Simulierter Amoklauf
Polizei übt Einsatz an Schule in Winsen
350 Polizeibeamte und Rettungskräfte haben heute in einer Übung am Luhegymnasium in Winsen den Einsatz bei einem Amoklauf trainiert. 70 Statisten, darunter Lehrkräfte der Schule, handelten nach einem Drehbuch, um ein möglichst realistisches Szenario zu erstellen. Es war die erste Übung dieser Art im Landkreis Harburg seit 2018, damals im Einkaufszentrum Buchholz Galerie.
Mit Maschinenpistolen, martialisch aussehenden ballistischen Helmen und etwa sechs Kilo schweren Westen zum Schutz vor Schusswaffen mit schweren Kalibern nähern sich vier Polizeibeamte in einer engen Formation dem Eingang des Luhegymnasiums. Die Gruppe rennt in die Schule, wo mindestens zwei Amokläufer vermutet werden. Schüsse sind zu hören, Geschrei.
Was realistisch wirkt, ist eine gemeinsame Übung der Polizei im Landkreis Harburg mit Feuerwehr und den Rettungsorganisationen Johanniter und Deutsches Rotes Kreuz (DRK). Polizeibeamte üben eine lebensbedrohliche Einsatzlage, wie es im Behördendeutsch heißt. Die Rettungsdienste und die beteiligten Freiwilligen Feuerwehren aus Roydorf, Luhdorf und Scharmbeck werden mit einem sogenannten Massenanfall von Verletzten, in diesem Fall 25 Personen, konfrontiert.
Das Drehbuch zur Übung sei über mehrere Monate ausgearbeitet worden, sagt Polizeisprecher Jan Krüger. Kurz nach 11 Uhr gehen erste Notrufe bei der Polizei ein. Zeugen melden Schüsse am Luhegymnasium. Von mehreren Verletzten und vermutlich Toten ist die Rede. Mindestens zwei Täter melden die Anrufer. Für die ersten eintreffenden Polizeibeamten gilt es nun, sich zunächst mit zusätzlicher Schutzausstattung wie einem ballistischen Helm und Maschinenpistole auszurüsten und dann geschlossen in das Schulgebäude einzudringen. Dort treffen sie bereits im Eingangsbereich auf Tote und Verletzte.
Mental höchst belastende Situation
"Diese Situation ist für die Polizeikräfte mental höchst belastend. Anstatt sich um die Verletzten kümmern zu können, müssen sie an ihnen vorbeigehen und schnellstmöglich Kontakt zum Täter herstellen, um diesen von seinem Handeln abzubringen", erklärt Jan Krüger, Pressesprecher der Polizeiinspektion Harburg. Erst, wenn die Täter handlungsunfähig sind, dürfe mit der Versorgung von Verletzten begonnen werden. Im Ernstfall könnten die Attentäter auch Sprengfallen an Türen angebracht haben.
Die Polizisten benutzen bei der Übung Schusswaffen mit Platzpatronen. Bevor sie den Übungsschauplatz betreten, wird zweimal kontrolliert, ob nicht jemand aus Versehen eine Dienstwaffe mit scharfer Munition bei sich trägt.
Auch die Rettungskräfte der Johanniter, des DRK und der Feuerwehr sehen sich mit einer außergewöhnlichen Situation konfrontiert. Neben vielen äußerlich unverletzten Menschen, die aber einen schweren Schock erlitten haben und Betreuung benötigen, treffen sie im Übungsszenario auf Menschen mit nicht alltäglichen Schuss- und Stichverletzungen, die versorgt werden müssen. Ein Opfer in dem Übungsszenario möchte ein Foto von sich und ihren Rettern machen. Feuerwehrleute machen der Frau klar, dass jetzt der falsche Zeitpunkt sei, und begleiten sie zur Verletztensammelstelle.
Nach knapp drei Stunden ist die Übung beendet. Beobachter aller beteiligten Organisationen haben sie dokumentiert. In den kommenden Wochen werden die Erkenntnisse analysiert und die Konzepte gegebenenfalls angepasst.
Medienvertreter durften das Geschehen im Schulgebäude nicht beobachten und schildern. "Aus taktischen Gründen wollen wir nicht verraten, wie sich Polizisten formieren und im Gebäude positionieren", erklärt Polizeisprecher Jan Krüger.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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