Tafel Buchholz

Zahl der Bedürftigen hat sich verdoppelt

Bereits vor Öffnung der Lebensmittelausgabe der Tafel Harburg in Buchholz stehen Menschen bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt an. Überwiegend Frauen, aber auch Männer warten geduldig, die meisten von ihnen haben Einkaufstrolleys bei sich. Drinnen bauen Ehrenamtliche Kisten auf - gefüllt mit Gemüse, Obst, Käse, Wurst oder Brot. Bedürftige dürfen sich hier einmal wöchentlich gespendete Lebensmittel abholen. Ihre Zahl hat deutlich zugenommen - in einem Landkreis, der als einer der wohlhabendsten in Deutschland gilt. 

Noch nie haben so viele Menschen Hilfe bei den Tafeln gesucht. Seit Jahresbeginn kämen laut dem Dachverband Tafel Deutschland 50 Prozent mehr Bedürftige. In Buchholz hat sich ihre Zahl sogar verdoppelt. "Vorher waren es 50, jetzt sind es 100", sagt Ausgabenstellenleiterin Julia Bökler. "Aufnahmestopp", heißt es auf einem Hinweis an der Tür. Dabei erwartet Julia Bökler eine steigende Nachfrage im nächsten Jahr, "wenn Menschen hohe Nachzahlungen für die Strom- und Heizkosten leisten müssen", sagt sie. Menschen aus dem Niedriglohnsektor zum Beispiel, die sonst immer noch knapp über die Runden gekommen sind, werden möglicherweise auf die Unterstützung der Tafeln angewiesen sein. 

Den Zuwachs in diesem Jahr machen vor allem Kriegsvertriebene aus der Ukraine aus. Einige langjährige Stammkunden blieben indes fern, sagt eine ehrenamtliche Helferin, die das bedauert. Sie spricht von Rentnern, Frührentnern, Alleinerziehenden. Über den Grund könne sie nur mutmaßen: Ihnen mache es möglicherweise zu schaffen, bei Kälte oder Nässe deutlich länger anzustehen.

Hohe Energiepreise und Inflation - die Folgen dieser Entwicklung spüren die Tafeln in Deutschland deutlich. Die Lebensmittelspenden von den Handelsketten seien zurückgegangen. Das Ausmaß beschreibt Julia Bökler mit einem Beispiel: "Wenn wir heute eine Kiste mit Joghurts erhalten, waren es früher drei oder vier."

In die Bresche springen private Spender und Spenderinnen. Ihre Zahl habe deutlich zugenommen. Leute wie Petra und Lutz Werner. Sie leben in der Nachbarschaft der Tafel-Ausgabestelle in Buchholz. Das Ehepaar spendet nach Rücksprache mit Julia Bökler Lebensmittel im Wert von 100 Euro, bringt sie selbst zur Ausgabestelle. Vor allem haltbare Lebensmittel sind es - Mehl, Zucker, Milch. "Wir schenken zu Weihnachten nur kleinen Kindern etwas. Stattdessen spenden wir an die Tafel", sagt Lutz Werner.

Was benötigt die Tafel am dringendsten? Lebensmittelspenden? Zusätzliche Ehrenamtliche? Oder Geldspenden? "Lebensmittelspenden", antwortet Julia Bökler ohne zu zögern. Die Tafel in Buchholz arbeitet unter schwierigen Umständen. Die Räume, insgesamt etwa 80 Quadratmeter, seien zu beengt. Mindestens 100 Quadratmeter müssten es sein. Die Lage in einem Wohnquartier führe zu Konflikten mit Nachbarn. Etwa, wenn Kunden und Kundinnen beim Warten in Carports Schutz vor Nässe und Kälte suchen. Ein eigenes Fahrzeug, mit dem die Ehrenamtlichen Lebensmittel einsammeln, fehlt den Helfern und Helferinnen. Mit dem eigenen Pkw besorgt ein Helfer regelmäßig Kartoffeln, die einer von einem Landwirt abholt.

