Landkreis Harburg
200 Jahre Maler- und Lackierer-Innung

Landesinnungsmeister Thomas Heinelt (li.) überreichte 
Obermeister Maik Wentzien die Urkunde zum 200-jährigen 
Jubiläum der Maler- und Lackierer-Innung | Foto: bim
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  • Landesinnungsmeister Thomas Heinelt (li.) überreichte
    Obermeister Maik Wentzien die Urkunde zum 200-jährigen
    Jubiläum der Maler- und Lackierer-Innung
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Eine Innung mit langer Tradition: Auf dem Hof Oelkers in Wenzendorf feierte jetzt die Maler- und Lackierer-Innung des Kreises Harburg als eine der ältesten Innungen in Niedersachsen ihr 200-jähriges Bestehen. Zu den Gratulanten gehörten neben Kreishandwerksmeister Bernd Hintze auch die Vizepräsidentin der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, Heidi Kluth, sowie Landesinnungsmeister Thomas Heinelt, die stellvertretende Landrätin Nadja Weippert und Winsens stellvertretender Bürgermeister Sebastian Trenkner.

Auch heute noch ist die Aufgabe der Maler- und Lackierer-Innung die Stärkung des Berufsstandes. "Qualität sichern, Techniken weiterentwickeln, nachhaltig arbeiten und hohe Kundenansprüche befriedigen: Das alles geht nur mit einer soliden Ausbildung, erfolgreichem Berufsabschluss und ständiger Weiterbildung", sagt Maik Wentzien, der der Innung seit Anfang des Jahres als Obermeister vorsteht. Zuvor prägten die Obermeister Manfred Voelker (2001 - 2016) und Armin Wilke (2016 - 2021) die Innung in den vergangenen Jahrzehnten.

Das Maler- und Lackiererhandwerk habe es geschafft, sich als Wirtschaftszweig auch in schweren Zeiten zu behaupten. Aktuell sind 60 Maler- und Lackierbetriebe in der Innung engagiert.

Das Motto der Innung lautet: "farbig, vielfältig, mit Zukunft". So gehört wie bei vielen Gewerken auch bei den Malern und Lackierern die Nachwuchsgewinnung zu einer der vordringlichsten Aufgaben. In den vergangenen zwei Jahrhunderten wurden in der Region mehrere tausend Lehrlinge ausgebildet. Derzeit erlernen etwa 50 Auszubildende den Beruf. Den Berufsstand zu erhalten und für die Zukunft zu wappnen, ist eine Aufgabe, der sich die Maler- und Lackierer-Innung gern stellt. Auch wenn die Nachwuchswerbung zunehmend schwieriger wird.

Das weiß auch Kreishandwerksmeister Bernd Hintze. Der Tischlermeister war von 2007 bis 2021 im Vorstand der Kreishandwerkerschaft als Kreislehrlingswart und 21 Jahre lang Prüfungsausschussvorsitzender der Tischler-Innung. Handwerksinnungen seien eine wichtige Gemeinschaft, um sich auszutauschen und Ideen einzubringen Dazu gehöre auch, die Wichtigkeit des Handwerks mehr herauszustellen, erklärte er.

"Handwerk ist die Wirtschaftsmacht, an der kein Politiker vorbeikommt", unterstrich Handwerkskammer-Vizepräsidentin Heidi Kluth. Starke Kammern als Vertretung vieler kleiner und mittlerer Unternehmen sowie starke Innungsverbände seien nötig, um deren Interessen in der Politik glaubwürdig zu vertreten.

Landesinnungsmeister Thomas Heinelt erklärte: "Nur wer Bereitschaft zu Innovation zeigt, kann im Wettbewerb bestehen, seine Position ausbauen und stärken. Nicht die großen Unternehmen, sondern die kleinen, dynamischen Betriebe sind das Rückgrat der Wirtschaft", machte er deutlich, bevor er Obermeister Maik Wentzien die Urkunde zum 200-jährigen Bestehen der Maler- und Lackierer-Innung überreichte.

Die stellvertretende Landrätin Nadja Weippert blickte auf die 200-jährige wechselvolle Geschichte der Maler und Lackierer zurück. Sie fühlte sich durch die Worte des Kreishandwerksmeisters Hintze an ihre eigene Kindheit erinnert. „Wenn ich einmal groß bin, werde ich Tischlermeisterin! Das musste ich als kleines Mädchen jedem sagen, der mich nach meinem Berufswunsch fragte. Denn mein Vater schulte im Alter von 35 Jahren noch auf den Tischlerberuf um. Als Tochter eines Handwerkers würde ich mir daher persönlich wünschen, dass Handwerksberufe von Kindesbeinen an einen höheren Stellenwert im Bereich der Bildung und vor allem noch höhere Wertschätzung in unserer Gesellschaft erfahren", sagte sie.

Handwerk sei stets präsent. Das desr Maler- und Lackiererhandwerks "in unseren Räumen, in den Städten und Dörfern sowie auf den Straßen und Parkplätzen. Es reicht ein Blick, und man weiß, wie wichtig Ihr Handwerk ist für jeden von uns ist!"(as/bim).

Das sind die Geehrten

Dass das Maler- und Lackierer-Handwerk ein beständiges ist, zeigen auch die Maler und Lackierer, die jetzt für ihre langjährige Zugehörigkeit zu den Innungsbetrieben im Landkreis Harburg ebenfalls beim Jubiläumsfest geehrt wurden.

