CDU/CSU fordern Preis-Notbremse
Ist der Führerschein zu teuer?
Wer jung ist und auf dem Land wohnt, kann es meist nicht abwarten, seinen Führerschein zu machen. Schließlich sind die Wege weit, das Elterntaxi ausgereizt und der ÖPNV noch lange nicht ausgereift. Doch wer kann sich das überhaupt noch leisten? Diese Frage beschäftigt aktuell auch den Bundestag, bei dem jüngst ein Antrag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion "für einen bezahlbaren Führerschein" einging.
"Ich finde die Preise nicht angemessen", sagt ein junger Führerschein-Anwärter aus dem Landkreis Harburg. Für junge Leute, deren Familien finanziell nicht gut aufgestellt sind, so erzählt der 18-Jährige, sei es sehr schwer, die Kosten alleine zu stemmen. Mit bis zu 4.500 Euro müssen Fahrschüler bei rund 25 Ausbildungsfahrstunden rechnen, gibt der ADAC auf seiner Internetseite an. Rechnet man mit der günstigsten Variante, bei einem sehr schnellen Fahrschüler mit nur 15 Fahrstunden, so kommen immerhin noch 2.500 Euro zusammen. Diese Rechnung bestätigt auch Fahrlehrer Christian Grau, von der Fahrschule "Fahrwerk".
Doch wie entsteht der Preis?
Zunächst bezahlen die Fahrschüler einen festen Grundbetrag, der zwölf mal 90 Minuten Theorieunterricht beinhaltet. Dann geht es an die Fahrstunden, die in Übungs- und Sonderfahrten aufgeteilt sind. Die Übungsstunden sind dazu da, den Schüler mit dem Pkw vertraut zu machen - die Anzahl dieser liegt im Ermessen der Fahrschule. Bei den Sonderfahrten sind drei Stunden bei Dunkelheit sowie fünf Überland- und vier Autobahnstunden vorausgesetzt. Insgesamt müssen Führerschein-Anwärter mit rund 30-40 Fahrstunden rechnen. "Je nach Talent des Schülers", so Grau. Hier empfiehlt Christian Grau seinen Schülern, noch vor der ersten Stunde einen Übungsplatz zu besuchen. "Da kann man sich mit dem Fahrzeug vertraut machen, das Schalten und Anfahren üben." So ließen sich schonmal die Kosten für die ersten Übungsstunden einsparen.
Dass die Kosten für die einzelnen Posten mittlerweile höher liegen, erklärt Christian Grau wie folgt: "Kraftstoff, Miete, Steuern sowie die Kosten für unsere Fahrzeuge sind in den vergangenen Jahren extrem angestiegen." Auch dass Fahrschüler im Allgemeinen mehr Fahrstunden brauchen, trage dazu bei. Das hänge unter anderem mit dem erhöhten Verkehrsaufkommen zusammen, auf das die Schüler vorbereitet werden müssen.
Wie der TÜV bekannt gab, gab es im Bereich Durchfallquote im vergangenen Jahr einen Negativrekord: 42 Prozent der Fahrschüler fielen 2023 durch die theoretische Prüfung. In der praktischen Prüfung seien es immerhin 30 Prozent gewesen. "Wir vom 'Fahrwerk' lassen unsere Fahrschüler erst zur Theorieprüfung, wenn sie bei uns mit einer speziellen Software getestet wurden", sagt Fahrlehrer Christian Grau, der mit der Quote seiner Schüler zufrieden ist.
Lange Wartezeiten überbrücken
Auch lange Wartezeiten auf die Prüfungstermine seien Faktoren, die den Preis für den Führerschein in die Höhe treiben. Denn: Auf die praktische Prüfung müsse teilweise mehrere Monate, im Extremfall sogar ein Jahr lang gewartet werden. In der Zwischenzeit fallen natürlich neue Kosten für Fahrstunden an, die nötig sind, um am Ball zu bleiben.
Aktuell seien lange Wartezeiten beim hier zuständigen TÜV Nord aber kein Problem mehr. Die Lage habe sich nach den aufgestauten Prüfungen der Corona-Zeit und in Sachen Personalmangel seit Ende 2023 beruhigt. Mit einer Verlängerung der Wartezeiten rechnet Grau allerdings demnächst, da nun die Motorradsaison wieder losgehe und diese Prüfungen dazukämen.
Staut es sich bei den Führerscheinprüfungen, so sollen vermehrt Simulatoren zum Einsatz kommen, fordert die CDU/CSU-Bundestagsfraktion in ihrem Antrag. Durch diese könnten langfristig Kosten eingespart werden. Fahrlehrer Christian Grau hält nicht viel von den Simulatoren. "Die Simulatoren sind sehr unrealistisch, das ist ein ganz anderes Gefühl als in einem echten Auto." Auch seien sie in der Anschaffung (um die 18.000 Euro) sehr teuer und müssten sich für die Fahrschulen irgendwie rentieren.
Damit die Kosten für einen Führerschein wieder sinken, müsse etwas in der Politik passieren, findet Christian Grau. Ob der Antrag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion etwas ändern kann, wird sich zeigen.
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