlich habe sich das Grundstück an der Wohlesbosteler Straße als einzig brauchbares herausgestellt.
Betreut werden die 58 Flüchtlinge von einem Heimleiter und einem auf halber Stelle tätigen Sozialarbeiter.
Wie in anderen Orten, haben auch einige der Hollenstedter Anlieger Ängste und Sorgen bezüglich der Asylbewerberunterbringung. Sie fürchten u.a. um ihre Sicherheit oder dass die Immobilienpreise sinken könnten. Hans-Jürgen Scholz, Leiter der Polizeistation Tostedt, versuchte, zu beruhigen. "In Tostedt haben sich die Anwohner im Vorfeld hochgeschaukelt mit ihren Ängsten, die sich aber alle relativiert haben", sagte er.
Reiner Kaminski nannte einige Zahlen: Aus den weltweiten Krisengebieten kamen 2011 53.000 Flüchtlinge nach Deutschland, im Jahr 2013 waren es 127.000, für dieses Jahr werden 200.000 Menschen erwartet, die in Deutschland Zuflucht suchen.
Auf Basis der zu erwartenden Asylbewerber und gemessen an der Einwohnerzahl werde die Quote errechnet, wieviele Asylbewerber welcher Landkreis aufnehmen müsse. Dabei erfolge die Zuweisung der Flüchtlinge rein nach Quote und nicht nach der Frage, ob freie Unterkünfte vorhanden sind, so Kaminski. Dem Landkreis Harburg würden wöchentlich rund 20 Asylbewerber zugewiesen, vor allem aus Syrien, Somalia, Sudan, Pakistan und Afghanistan. Aus welchen Herkunftsländern die in Hollenstedt unterzubringenden Asylbewerber kommen, konnte er nicht sagen. "Wir erfahren donnerstags, welche Personen am folgenden Dienstag zu uns kommen", so Kaminski.
Das Asylverfahren, das zwischen zwölf Monaten und vier Jahren dauern kann, liege in Händen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Der Landkreis sei zuständig für die soziale Betreuung, die Unterbringung und die Auszahlung der Unterhaltskosten, die dem Hartz IV-Satz entsprechen und bei 350 Euro pro Asylbewerber und Monat liegen.
Diakonie und Herbergsverein haben ein Beschäftigungsmodell entwickelt, nach dem Asylbewerber vier Stunden am Tag gemeinnützig arbeiten können. Über die Kreisvolkshochschule werden zusätzliche Sprachkurse angeboten.
In mehreren Städten und Gemeinden hat sich bereits eine Willkommenskultur entwickelt. Einen entsprechenden Arbeitskreis gibt es auch in der Samtgemeinde Hollenstedt. Samtgemeindebürgermeister Heiner Albers hat Absprachen hinsichtlich ärztlicher Betreuung und Konten für die Flüchtlinge getroffen. Bürgermeister Jürgen Böhme: "Wir wollen alle Vereine und Verbände mit ins Boot holen. Ich bin sicher, dass die Betreuung der Asylbewerber mit Hilfe aller gelingen wird."
Ende Juli sollen alle Einwohner der Samtgemeinde zu einer Informationsveranstaltung eingeladen werden.
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