Firma Hardy Best GmbH, Buchholz:

Michael Wachsmann, 30 Jahre, Maler- u. Lackierermeister, Geschäftsführer,

Birgit Owczarek-Best, 25 Jahre, kaufmännische Angestellte.

Firma Hans-Werner Witte, Hanstedt:

Silvia Wohlrab, 25 Jahre, Maler- und Lackierergesellin.

Firma Gerhard Grundt GmbH, Buchholz:

Karsten Baden, 25 Jahre, Karosserie- und Fahrzeugbaumeister,

Rainer von Fintel, 30 Jahre Werkstattleiter Lackierung,

Wilhelm Prigge, 30 Jahre, Fahrzeuglackierer,

Cathrin Ishaq, 30 Jahre, Finanzbuchhalterin und Personal,

Holger Grundt, 40 Jahre, Maler- und Lackierermeister.

Firma Hans-Heinrich Harms Malereibetrieb GmbH, Winsen-Hoopte:

Heribert Giemsch, 30 Jahre, Maler- und Lackierergeselle,

Bettina Harms, 30 Jahre, kaufmännische Angestellte,

Maike Schamott, 30 Jahre, kaufmännische Angestellte,

Thomas Nilles, 30 Jahre, Maler- und Lackierermeister, Prokurist,

Peter Schreier, 35 Jahre, Maler- und Lackierergeselle,

Klaus-Dieter Peters, 40 Jahre, Maler- und Lackierergeselle,

Sigrid Harms, 45 Jahre, kaufmännische Angestellte, Prokuristin.

Aus der Chronik: Von vier Glasern gegründet

Gemeinsam sind sie stark: In der Maler- und Lackierer-Innung des Landkreises Harburg schließen sich Handwerksbetriebe aus der Region zusammen - und das seit 200 Jahren.

Der Gründungstag der Maler- und Lackierer-Innung ist der 14. Dezember 1821. Damals wurde den Winsener Glasern Hinrich Ahrens, Christian Gottlieb Nöhmke, Johann #+Andreas Röhlsberger und Johann David Nöffke von der Königlich Großbritannisch-Hannoverschen Provinzialregierung der Amts- und Gildebrief verliehen. Da das Maler- und Glaser-Handwerk von Alters her eng miteinander verbunden sind, gilt dieser Zeitpunkt als Geburtsstunde der Maler- und Glaserinnung. Damit wurde die Grundlage für einen Zusammenschluss von Berufskollegen geschaffen, der bis heute das gute Wirtschaften und die Sicherung des Berufsstandes zum Ziel hat.

Nachdem 1866 die Zünfte aufgehoben wurden, lösten sich auch die Gilden und Innungen auf. Doch bereits am 25. Juli 1887 gründeten die Handwerksbetriebe erneut eine Innung, um ihre Interessen besser durchsetzen zu können. Neben Malern und Glasern gehörten der gemischten Innung auch Korbmacher, Seiler und Buchbinder an.

Im Oktober 1899 löste sich die gemischte Innung auf, gleichzeitig wurde die "Freie Maler- und Glaser-Innung zu Winsen an der Luhe" gegründet.

Während des Ersten Weltkriegs kam von 1914 bis 1918 das Innungsleben zum Stillstand. Ab 1919 fanden wieder Versammlungen statt, im Juli 1920 beschloss die Innung die Errichtung einer Zwangsinnung für den Kreis Winsen an der Luhe.

Im März 1922 entstand eine Fachschule für die Lehrlinge des Kreises. Von der Inflation und der Wirtschaftskrise in den 1920er Jahren blieb auch das Malerhandwerk nicht verschont.

Die Malerinnungen Winsen, Buchholz und Wilhelmsburg wurden im August 1934 der Innung Harburg angeschlossen. Nach der Eingemeindung 1937 wurden die Harburger und Wilhelmsburger Maler Mitglieder der Groß-Innung Hamburg.

Am 13. November 1937 fand die erste ordentliche Versammlung der Maler- und Lackiererinnung des Landkreises Harburg statt. Damit hatte das Innungsgebiet in etwa die heutige Ausdehnung.

Während des Zweiten Weltkriegs kam das Innungsleben erneut zum Erliegen. Nach Kriegsende waren rund 100 Malerbetriebe im Landkreis Harburg registriert. Innungsversammlungen fanden ab 1946 wieder statt und die zwischenzeitlich geschlossene Berufsschule in Winsen wurde wieder geöffnet. 1947 wurden die Zwangsinnungen abgeschafft, eine Mitgliedschaft in der Maler- und Lackiererinnung war wieder freiwillig.

Seit Ende der 1980er Jahre stand auch die Öffentlichkeitsarbeit und die Werbung für das Handwerk im Fokus. Mit einer eigenen Ausstellung im Freilichtmuseum am Kiekeberg sowie einer Wanderausstellung präsentierten sich die Maler und Lackierer und informierten über ihren traditionsreichen Beruf.

"Die 60 Innungsunternehmen beschäftigen zurzeit im Landkreis Harburg über 500 Mitarbeiter und tragen nicht nur zur Stabilität der wirtschaftlichen Lage bei, sie stärken auch die gesellschaftliche und soziale Komponente des Zusammenlebens", sagt Geschäftsführer Andreas Baier. (as).

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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