Unsinnig und grausam
Russischer Angriff auf Ukraine jährt sich zum dritten Mal

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Der Tag, an dem in der Ukraine russische Panzer anrollten und das russische Regime sozusagen seinen "kleinen Bruder" angriff, jährt sich am kommenden Montag, 24. Februar 2025, zum dritten Mal. Die Menschen in der Ukraine leben seither in Angst. Und neueste Entwicklungen sorgen weiterhin für Unruhe und Unsicherheit. Denn was geschieht an den Verhandlungstischen und in den Gesprächen zwischen USA und Russland, wo womöglich über die Köpfe des ukrainischen Volks und ihrer europäischen Unterstützer hinweg entschieden wird? Soll man auf ein Ende des Krieges hoffen, bei gleichzeitigem Verlust der von Russland besetzten Gebiete? Wird es dauerhafte Sicherheitsgarantien geben? Und wie soll das zerstörte Land wieder aufgebaut werden?

Bis Redaktionsschluss war zumindest sicher, dass sich die EU-Staaten in dieser Woche wegen des anhaltenden Angriffskriegs auf die Ukraine auf ein neues Paket mit Russland-Sanktionen verständigt haben. Die Sanktionen sollen zum dritten Jahrestag der Invasion am kommenden Montag in Kraft treten. 

Ein Flüchtlingsschicksal: "Das Töten muss ein Ende haben!"

(bim). Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat laut Zählungen des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) bis zum 31. Januar 2025 mindestens 12.605 Todesopfer in der ukrainischen Zivilbevölkerung gefordert, darunter mindestens 669 Kinder, sowie 29.178 verletzte Zivilisten, darunter 1.854 verletzte Kinder. Ein sinnloses Sterben und Leiden!

Zuvor friedlich
in Charkiw gelebt

Khrystyna (21) und ihre Mutter Olena Fliustykova (41) sind zwei von unzähligen Ukrainerinnen, die vor Beginn des russischen Angriffskriegs friedlich in ihrer Heimatstadt Charkiw lebten. Die nordostukrainische Millionenstadt wurde von Beginn an massiv durch russische Drohnen und Raketen attackiert - mit unzähligen zivilen Opfern.#%"Meine Mutter ist Grundschullehrerin, mein Vater ist Bauer von Beruf", berichtet Khrystyna. "Ich studierte (und mache es noch weiter) tierärztliche Medizin in einer Staatlichen Biotechnologischen Universität in Charkiw." Die beiden Frauen flüchteten Anfang März mit Hund "Marsel" vor den Angriffen. "Der Bahnhof war voller Menschen, infolgedessen bestiegen wir den Zug nach zwölf Stunden Wartezeit. Es waren 13 Personen und unser Hund in einem Vierer-Abteil des Zuges. Wir nahmen nur einige Sachen, Dokumente und Hundefutter mit", erinnert sich die Studentin.

Ihr Vater blieb in der Heimat zurück. Er hatte zu Kriegsbeginn seinen Job verloren und trat sofort den freiwilligen Teams der Stadtverwaltung der Stadt Charkiw bei, um bei der Wiederherstellung beschädigter Kindergärten, Schulen, Häuser, Denkmäler und Stadtgebäude, beispielsweise die Charkiw State University of City, zu helfen. "Zurzeit werden in Charkiw beschädigte Mehrgeschoss-Gebäude repariert. Mein Vater ist in diesem Fall ein Baumeister. Aus gesundheitlichen Gründen kann er nicht an militärischen Operationen teilnehmen. Er kümmert sich auch um seine Mutter, meine alleinstehende Großmutter, die in Charkiw blieb", so Khrystyna.

Explosionen am
frühen Morgen

Die 21-Jährige schildert, wie die Familie den Tag des russischen Einmarschs erlebte: "Wir empfanden Angst. Das war so schrecklich, als wir am 24. Februar 2022 um 4 Uhr frühmorgens die Explosionen gehört haben. Die Russen sind schamlos und abscheulich in unser Land eingedrungen. Sie haben an jenem Morgen unser Leben zerstört und tun dies immer noch jeden Tag."

Auf die Frage, wie sie die aktuelle Diskussion um die Zukunft der Ukraine, die US-Präsident Trump angestoßen hat, bewertet, sagt Khrystyna Fliustykova: "Wir wissen nicht, was Trump mit dem diktatorischen Führer eines terroristischen Landes bespricht. Über das Abkommen zur Versorgung der Ukraine mit Seltenen Erden weiß ich nur, dass seine Bedingungen für die Ukraine gefährlich sind. Ich finde noch nötig zu sagen, dass es generell ungerecht ist, die Ukraine zur Aufgabe besetzter Gebiete zu zwingen. Außerdem tut es mir sehr leid für die Menschen, die gewaltsam in feindliches Gebiet verschleppt wurden, und für unsere Kriegsgefangenen, die noch immer gefangen gehalten und brutaler Folter ausgesetzt sind."

