Integrationsbeistand mit 14 Sprachen: Flüchtling Rustam engagiert sich für andere Asylbewerber und in Kirchengemeinde Salzhausen
ce. Eyendorf. "Sprachen sind mein Hobby. Dass ich damit andere Menschen unterstützen kann, freut mich sehr." Das sagt Flüchtling Rustam (30) aus Afghanistan, der seit einem Jahr in der Flüchtlingsunterkunft in Eyendorf (Kreis Harburg) lebt. Er beherrscht nicht weniger als 14 Sprachen und steht mit diesem enormen Wissen auch anderen Asylbewerbern bei der Integration im neuen Umfeld zur Seite.
In seiner Heimat besuchte Rustam eine türkisch-internationale Schule und schloss ein Wirtschaftsstudium mit dem Diplom ab. "Ich habe mich immer für Sprachen interessiert, denn sie öffnen einem viele Türen und erleichtern den Austausch mit anderen Kulturen", sagt Rustam gegenüber dem WOCHENBLATT. Heute spricht er fließend die afghanischen Amtssprachen Dari, Paschtu und Usbekisch sowie Persisch, Tatschikisch, Turkmenisch, Türkisch, Hindi, Arabisch und Englisch. "Halb fließend, aber alltagstauglich", so ergänzt er, kämen Russisch, Französisch, Spanisch und Deutsch hinzu.
Aufgrund seines Sprachtalents ist er seit der Ankunft in Eyendorf Ansprechpartner und Übersetzer für andere Flüchtlinge und für die Helfer in der Samtgemeinde Salzhausen. Zudem engagiert er sich im Salzhäuser "InterZOB", wo die Kommune und die St. Johannis-Kirchengemeinde bedürftige Einheimische und Flüchtlinge versorgen.
Noch in Afghanistan war der Muslim Rustam zum christlichen Glauben konvertiert. Er verließ daraufhin seinen Arbeitsplatz und engagierte sich in einer sozialen Organisation, die sich für die Schulbildung in Afghanistan einsetzt. Dadurch geriet er bei den Taliban ins Visier, die ihm mit dem Tod drohten und ihn so zur Flucht veranlassten. In der Salzhäuser Kirchengemeinde hat Rustam sich taufen lassen und im Glauben ein neues Zuhause gefunden. "Neben dem ehrenamtlichen Engagement im 'InterZOB' singt er in unserem Gospelchor, hat eine Konfirmandenfreizeit zum Thema 'Christen in Verfolgung' begleitet, und wir treffen uns mit anderen Flüchtlingen zum internationalen Morgengebet", freuen sich Pastor Winfried Thumser (62) und Ehefrau Claudia (48), die zu Rustam ein sehr freundschaftlich-familiäres Verhältnis aufgebaut haben. "Damit Integration so gut gelingen kann, ist es wichtig, dass noch mehr Menschen in unserer individualisierten Gesellschaft aus ihrem Schneckenhaus herauskommen. Sie dürfen die Flüchtlinge nicht nur in Verhaltensfragen belehren wollen, sondern müssen die Gemeinschaft mit ihnen, den Familienanschluss zulassen", appelliert Claudia Thumser.
In Deutschland lebt Rustam derzeit mit dem Status der Aufenthaltsgestattung, seine Anhörung zum Asylantrag steht noch aus. Um sich fortzubilden, absolvierte er ein Praktikum bei der Volksbank in Winsen und besucht Sprachkurse der Kreisvolkshochschule in Buchholz. "Ich würde gerne bei einer Bank arbeiten, vielleicht als Finanzberater", schmiedet Rustam Zukunftspläne. "So will ich auch im Beruf praktizieren, was mir als Christ wichtig ist - nämlich anderen Menschen zu helfen."
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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