Rückkehr zur Kernkraft ist utopisch
Klimaforum Buchholz präsentiert Dokumentarfilm

„Ich bin komplett überrascht, diese Hintergründe kannte ich nicht“ oder „Das ist ja alles noch viel schlimmer, als ich gedacht habe“. Diese Reaktionen der Bundestagskandidaten Ingmar Schmidt und Frerk Meyer waren die Folge von beeindruckenden Zahlen, die Filmemacher Johannes Bünger und Dr. Bernd Redecker, Sprecher des Bundesarbeitskreises Atomenergie und Strahlenschutz beim BUND, jüngst bei der Veranstaltung „Kernkraft – Energie mit Zukunft?“ des Klimaforums Buchholz präsentierten. Etwa 80 Gäste kamen in die Rathauskantine.
Bünger und Redecker verdeutlichten, dass die Rückkehr zur Kernkraft, die im Bundestagswahlkampf von einigen Parteien ins Spiel gebracht worden war, völlig utopisch sei. Aus mehreren Gründen: So sei die Welt abhängig von russischen Uranlieferungen, betonte Bünger. Etwa die Hälfte des weltweit für Brennstäbe erforderlichen Urans stamme aus Russland, zudem verfügten nur noch Ingenieure dort über das technische Know-how für den Bau neuer Kernkraftwerke. Bünger und sein Team haben eineinhalb Jahre für einen Dokumentarfilm auf dem Fernsehsender Arte recherchiert und dabei viele Verflechtungen offengelegt. „Putin hat sich klammheimlich eine geopolitische Waffe geschaffen“, betonte Bünger.

20 Milliarden Euro für Bau eines Kernkraftwerkes

Auch die Kosten sprächen gegen eine Rückkehr zur Kernkraft, sagte Redecker. Der Neubau eines Atomkraftwerks schlage mit mindestens 20 Milliarden Euro zu Buche. Die meisten der 101 Akw in Europa müssten in absehbarer Zeit erneuert werden, doch der Neubau dauere mindestens 20 Jahre. In dieser Zeit ließe sich durch den konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien für weniger Geld deutlich mehr erreichen, betonte Redecker. In der EU setzten nur noch zwölf der 27 Mitgliedsstaaten auf die Kernkraft. 
Die anwesenden Bundestagskandidaten waren sich weitgehend einig, dass die Kernkraft keine Zukunft in Deutschland hat. Auch Ingmar Schmidt (FDP), der zu Beginn der Diskussion
Technologieoffenheit eingefordert hatte, war sich nach den Vorträgen von Johannes Bünger und Bernd Redecker nicht mehr sicher. Für Henning Schwieger (AfD) war die Rückkehr zur Kernkraft unrealistisch, weil es für den Betrieb eines Akw keine Fachkräfte gebe – damit unterschied sich Schwieger vom Wahlprogramm seiner Partei.
Der Dokumentarfilm von Johannes Bünger soll am Dienstag, 25. März, auf Arte ausgestrahlt werden. Seine Hoffnung, dass der beeindruckende Film vielleicht noch vor der Bundestagswahl gezeigt wird, erfüllte sich nicht.

Redakteur:

Stefanie Hansen aus Tostedt

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