Schon wieder eine Justiz-Posse
Freigestellter Richter wird neuer Vize-Direktor am Amtsgericht
thl. Winsen. "Da wiehert das Niedersachsen-Pferd" titelte das WOCHENBLATT vergangene Woche und berichtete über das umständliche Anbringen des Niedersachsen-Wappens in den Gerichtssälen. Jetzt wird die nächste Posse aus dem Justizministerium bekannt. In Hannover wurde ein neuer Vize-Direktor für das Winsener Amtsgericht (AG) ernannt, bei dem unklar ist, wann, und ob überhaupt, er seine Stelle dort antreten wird.
Seit August 2017 ist die Stelle des Vize in Winsen vakant gewesen, nachdem der damalige Direktor Albert G. Paulisch in den Ruhestand gegangen und seine damalige Vertreterin Simone Skibba aufgerückt ist. Auf die öffentliche Ausschreibung der Vize-Stelle hatten sich zwei Richter des AG Winsen sowie Dr. Meik Lange vom AG Bremervörde beworben. Letzterer bekam den Vorzug, obwohl er seit 2015 bereits von seiner Richtertätigkeit freigestellt ist, weil er "im Auftrag des Ministeriums ein wichtiges Projekt im Bereich der Digitalisierung unterstützt", wie Ministeriums-Sprecher Martin Speyer auf WOCHENBLATT-Nachfrage mitteilt. Allerdings suche man bereits nach einen Nachfolger für Lange, der das Projekt weiterführen könne. Speyer: "Das kann aber ein paar Wochen oder Monate dauern." Letztlich sei das eine Absprache zwischen den Behörden.
Dass sich Dr. Meik Lange für Winsen beworben hat, halten Justiz-Kenner für unwahrscheinlich. Nach WOCHENBLATT-Recherche hat er keinerlei Bezug zur Luhestadt. "Das sieht ganz nach einem Taschenspielertrick aus, weil das Ministerium ihm einen höher dotierten Posten beschaffen musste und die Stelle in Winsen gerade zur richtigen Zeit kam", sagt ein Insider.
Dr. Meik Lange war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Übrigens: Bis Dr. Lange irgendwann mal nach Winsen kommt, darf einer der anderen Bewerber den Vize-Posten kommissarisch ausüben.
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