Elbbrücke bei Rönne gesperrt
Was auf der Fähre zwischen Hoopte und Zollenspieker los ist

Dariusz Bednarkiewicz, Schiffsführer und Geschäftsführer der Erlebnis-Reederei, steuert die Fähre "Hoopter Möwe 2" | Foto: ts
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Die für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrte Elbbrücke zwischen Rönne und Geesthacht macht Autofahrern seit einem Monat zu schaffen. An üblichen Werktagen queren sonst an dieser Stelle rund 20.000 Fahrzeuge die Elbe. Für viele Berufspendler ist die wichtigste Ausweichstrecke die Fähre zwischen Hoopte und dem Zollenspieker Fährhaus. Seit der Brückensperrung herrscht hier reger Betrieb. Dennoch sei die Auslastung der Fähren bisher geringer als erwartet, sagt Dariusz Bednarkiewicz, Schiffsführer und Geschäftsführer der Erlebnis-Reederei, die die Fährverbindung betreibt. 

Mit bis zu 40 Prozent mehr Fahrgäste hatte der Fährunternehmer wegen der Brückensperrung gerechnet. "Möglichweise ist das Neun-Euro-Ticket im regionalen Bahnverkehr ein Grund", sagt Dariusz Bednarkiewicz. Die einfache Überfahrt mit der Fähre kostet zwei Euro. Dauerkartenbesitzer fahren günstiger. Die Energiekrise bekommt der Fährunternehmer heftig zu spüren. Um 80 bis 90 Prozent sei inzwischen der Preis für Schiffsdiesel gestiegen. "Eine Möglichkeit, die Preissteigerung auszugleichen, gibt es nicht", sagt Dariusz Bednarkiewicz. Er fahre mit umweltfreundlichem Diesel, fügt er noch hinzu.

Während der Brückensperrzeit fährt die Fähre "Hoopter Möwe 2" bei verlängerter Betriebszeit bis 20 Uhr. Am Nachmittag ab 15 oder 16 Uhr steigt die Auslastung. Eine zweite Besatzung steht in Bereitschaft, spontan die zweite Fähre "Spieker Möwe" zusätzlich einzusetzen. Beide Fähren pendeln dann im Fünf-Minuten-Takt. Die Fähre „Hoopter Möwe 2“ hat Platz für 25 Pkw, auf die kleinere-Fähre „Spieker Möwe“ passen 14 Fahrzeuge. Ein Schiffsführer und zwei Matrosen bilden jeweils in der Regel die Besatzung.

Zurzeit seien etwa die Hälfte der Fahrgäste Berufspendler, die andere Hälfte Ausflugsgäste, sagt Dariusz Bednarkiewicz. Jeweils mit dem Fahrrad sind Monika und Melanie, wie Mutter und Tochter aus Hamburg sich vorstellen, an Bord gekommen. Sie setzen zum ersten Mal an das Hoopter Elbufer über. Von der Alster aus sind sie gestartet, um die Elbe entlang zurück in das Zentrum nach Hamburg zu fahren. Zwischenstopps im Landkreis Harburg seien nicht geplant. Es geht um die Fahrt mit dem Rad, sagt Melanie. 

Finn-Ole Speck lebt in der Gemeinde Stelle. Sein Arbeitsplatz ist die Fähre auf der Elbe. Der Matrose gibt den Autofahrern Handzeichen, weist die Fahrzeuge in die richtige Position an Bord. "Viele lassen zu viel Abstand zu dem vorderen Auto", erklärt er. Manche reagieren unwirsch auf sein Winken, die Position zu korrigieren. "Die Leute sind gestresst, weil sie zuvor auf der Straße im Stau gestanden hatten", sagt Finn-Ole Speck und bleibt gelassen. Voraussichtlich im nächsten Jahr wird er Schiffsführer sein und selbst eine Fähre fahren.  Die Fahrerlaubnis auf Hamburger Gebiet habe er bereits erworben. Eine zusätzliche Prüfung stehe noch aus, um in Niedersachsen als Schiffsführer tätig sein zu dürfen.

Seit 25 Jahren ist Dariusz Bednarkiewicz Schiffsführer. Fünf bis sieben Minuten dauert die Überfahrt zwischen den Fähranlegern Hoopte und Zollenspieker. Die Strecke scheint damit überschaubar. Dennoch sagt der erfahrene Fährunternehmer: "Jede Fahrt ist anders." Die Strömung und der Wasserstand seien niemals gleich. Aufmerksam hat er den Schiffsverkehr auf dem breiten Fluss im Blick. Binnenfrachtschiffe, die Stückgut transportieren, größere Fahrgastschiffe und Sportboote kreuzen seinen Weg. Manche Sportbootfahrer missachteten die Regeln auf dem Wasser, führen der Fähre "vor die Nase", erzählt er. Die Fähre "Hoopter Möwe 2" quert mit zehn km/h gegen die Strömung den Elbstrom, mit der Strömung sind es bis zu 15 km/h.

"Wir betreiben die älteste Fährverbindung Deutschlands", sagt Dariusz Bednarkiewicz. "Darauf sind wir stolz." Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde der Ort Zollenspieker im Jahr 1252 – damals noch „Yslinge“ genannt. Etwa zwei Kilometer stromaufwärts existierte zu dieser Zeit bereits eine Zollstelle mit Fährverbindung, Mit der Änderung des Verlaufs der Ilmenau wird auch die Zollstelle und Fährverbindung an den heutigen Ort Zollenspieker verlegt. Berufspendlern in der Gegenwart war die Fährverbindung wohl selten wichtiger als heute.

Entlang der Elbe durch die Marsch
Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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