Wunsch auf Frieden
im Heimatland

Für die Zukunft wünschen sich die beiden Frauen "dass wir unsere Angehörigen lebendig wiedersehen können, dass das Töten von Menschen ein Ende hat, dass in unserem Heimatland der Frieden wiederhergestellt wird und dass die Menschen in ihre Heimat zurückkehren können. Und natürlich möchten wir Sicherheitsgarantien für unseren Staat, um eine erneute Invasion zu verhindern."#%Beide sind Deutschland sehr dankbar: "Wir möchten Deutschland unseren großen herzlichen Dank für alles aussprechen, was seine Bürger für uns getan haben, für die Unterstützung, den Schutz und die Hilfe, die sie uns und unserer Ukraine bieten."

So viele Menschen flüchteten vor dem Krieg in die Region

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine wurden im Landkreis Stade rund 5.000 Menschen aus der Ukraine registriert, von denen derzeit gut 3.400 Ukrainerinnen und Ukrainer dort leben.

"Wie viele von ihnen erwerbstätig sind, können wir nicht sagen. Bereits 2022 wurde die Zuständigkeit an das Jobcenter übertragen", informiert Kreissprecher Daniel Beneke.

Nach Auskunft von Dr. Anja Wode, Geschäftsführerin des Jobcenters Landkreis Stade, wurden im letzten Quartal 2024 insgesamt 2.141 regelleistungsberechtigte Ukrainerinnen und Ukrainer bereut. "Davon sind insgesamt 1.479 Personen erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Hiervon wiederum sind 469 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt und weitere 127 Personen gehen einer geringfügigen Beschäftigung nach", berichtet Anja Wode.
Alle Bürger haben gemäß dem Sozialgesetzbuch II - unabhängig von ihrer Nationalität - den gleichen Anspruch auf Bürgergeld.

• Im Landkreis Harburg erfolgte die letzte Erhebung in Sachen ukrainische Flüchtlinge im März 2024. Damals lebten hier 2.660 Ukrainerinnen und Ukrainer. Diese Menschen erhielten jeweils Aufenthaltstitel - eine Aufenthaltserlaubnis zum vorübergehenden Schutz. Zuletzt wurde dieser Status bis März 2026 verlängert. Allerdings würden sich die Geflüchteten nicht unbedingt abmelden, wenn sie umziehen würden.

Im Oktober 2024 bezogen 1.583 Personen aus der Ukraine, die im Landkreis Harburg wohnhaft sind, Bürgergeld. 1.066 Personen waren erwerbsfähig. Davon waren 702 Frauen und 364 Männer. Nicht erwerbsfähig waren 517 Personen (Kinder), informiert Sandra Taubert, Pressesprecherin des Jobcenters Landkreis Harburg. 797 ukrainische Personen gehen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach (Stand Juli 2024).

• Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zählen übrigens nicht mit zur Asylstatistik, sondern werden in einer eigenen Datenbank namens FREE gezählt. Allerdings werden diese Zahlen im Gegensatz zu den Asylzahlen bislang nicht veröffentlicht.
Gemäß der FREE-Zugangszahlen kamen zum Beispiel im Mai 2022 wenige Monate nach Kriegsbeginn mit 143.815 bislang die meisten Menschen aus der Ukraine nach Deutschland. Im Mai des folgenden Jahres waren es 18.759 und im Mai vergangenen Jahres 15.350. Zwischen Mai 2022 und Ende 2024 sind insgesamt 1.046.927 Ukrainer in Deutschland angekommen - mehr als die Hälfte (564.642) zwischen Mai und Dezember 2022.

Die neuesten Sanktionen

Seit Februar 2022 wurden Sanktionen gegen Russland infolge des Überfalls auf die Ukraine erlassen. In dieser Woche haben sich Vertreter der 27 Mitgliedstaaten der EU in Brüssel auf ein neues, umfangreiches Sanktionspaket verständigt. Folgende Sanktionen sollen zum dritten Jahrestag der Invasion am kommenden Montag, 24. Februar 2025, in Kraft treten:

  • Die Maßnahmen gegen die russische Schattenflotte, also Schiffe, die Russland beim Export von Rohöl helfen, um bisherige EU-Sanktionen zu umgehen, werden verschärft. Die EU hatte bereits vergangenes Jahres rund 80 Schiffen das Einlaufen in Häfen untersagt. Nun kommen 73 weitere Schiffen der Schattenflotte dazu.
  • 13 weitere Banken sind aus dem Finanzkommunikationssystem SWIFT ausgeschlossen worden.
  • Acht russische Medienunternehmen verlieren ihre Sendelizenzen in der EU.
  • Weitgehendes Importverbot für russisches Aluminium sowie Aluminium-Legierungen.
  • Ausfuhrverbot für Geräte, die zur Steuerung von Kampfdrohnen eingesetzt werden können - unter anderem auch Videospiel-Controller.
  • Exportverbot von Chrom und anderen chemischen Stoffen, die Russland auch militärisch nutzen könnte.
  • Einreise- und Vermögenssperren für 80 weitere Personen und Organisationen.
  • Zudem sollen künftig auch Kapitäne und Eigner von Schiffen mit Strafmaßnahmen belegt werden können: Sie sollen nicht mehr in die EU einreisen dürfen, Vermögen in der EU soll eingefroren werden.

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