Spielplatz oder Feuerwehr?
Standortstreit um neues Feuerwehrhaus in Borstel entflammt
Der geplante Neubau des Feuerwehrhauses in Borstel sorgt für Diskussionen. Strittig ist vor allem der Standort, denn eine Variante sieht die Verlegung eines beliebten Spielplatzes vor – sehr zum Unmut vieler Bürgerinnen und Bürger. Der Planungsausschuss der Stadt Winsen wird sich am 24. April ab 17.30 Uhr mit einem Antrag der Grünen-Fraktion beschäftigen, der einen Wirtschaftlichkeitsvergleich beider Standortoptionen fordert.
Das bestehende Feuerwehrhaus entspricht laut Stadtverwaltung nicht mehr den aktuellen Anforderungen an Technik, Platz und Sicherheit. Ein Neubau sei daher unumgänglich, betont auch die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Sie fordert jedoch eine fundierte Entscheidung auf Basis einer detaillierten Kostenanalyse für beide zur Diskussion stehenden Standorte. Besonders umstritten ist dabei die Variante, bei der der Spielplatz am Neulandsweg weichen müsste.
Fraktionsvorsitzende Margot Schäfer warnt in diesem Zusammenhang vor den Folgen: „Wir halten es für überdenkens- und erstrebenswert, den bestehenden gut genutzten Spielplatz unverändert zu belassen. Die großen Bäume spenden in heißer werdenden Sommern unverzichtbaren Schatten. Nachzupflanzende Bäume brauchen Jahrzehnte, um eine annähernde Wirkung zu entfalten und bedürfen intensiver Pflege.“ Auch die soziale Kontrolle durch die Nähe zur Wohnbebauung sei ein wichtiges Argument, so Schäfer.
Der Antrag der Grünen umfasst die vollständige Erhebung aller relevanten Kostenfaktoren – von Erschließungskosten über die Demontage und Wiederherstellung des Spielplatzes samt Neuanpflanzung bis hin zu Ausgleichspflanzungen für gefällte Bäume. Diese sollen eine sachliche Debatte ermöglichen, die sich nicht nur auf städtebauliche, sondern auch auf ökologische und soziale Aspekte stützt.
Schon im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung im Juni 2024 wurde deutlich, wie emotional das Thema besetzt ist. Rund 60 bis 70 Anwohner kamen ins Schützenhaus Borstel, um sich zu informieren und ihre Bedenken zu äußern. Die Sorge um die Sicherheit der Kinder beim Spielen in unmittelbarer Nähe zum Feuerwehrgelände wurde mehrfach geäußert. Auch die Verkehrsführung und das Fehlen von Parkplätzen für Eltern wurden angesprochen.
Bürgermeister André Wiese verteidigte damals die Standortwahl mit Verweis auf die schwierige Grundstückslage: Mehrere alternative Flächen seien aus preislichen oder privaten Gründen nicht verfügbar gewesen. Die nun vorgesehene Lösung sei ein Kompromiss, um der Feuerwehr Planungssicherheit zu geben. „Ein Anbau am jetzigen Standort ist baulich nicht möglich“, so Wiese.
Die Verwaltung sicherte zu, den Spielplatz nicht ersatzlos entfallen zu lassen. Er solle an anderer Stelle neu angelegt werden – inklusive Baumbestand. Ob dies ökologisch und funktional mit dem jetzigen Zustand vergleichbar ist, bleibt umstritten. Margot Schäfer sieht den ökologischen Wert der bestehenden Bäume als nicht ersetzbar an: „Der Wert eines Baumes bemisst sich nicht ausschließlich im reinen Wert des Holzes, sondern in seinem ökologischen Beitrag zum Klimaschutz.“
Derzeit läuft das formelle Bauleitplanverfahren, einschließlich Umweltbericht, Baumgutachten und schalltechnischer Untersuchung. Die Entscheidung über den endgültigen Standort steht noch aus – ebenso wie der Beschluss über die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, der im Planungsausschuss am 24. April erfolgen soll.
Die Diskussion zeigt: Der Bau eines neuen Feuerwehrhauses ist nicht nur eine technische und finanzielle Frage – sondern berührt auch Fragen der Lebensqualität, des Naturschutzes und des Miteinanders im Ortsteil Borstel.
Redakteur:Anika Werner aus Winsen |
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