Landkreis Harburg
Messerattacken nehmen weiter zu
Im Landkreis Harburg ist die Zahl der Messerattacken im vergangenen Jahr erneut angestiegen. Das gab die Polizei jetzt im Rahmen der Vorstellung der Kriminalstatistik bekannt. Demnach zog der Täter bei insgesamt 100 Straftaten eine Stichwaffe. "Dabei wurde das Messer mindestens zum Drohen aktiv eingesetzt worden sein, ein bloßes Mitführen reicht für dieses Phänomen nicht aus", erklärt Polizeisprecher Jan Krüger. Das sind zwar "nur" zwei Taten mehr als im Vorjahr. Aber: Bei den Attacken gab es 124 Opfer, davon vier Schwer- und 36 Leichtverletzte.
Auch vor Polizisten machen die Täter dabei nicht Halt. Krüger: "Bei Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte (PVB) wurde bei Bedrohungen in einem Fall ein Messer mitgeführt und in einem weiteren Fall damit gedroht. Beim Widerstand war es genauso, einmal mitgeführt und einmal gedroht." Zu gefährlichen Körperverletzungen sei es glücklicherweise nicht gekommen, auch nicht zu Versuchstaten. "Ein Einsatz eines Messers über die Drohungshandlung hinaus, also aktive Stichbewegung in Richtung des PVB, denen man ausweichen musste, wurde nicht erfasst", so der Polizeisprecher weiter.
Was auffällt: Bei Tätern mit ausländischen Wurzeln sitzt das Messer besonders locker. "Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger lag bei 48 Prozent und ist damit höher als ihr Anteil bei den Gesamtstraftaten (35,2 Prozent)", erklärt Jan Krüger. "Dies entspricht auch der Entwicklung auf Landesebene. Die Tatverdächtigen waren zu 86 Prozent männlich und zu 68 Prozent älter als 21 Jahre."
Die prozentuale Steigerung bei den Fallzahlen der Messerangriffe liegt landesweit mit 8,7 Prozent über dem der Gesamtkriminalität in Höhe von 5,6 Prozent. In 2023 wurden insgesamt 3.048 Fälle registriert. Erwähnenswert sind auch die Zunahmen bei den Raubdelikten auf Straßen, Wegen oder Plätzen sowie bei den Raubüberfällen bzw. räuberische Erpressung auf Kassenräume und Geschäfte. Bedrohungen machen zudem mit aktuell 1.474 Fällen fast die Hälfte der 3.048 Messerangriffe aus.
Fakt ist: Diese Taten tragen dazu bei, das Sicherheitsempfinden der Bürger besonders negativ zu beeinflussen. Das weiß auch der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, André Bock aus Winsen, und drängt darauf, dass Innenministerin Daniela Behrens "endlich handelt, anstatt nur zu reden". Er zeigt sich besorgt über den Anstieg der registrierten Straftaten im Vergleich zum Vorjahr und bemängelt, dass die Aufklärungsquote nicht entsprechend gestiegen ist. Besonders alarmierend sind für ihn die Messerdelikte bei nicht deutschen Tätern. "Waffenverbotszonen allein reichen nicht aus. Die CDU-Fraktion fordert stattdessen den verstärkten Einsatz von Formen intelligenter Videoüberwachung in öffentlichen kriminalitätsbelasteten Räumen. Dafür fehlen allerdings weiterhin die Rechtsgrundlagen", so Bock und plädiert auch für bessere Präventionsmaßnahmen in der Jugend- und Sozialarbeit. Jedem müsse klar werden, welche Gefahren von Messerattacken ausgehen.
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