17 Ehrenamtliche engagieren sich bei der Tafel Buchholz. Manchmal bekommen sie Unmut zu spüren. Zum Beispiel, wenn Bedürftige lange Zeit anstehen müssen. "Manche wissen nicht, dass wir hier unentgeltlich arbeiten", erklärt Julia Bökler. Die Bundesagentur für Arbeit schicke sie zu den Tafeln. Bedürftige gingen deshalb irrtümlicherweise davon aus, dass die Lebensmittelausgabe eine staatliche Leistung sei. Aber die meisten Kundinnen und Kunden seien geduldig und dankbar.

Seit 2015 engagiert sich Julia Bökler für die Tafel. Die Ausgabestelle leitet die 41 Jahre alte Büroangestellte seit 2020. Dazu zählt auch die Buchhaltung, die sie zu Hause in der Freizeit erledigt.
Wer dankt eigentlich den Helferinnen und Helfern? "Im Januar werden wir zusammen in einem Restaurant zusammen essen", sagt Julia Bökler. "Unser Dachverband, die Tafel Harburg, lädt uns ein."

Tafeln in der Region: 

Mehr als zwei Millionen Menschen nehmen die Lebensmittelhilfen von rund 960 Tafeln in Deutschland in Anspruch. 

Die Tafel Harburg betreibt Zweigstellen in Buchholz und Winsen. Wer Lebensmittel in Winsen oder Buchholz abgeben möchte, fragt bei der Tafel Harburg nach der jeweiligen Ausgabenleitung: Telefon 040-77110897
oder per E-Mail an post@tafel-harburg.de. Bedürftige, die bei den Tafeln registriert sind, erhalten nach Vorzeigen ihres Tafelausweises an der Ausgabe gegen eine Tagesspende von zwei Euro vorgepackte Lebensmittel.

Ausgabestelle Buchholz, Reiherstieg 8, Mittwoch 12 bis 14 Uhr. 

Ausgabestelle Winsen, Neulander Weg 15, Dienstag und Freitag, jeweils 10.30 Uhr bis 12 Uhr.

Spendenkonto: Sparkasse Harburg-Buxtehude
BIC: NOLADE21HAM
IBAN: DE 94 2075 0000 0090 0591 14

Töster Tafel
Herbergsverein, Bremer Str. 37, 21255 Tostedt, Ansprechpartnerin: Antje Müller, Telefon 04182-2009161.
Öffnungstage: Dienstag um 14.45 Uhr und Freitag um 10.45 Uhr

Tafel Buxtehude, Hansestraße 1, Montag, Dienstag, Donnerstag, 14 bis 16 Uhr.
Zweigstelle Horneburg, Bürgermeister-Löhden-Straße 6, jede ungerade Woche am Donnerstag um 14 Uhr.
Spendenkonto: Kontoinhaber: St. Petri-Gemeinde Buxtehude
Konto-Nr.: 56 241 425
Sparkasse Harburg-Buxtehude (BLZ 207 500 00)
IBAN: DE13207500000056241425
BIC: NOLADE21HAM

Stader Tafel:
Spendenkonto: 
Zahlungsempfänger: Kirchenamt in Stade
IBAN: DE54 2415 1005 0000 0080 94
BIC: NOLA DE 21 STS (Sparkasse Stade Altes Land)
Verwendungszweck: Spende für die Stader Tafel

Ausgabestellen:
Stade, Schwingedeich 4,

Stade-Hahle, Ev. Markus-Kirchengemeinde
Lerchenweg 10
Ausgabetag: Mittwoch ab 14 Uhr
Neuanmeldungen mittwochs ab 13.30 Uhr

Drochtersen
Ev. Kirchengemeinde St. Johannis und Katherinen
Kirchenstraße 3
Ausgabetag: Freitag ab 14 Uhr

Harsefeld
Evang. Gemeindezentrum
Am Bokelfeld 6
Ausgabetag: Montag und Donnerstag ab 14:00 Uhr

Himmelpforten
Eulsetehalle
Marktstraße 5a
Ausgabetag: Montag ab 14:30 Uhr