9-Euro-Ticket
Zum Test von Auto auf die Bahn umgestiegen

Das Neun-Euro-Ticket in Papierform aus dem Fahrkartenautomaten | Foto: as
3Bilder
  • Das Neun-Euro-Ticket in Papierform aus dem Fahrkartenautomaten
  • Foto: as
  • hochgeladen von Thomas Sulzyc

Seit Mittwoch, 1. Juni, gilt es nun: das 9-Euro-Ticket im öffentlichen Nahverkehr. Deutschlandweit wurden vorab rund sieben Millionen der supergünstigen Monatsfahrkarten verkauft. Eine davon habe ich erworben - vor mehr als einer Woche bereits. Ganz klassisch in Papierform am Fahrkartenautomaten, ohne jede Wartezeit. Meine Idee dazu: In den nächsten drei Monaten möglichst viele Fahrten von Hamburg-Harburg zu meinem Arbeitsplatz in Buchholz mit der Eisenbahn zurückzulegen, das Auto stehenzulassen und Geld zu sparen. 

Am zweiten Tag der Einführung des Billigtickets steige ich vom Auto auf die Bahn um. Dafür zahle ich einen Preis, der mir nicht schmeckt: Ich muss eine halbe Stunde früher aufstehen. Die Fahrzeit mit dem Metronom RB41 vom Fernbahnhof Harburg zum Bahnhof Buchholz ist zwar mit 15 Minuten nur halb so lang wie mit dem Auto. Der Fußweg zum Bahnhof und der Umstand, dass die Abfahrtszeit ungünstig getaktet ist zu meinen Arbeitszeiten, wirken sich nachteilig aus. 

Bilder aus dem Internet vom Vortag im Kopf, erwarte ich Menschenmassen und Gedrängel auf dem Bahnsteig. Davon keine Spur: Überraschend habe ich um 7.40 Uhr viel Platz auf dem Fernbahnsteig drei im Bahnhof Harburg. Übersichtlich warten die Fahrgäste. Mit nur einer Minute Verspätung fährt der Zug in Richtung Bremen in den Bahnhof ein. 

In dem Waggon, in den ich entspannt einsteige, sitzen wenige Fahrgäste - einzeln und mit viel Abstand zueinander. Ich habe die freie Sitzplatzwahl, lasse mich an einem Fenster nieder. Die anderen Fahrgäste dösen oder lesen. Schnell ist klar: Ich habe es mit routinierten Berufspendlern zu tun. Reisende, die mit dem 9-Euro-Ticket einen Ausflug machen, sind hier nicht unterwegs.
Ich erhasche einen Blick auf die Tageszeitung aus Hamburg, die der vor mir sitzende Fahrgast liest: "Warum wird der HVV nicht dauerhaft günstig?", lautet die Überschrift.

In Buchholz angekommen, bewegen sich andere Fahrgäste schnellen Schrittes zu den Stadtbussen - offenbar weiter zum Arbeitsplatz. Beinahe geisterhaft verlassen wirken die Bahnsteige von oben. Im 9-Euro-Ticket-Fieber ist hier um 8.10 Uhr niemand.

Am Vortag hatte bereits die Metronom Eisenbahngesellschaft mitgeteilt: Zur Premiere des Neun-Euro-Tickets seien einige Züge im Hansenetz und beim Elektro-Netz Niedersachsen-Ost wider Erwarten relativ schwach ausgelastet gewesen. Andere Verbindungen hingegen hätten kurz vor der maximalen Auslastungsgrenze gestanden. Wegen einer Weichenstörung bei Winsen/Luhe kam es auf der Strecke zwischen Hamburg und Uelzen und weiter nach Hannover und Göttingen zu erheblichen Verspätungen und Teilausfällen einiger Verbindungen.

Macht mir das 9-Euro-Ticket das Bahnfahren dauerhaft schmackhaft? Nein, eine halbe Stunde früher aufzustehen, das wiegt schwer. Dazu ein 50 Minuten länger dauernder Arbeitsweg (insgesamt Hin- und Rückweg) am Tag? Nein, danke! Ganz zu schweigen davon, dass ich das Auto als Landreporter brauche, um von Buchholz in angemessener Zeit nach Ramelsloh oder Maschen zu gelangen. 

Das 9-Euro-Ticket finde sich super, um ins Kino, Theater oder an die Küste zu fahren. Aber nach drei Monaten ist die Episode für mich wieder beendet. In meiner Lebenssituation ist das Auto klarer Punktsieger und unverzichtbar.

9-Euro-Ticket darf nicht laminiert werden

Das 9-Euro-Ticket und andere Fahrscheine dürfen nicht laminiert (in Folie eingeschweißt) werden. Darauf weist das Verkehrsunternehmen KVG hin. Die Fahrscheine bestehen aus Thermopapier und verfärben sich bei starker Hitze. Das Ticket verliert dadurch seine Gültigkeit.

Verspätungen und Zugausfälle im Landkreis Harburg auf hohem Niveau
Das Neun-Euro-Ticket in Papierform aus dem Fahrkartenautomaten | Foto: as
WOCHENBLATT-Redakteur Thomas Sulzyc im Metronom auf dem Weg zur Arbeit | Foto: ts
Vom Neun-Euro-Ticket-Fieber keine Spur: Der Bahnsteige am Bahnhof Buchholz sind am Donnerstag, 2. Juni, um 8.10 Uhr beinahe menschenleer | Foto: ts
Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

Webseite von Thomas Sulzyc
Thomas Sulzyc auf Facebook
Thomas Sulzyc auf YouTube

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

3 folgen diesem Profil

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Schnappschuss einbetten

Abbrechen

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.