Grünes Licht für 50-Millionen-Euro-Projekt in Winsen
thl. Winsen. Was lange währt, wird endlich gut. Vier Jahre und fünf Monate nach einem Grundsatzbeschluss über den städtischen Beitrag zur Energiewende hat der Stadtrat am Dienstagabend abschließend eine Flächennutzungsplan-Änderung und zwei Bebauungspläne zugunsten von elf neuen Windenergieanlagen (WEA) verabschiedet. Einen anfangs vorgesehenen WEA-Standort auf dem Gelände des Modellfliegervereins Ramelsloh westlich von Pattensen hatte man bereits im November 2015 aufgegeben (das WOCHENBLATT berichtete). Damit findet ein hochkomplexes Verfahren seinen Abschluss in den städtischen Beratungen. Bürgermeister Andre Wiese: „Das ist ganz maßgeblich auch der guten Zusammenarbeit zwischen der städtischen Planungsabteilung, den Gremien, dem Landkreis und den zuarbeitenden Planungsbüros zu verdanken.“
Dem Eingriff in Natur und Landschaft durch vier Anlagen in Pattensen und sieben in Scharmbeck stehen Ausgleichsmaßnahmen auf 23 Hektar gegenüber. Wiese: "Soweit ein Ausgleich der negativen Auswirkungen der 200 m hohen Windräder überhaupt faktisch möglich war, konnten alle wirksamen Maßnahmen hierfür im Winsener Stadtgebiet platziert werden." Für den weiteren Fortgang des Vorhabens stehe noch die formelle Abstimmung mit inhaltlich gleichen Zielen der Regionalplanung aus. Die drei Vorhabenträger Stadtwerke Winsen, Hamburg Energie und WinEnergie & Orbis hoffen, dass dies bis spätestens Juni erfolgt und der Landkreis die Bauzulassungsbescheide zügig erteilt. Außerdem muss eine erst dann einsetzende Liefer- und Errichtungszeit von zwölf Monaten bei dem Anlagen-Hersteller berücksichtigt werden. Mit dem Bau der Windräder (Kosten ca. 50 Mio. Euro) will man vor 2018 fertig sein.
Bei diesem Planungsvorhaben waren für ein Einzelthema bisher noch nie dagewesene Informationsmengen zu verarbeiten. Bei aller Freude über den erreichten Zwischenschritt blickt der Bürgermeister deshalb auch kritisch auf Planvorhaben dieser Dimension. 700 Seiten Unterlagen und 475 Seiten Abwägungsvorschläge verbunden mit einer hohen Komplexität der Sachverhalte galt es für die damit befassten Akteure zu bearbeiten und für die Öffentlichkeit transparent darzustellen. „Obwohl wir diese Informationen stets - und zum Teil deutlich früher als gefordert - öffentlich gemacht haben, kann ich jeden Bürger verstehen, der bei einer solchen Informationsflut die Segel streicht“, äußert Wiese Kritik an der derzeitigen Rechtslage. Nach seiner Auffassung sind Europa, Bund und Länder dringend gefordert, die Vorgaben für infrastrukturelle Planvorhaben deutlich abzusenken. „Dies reduziert Arbeitsaufwand und Kosten für notwendige Infrastruktur, beschleunigt die Verfahren und erhöht die Transparenz für die Bürgerinnen und Bürger.“
Für die Energiewende in Winsen ergeben sich aus dem geplanten Projekt sehr gute Perspektiven: Die elf WEA der 3,3-MW-Klasse werden jährlich voraussichtlich mehr als 100.000 MWh Strom produzieren. Hinzu kommt noch der Strom aus den bereits gebauten Photovoltaik-, Biogas-, und Wasserkraftanlagen in Winsen. „Damit wird in unserer Stadt mit ihren rund 35.000 Einwohnern voraussichtlich ab 2018 deutlich mehr Strom aus erneuerbaren Energien produziert als verbraucht werden“, so der Bürgermeister. Der Stromverbrauch in Winsen betrug 2014 ca. 118.000 MWh.
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